Karate-Kämpfer Wael Shueb in Rödermark: „Ich suche jetzt einen Platz, an dem ich mir wirklich eine Zukunft aufbauen kann.“ Bild: Lucas Bäuml
Wael Shueb wollte in ein Land, in dem Gesetze geachtet werden und Menschen sich respektieren. Der Weg war schwer, aber er führte den Syrer bis nach Tokio. Jetzt startet er für die Flüchtlinge des IOC.
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Auf der Flucht nach Westen. Balkanroute. Eine Nacht in Ungarn. Mit einem Freund und dessen Cousin war er unterwegs, so erzählt es Wael Shueb. Von der Türkei aus haben sie mit dem Boot nach Griechenland übergesetzt, von dort zu Fuß und mit dem Fahrrad weiter durch Nordmazedonien, ein vierter Flüchtling ist hinzugekommen, einer, der in die Gruppe passte. Griechenland. Nordmazedonien. Serbien. Jetzt in Ungarn standen sie plötzlich Wegelagerern gegenüber, von denen es viele gab auf der Flüchtlingsroute in jenen Tagen im Jahr 2015. Ein paar Monate, bevor Bundeskanzlerin Merkel die deutschen Grenzen öffnete. „Die anderen drei hatten noch Geld, ich nicht“, erzählt Shueb. „Es war dunkel, als die Männer mit den Masken kamen, ich wusste nicht, wie viele. Sie wollten unser Geld. Aber wenn sie das Geld meiner Freunde genommen hätten, dann hätten wir alle gar nichts mehr gehabt.“
Wael Shueb, der aus Syrien kam, ist Karatekämpfer. War Meister seines Landes, Starter bei der WM 2010 in Serbien, Mitglied der Nationalmannschaft im Kata, der choreographischen Form des Karate, aber er hatte auch Erfahrung in Kumite, der Kampfkunst. „Ich habe zu meinen Freunden gesagt: Ihr könnt laufen, ich bleibe da. Ich habe mit einem der Maskierten gekämpft, und er ging zu Boden. Dann waren die anderen da, sie hatten Taschenlampen und Elektroschocker, damit haben sie mich im Nacken erwischt, und als ich bewusstlos war, haben sie aus Rache für ihren Freund auf mich eingetreten.“
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