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Barça triumphiert im Clásico : Demütigung mit Autogramm für Real Madrid

  • -Aktualisiert am

Wie in besten Zeiten: Ferran Torres (re.) und Pierre-Emerick Aubameyang (li.) schießen drei der vier Tore beim 4:0, Ousmane Dembélé freut sich mit. Bild: AFP

Barcelona spielt mit Trainer Xavi wieder wie Barcelona – und tanzt Real beim 4:0 im Bernabéu-Stadion auf der Nase herum. Madrids Coach Ancelotti sagt danach: „Ich bin schuld.“

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          Es gibt Fußballspiele, die entscheidet ein einziger Spieler. Karim Benzema ist so einer. Erst vor knapp zwei Wochen hat er gegen Paris mit einem Hattrick Real Madrid den Einzug ins Viertelfinale der Champions League gesichert. Doch Benzema fehlte am Sonntag beim Clásico zwischen Real Ma­drid und dem FC Barcelona verletzt. So wurde es zu einem der Spiele, bei dem man hinterher Sieg und Niederlage weniger den Spielern als den Trainern zuschreibt.

          Nicht ohne Grund: Xavi Hernández kam erst im November nach Barcelona. Beim 4:0-Triumph am Sonntag im Bernabéu-Stadion wurde klar: Barça trägt jetzt seine Handschrift. Aus einer Verlierertruppe ist ein selbstbewusstes Team geworden, dem im Clásico alles gelang. Innenverteidiger Piqué twitterte: „We are back.“ Die Sportpresse aus der katalanischen Hauptstadt sah gar das „Bernabéu-Stadion wie in den besten Zeiten entweiht“, und „AS“ aus Madrid fand, Barça sei Reals Trainer Ancelotti „auf der Nase herumgetanzt“.

          Real Madrid lief ständig hinterher

          Barcelona verteidigte weit vorne, störte Madrids Verteidiger früh und trat kompakt auf. Sicher ließen die Katalanen den Ball durch die eigenen Reihen laufen. Vom eigenen Trainer schon verloren geglaubte Automatismen griffen wieder, das direkte Spiel, das berühmte Dreieck, bei dem man den Eindruck hat, sie spielten mit einem Mann mehr auf dem Platz. Die Statistiker verzeichneten später 60 Prozent Ballbesitz für Barcelona, doch während des Spiels hatte man den Eindruck, die Spieler in den ungewohnten schwarzen Trikots von Real Madrid liefen ständig hinterher.

          Dieses Spiel kennt man vom FC Barcelona, mit Pep Guardiola zelebrierten sie es so ballsicher, dass sie sich eine hohe Verteidigung mit einer Dreierkette erlauben konnten. Unter Luis Enrique wurde Barça dynamischer. Kapitän auf dem Platz war dabei immer Xavi Hernández, er gewann viermal die Champions League, wurde achtmal spanischer Meister, zweimal Europameister und einmal Weltmeister.

          2016 ging er weg, ließ seine Karriere in Qatar bei Al-Sadd SC ausklingen. Im Anschluss trainierte er den Klub drei Jahre lang. Mehr Erfahrung hatte er nicht, als er im November nach Barcelona zurückkehrte. Sein Vorgänger Ronald Koeman hatte im Kader kräftig aussortiert und anschließend festgestellt, dass man mit diesem Team froh sein müsse, sich für die Champions League zu qualifizieren.

          Da schrillten im Klub alle Alarmglocken. Nicht bei der Champions League mitzuspielen käme für den hoch verschuldeten Klub einem Abstieg gleich, befanden Sportökonomen, und so verpflichtete der Vorsitzende Joan Laporta Ferran Torres von Man City für 55 Millionen Euro und den ablösefreien Pierre-Emerick Aubameyang von Arsenal. Die beiden schossen am Sonntag drei der vier Tore Barças, aber allein mit ihnen ist der Erfolg nicht erklärt.

          Die sichere Abwehr fand Räume im Rücken des weit aufgerückten Madrider Mittelfelds, die pfeilschnellen Außenstürmer Dembélé und Torres liefen ihren Gegenspielern meist davon. Bei ihren Flanken wirkte die Madrider Innenverteidigung meist völlig deplatziert. Abwehrchef Alaba stand fast immer falsch, so auch beim 0:1 durch Aubameyang, als er zwei Meter vor dem Mittelstürmer mit einem gestreckten Bein klären wollte. Auch beim 0:2 sprang er zu niedrig, so konnte Barças Innenverteidiger Araujo einnicken.

          Leichtes Spiel für Barça

          Was auch zeigt: Real Madrid hat es Barça sehr leicht gemacht. Trainer Ancelotti schickte für den verletzten Benzema keinen seiner Ersatzmittelstürmer aufs Feld, Jovic oder Mariano, sondern machte aus Luka Modric eine falsche Neun. Dafür fehlte Modric im Mittelfeld an allen Ecken und Enden. Toni Kroos war mit Verteidigungsaufgaben überfordert.

          Nach der Pause ließ Ancelotti auch noch mit einer Dreierkette verteidigen und machte mit der ungewohnten Aufstellung alles noch schlimmer. Das Experiment wurde sofort bestraft, zwei Gegentore kurz nach Wiederanpfiff waren die Folge. In den letzten 20 Minuten nahm Barça den Fuß vom Gaspedal und spielte die Partie herunter, was zu „olés“ bei den Gästefans und einem Wutausbruch bei Xavi an der Seitenlinie führte.

          Er wolle Intensität bis zum Schlusspfiff sehen, schimpfte der Trainer. Aber ansonsten zeigte er sich genauso überschwänglich. Es sei schade, dass er nicht noch mehr Spieler einwechseln konnte, sagte er, denn den Clásico müsse man auf dem Platz miterleben. Wenn seine Spielidee konsequent umgesetzt werde, könne Barça jeden schlagen.

          Allerdings bewertete er auch die Chancen auf die Meisterschaft nach dem Sieg realistisch: „Wir melden uns etwas zu spät zurück.“ Schließlich liegt Madrid auch jetzt noch zwölf Punkte vor Barça, das allerdings ein Spiel weniger auf dem Konto hat. Ancelotti gestand sofort ein: „Ich bin schuld.“ Darüber hinaus blieb er gelassen. Das Team dürfe jetzt nicht nervös werden und müsse die Länderspielpause nutzen, sich zu erholen. „Ich kann mich mal irren“, fügte er trocken hinzu. „Aber das passiert nur sehr selten zweimal.“

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