Darmstadt 98 : „Wir haben eine Monster-Moral bewiesen“
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Im Duell mit dem Hamburger SV sicherte sich Darmstadt einen Punkt. Bild: dpa
Erst das 1:1 gegen Stuttgart, jetzt das 2:2 gegen den HSV: Darmstadt 98 beweist, dass die Mannschaft auch gegen die großen Namen der zweiten Bundesliga bestehen kann. Dabei meint es der Videoassistent gut mit den „Lilien“.
Ein Big Point? Für die Qualität des Weihnachtsfests im „Lilien“-Lager ganz gewiss. Aber auch für die Aussichten, eine kompliziert anmutende Saison zu einem guten Ende, sprich: dem Klassenverbleib, zu führen. Das 2:2-Remis gegen den Hamburger SV am Samstagnachmittag hat sich der SV Darmstadt 98 redlich verdient. Mit dem Heimspiel gegen den zweiten großen Aufstiegsfavoriten VfB Stuttgart (1:1) fünf Tage zuvor, ergibt sich das Bild eines konkurrenzfähigen Zweitligateams, das sich nicht nur defensiv wehrt, sondern auch im Offensivspiel zugelegt hat.
Die Fans im mit 14.875 Zuschauern ausverkauften Stadion am Böllenfalltor honorierten dies, als sie die Mannschaft mit Applaus in die Winterpause verabschiedeten. Abgehoben von der Tabellensituation, die sich über den Jahreswechsel mit zwei Punkten Vorsprung vor der Abstiegszone gefährlich darstellt, kann der Stimmungsaufschwung nur gut tun. Trotz aktuell vier siegloser Partien in Serie – eine Strecke, die indes Begegnungen mit den Top Drei der Tabelle beinhaltete. „Wir haben uns mit der super Unterstützung der Zuschauer zurückgekämpft und eine Monster-Moral bewiesen“, sagte Cheftrainer Dimitrios Grammozis. Zwar gerieten die Darmstädter gegen den HSV in Rückstand, zwei Mal glich Serdar Dursun aus. „Das gibt Selbstvertrauen“, sagte Kapitän Fabian Holland über die beiden Heim-Remis gegen VfB und HSV.
Grammozis hatte in beiden Partien dieselbe Startformation aufgeboten. Eine weitere Parallele: Die „Lilien“ ließen jeweils Sekunden vor der Pause einen Gegentreffer zu. Gegen den HSV war es nach einem sehenswerten Freistoß von Leibold, der ans Torgestänge klatschte – und als Abpraller zum 1:2 vom aufmerksamen Jatta verwertet wurde. Damit bekam das an sich gute Bild, das die „Lilien“ abgaben, zunächst einige Risse. Denn die Darmstädter hatten den Hanseaten mit Verve Paroli geboten.
Defensiv nur selten ausgehebelt, wenn sich die enorme individuelle Qualität des HSV mal Bahn brach. Offensiv durchaus gefährlich, auch wenn es nur einen einzigen Schuss auf das vom früheren Darmstädter Daniel Heuer Fernandes gehütete Tor gab. Der war aber drin, als Serdar Dursun eine Hereingabe von Kapitän Fabian Holland zum 1:1-Ausgleich nutzte (32.). Der Führungstreffer für den großen Aufstiegsfavoriten war zuvor Hinterseer (18.) per Kopf gelungen.
Die Darmstädter, die die Vertragsverlängerung mit Haupt- und Trikotsponsor Software AG bis Juni 2024 verkündeten, blieben auf dem Rasen hartnäckig und energisch. Beim 2:2 profitierte Dursun von der technischen Stärke des Kollegen Tobias Kempe, der aus schwieriger Position volley aufs Tor schoss, und von der Schwäche des früheren SVD-Keepers Heuer Fernandes, der den Ball nur unzureichend abwehrte, so dass Dursun leichtes Spüiel hatte (58.).
Wie schon gegen Stuttgart waren die „Lilien“ aber auch gegen die Hanseaten mit Glück gesegnet in Form des eingreifenden Videoschiedsrichters. Gegen den VfB war es eine zentimeterknappe Abseitsposition, gegen Hamburg eine Abseitsposition mit Interpretationsspielraum (78.), welche Darmstadt jeweils vor womöglich entscheidenden Rückständen bewahrte. Coach Grammozis bezeichnete es schmunzelnd als Kompensation des Hinspiels in Hamburg, als die Norddeutschen in der Nachspielzeit einen zweifelhaften Elfmeter zum 1:1-Endstand zugesprochen bekamen. „Wenn sich der Schiedsrichter ans Ohr greift“, sagte SVD-Keeper Marcel Schuhen, „steht die Welt für ein paar Sekunden still.“ Die „Lilien“-Welt, ist auch deshalb seit Samstag wieder ein bisschen heiler.