Große Enttäuschung beim SVD : Pflicht erfüllt, Ziel verfehlt
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Starke Saison, aber am Ende doch enttäuscht: Geknickte Darmstädter Lilien Bild: Reuters
Die Darmstädter verpassen die „Berliner Extrarunde“, weil der HSV in Rostock gewinnt. So schaffen es die „Lilien“ nicht auf den Relegationsrang. Trotz einer starken Saison überwiegt die Enttäuschung.
Das Darmstädter Credo, das unter der Woche zum bei jeder Gelegenheit wiederholten Mantra wurde, lautete: „Alles ist möglich.“ „Lilien“-Cheftrainer Torsten Lieberknecht verspürte vor dem letzten Akt dieser Zweitliga-Saison eine ausgeprägte „Lust auf Sensation“. Der SV Darmstadt 98 erfüllte am Sonntag mit dem souveränen 3:0-Heimsieg gegen den SC Paderborn seine Aufgabe.
Doch als im Stadion am Böllenfalltor der letzte Abpfiff der Saison ertönte, war die Sensation zwischenzeitlich nur angebahnt, aber letztlich nicht passiert. Stadiongast Felix Magath hatte keinen guten Riecher – seine Berliner Hertha trifft in den Relegationspartien nicht auf die „Lilien“, sondern auf den Hamburger SV. Werder Bremen kehrt via Platz zwei direkt in die Bundesliga zurück, die Darmstädter auf ihrem undankbaren vierten Platz werden noch eine Weile der großen verpassten Chance nachtrauern.
Cheftrainer Lieberknecht hatte sich für das Saisonfinale etwas überraschend für den kampfstarken Emir Karic auf dem linken Flügel entschieden, Marvin Mehlem ersetzte den gesperrten Klaus Gjasula in der Mittelfeldzentrale.
Der Tag, der außergewöhnlich werden sollte, weil die Arbeit einer ganzen Saison auf dem Spiel stand, wurde auch außergewöhnlich eingeleitet. Mit Inbrunst wurden die SVD-Profis schon beim Warmmachen von den 13.700 Zuschauern im ausverkauften Haus besungen. Und die Energie von den Rängen übertrug sich direkt auf die Mannschaft, die wie entfesselt loslegte.
Früher Tusch der „Lilien“
Die Darmstädter Profis überfielen ihre ostwestfälischen Gegenüber mit Anpfiff nahezu. Nach nicht mal 100 gespielten Sekunden hatten die Südhessen schon drei Torabschlüsse – und der dritte war auch gleich ein Treffer. Tim Skarke nutzte eine Kopfballvorlage von Philipp Tietz zu einem satten Schuss ins Netz. Nach diesem frühen Tusch waren die elektrisierten Darmstädter um Spielkontrolle bemüht, was ihnen aufgrund von Hektik und Nervosität in ihrem Spiel nicht durchgehend gelang.
Die Paderborner zeigten durchaus, warum sie zuvor sechs Partien lang ungeschlagen waren und auswärts zu den am meisten gefürchteten Gegnern der Liga gehören. Pröger zwang SVD-Torhüter Marcel Schuhen zu einer glänzenden Fußabwehr (36.). Da stand es aber schon 2:0 für die „Lilien“, weil Luca Pfeiffer eine Flanke von Matthias Bader im Stile eines Stürmers mit Tor-Abonnement ins Tor prallen ließ (25.).
Der parallele Rückstand des HSV in Rostock brachte die Darmstädter dem Sprung auf Rang drei und der Fortsetzung der Saison in Berlin nahe. Zumal die Profis offensiv enorm effektiv zu Werke gingen. In der 38. Minute veredelte abermals Pfeiffer eine abermalige Kopfballvorlage seines Sturmpartners Tietz zu seinem 17. Saisontreffer – 3:0. Damit hat das Sturm-Duo trotz einer in der Rückrunde monatelangen gemeinsamen Flaute insgesamt 32 der 71 „Lilien“-Tore auf sich vereint.
Nach Wiederanpfiff entpuppten sich die Paderborner als Frühstarter. Schuhen musste in der 46. Minute gleich zweimal in höchster Not klären. Doch die mitreißend agierenden „Lilien“ ließen ebenfalls nicht locker. Der eingewechselte Braydon Manu vergab nach sehenswerter Kombination eine gute Einschussgelegenheit (53.).
Zu diesem Zeitpunkt hatte der HSV in Rostock ausgeglichen – der Relegationsrang geriet wieder ins Wackeln. In der Folgezeit nahmen am Böllenfalltor beide Parteien etwas Tempo aus dem Spiel. Die Darmstädter hatten ihr Tagessoll erfüllt, und der SCP machte, obwohl stets bemüht und nach der Roten Karte für Cuni (78.) in Unterzahl, nicht mehr den Anschein, als ob er daran etwas ändern könnte.
So wie die Zuschauer auf den Rängen schienen auch die Spieler, von vereinzelten Vorstößen abgesehen, vorrangig auf die finale Kunde von der Ostsee zu warten. Als die Hamburger dort in der zweiten Halbzeit das Spiel zu drehen vermochten, war klar: Darmstadt 98 konnte eine starke Saison 2021/22 nicht krönen. Auch die Berliner Extrarunde blieb ihnen versagt. Die Darmstädter Fans bewiesen aber ein ausgeprägtes Gespür für den Augenblick und sangen zum Ausklang minutenlang.