Leichtathletin Allyson Felix : Feministin im Vollsprint
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Will andere inspirieren: Felix geht voran – nicht nur auf der Bahn. Bild: EPA
Allyson Felix ist die erfolgreichste amerikanische Läuferin. Bekannt wurde sie auch, weil sie über ein Tabu sprach: Die Unterdrückung der Frauen im Sport.
Ihr erstes Rennen läuft Allyson Felix in Basketballschuhen. Nicht mit Spikes, sondern in Schuhen, die der Basketballspieler Gary Payton trug. Ihr Trainer lässt sie sprinten. Er holt sein Maßband heraus. Er lässt sie noch einmal sprinten. „Oh, du bist wirklich schnell“, sagte er, als könne er es nicht glauben. In Schuhen, gemacht, um hoch zu springen, nicht um schnell zu laufen.
Allyson Felix, 35 Jahre alt, hat sechsmal Gold bei den Olympischen Spielen gewonnen, zweimal Silber. Sie hat mehr Medaillen gewonnen als jede andere amerikanische Läuferin. Sie ist mehrmalige Weltmeisterin über 200 Meter, 13 Weltmeistertitel hat sie insgesamt gewonnen.
Und sie ist eine Frau, die Botschaften sendet. Ihre Themen: Gleichberechtigung im Sport, Mutterschutz im Sport. Felix will zeigen, dass beides möglich ist, eine erfolgreiche Athletin und Mutter zu sein. Felix will Teil einer Bewegung sein, in der sich Frauen durch ihre Äußerungen gegenseitig stark machen. Im Jahr 2020 wählte das Time Magazine sie zu einem der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres. Allyson Felix ist eine sprintende Feministin.
Starten, laufen, die Schnellste gewinnt
„Ich bin eher so in die Leichtathletik hineingestolpert“, sagt Felix. Sie ist in Kalifornien aufgewachsen, ihr Vater war Pfarrer, ihre Mutter Lehrerin. Ihr Bruder Wesley Felix war früher Leichtathlet. Weil sie Freunde finden wollte, ging Allyson mit ihm zum Training – und blieb. Sie spielte Basketball, fuhr Inlineskates und turnte – von allem etwas. Aber da war etwas in ihr, das perfekt zur Sprint-Disziplin passt. Starten, laufen, und die Schnellste gewinnt. Felix sagt von sich selbst, sie sei immer eine Person gewesen, die sich gerne mit anderen misst. Wer als Erstes die Linie überschreitet: gewinnt.
Über ihr Leben nach der Leichtathletik sagt sie: „Andere Wege zu finden, um die gleiche Erfüllung zu finden, die ich aus Wettbewerben ziehe, darüber denke ich viel nach.“ Allyson Felix liebt den Wettkampf. Das sei der Grund, warum sie immer bei den Olympischen Spielen startet, sagt sie. Der Wettkampf, sich selbst herausfordern – lange der Mittelpunkt ihres Lebens. In einem Interview mit der New York Times sagt sie: „Ich würde alles tun, um anzutreten.“
Kann ich eine Läuferin sein?
Erstes Junior-Jahr an der University of South Carolina. Felix wird klar, dass sie wirklich schnell ist. „Meine Augen haben sich geöffnet. Vorher habe ich nie geglaubt, dass jemand einfach Läufer sein kann“, sagt sie in einem Podcast mit der amerikanischen Fußballspielerin Kelley O’Hara. Im Jahr 2004, mit 18 Jahren, unterschrieb sie ihren ersten Profivertrag. Felix, nun eine richtige Läuferin.
Und wenn Felix läuft, sieht es leicht aus. Ihre Schritte sind lang, ihre Bewegungen fließend. Ihr Laufstil wird mit einer Gazelle verglichen. Felix, die Gazelle im Galopp. U.S. Finals 2021, Juni, die Qualifikationswettbewerbe für die Olympischen Spiele. Felix sprintet über 400 Meter. Auf der Tribüne: ihre Tochter Camryn. Nach dem Lauf legt Felix sich wie ein Käfer auf den Rücken. Sie bewegt ihre Arme und Beine. Später sitzt sie mit ihrer Tochter auf der Tartanbahn. Wie in Rio startet Felix über 400 Meter. Doch etwas ist anders: Es sind ihre ersten Spiele als Mutter.