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Olympia in Corona-Pandemie : Der Kaiser ist besorgt

Kaiser Naruhito ist besorgt vor den Olympischen Spielen. Bild: AP

Ein Monat vor Olympia-Beginn stellt sich die Frage: Sollte man die Spiele abhalten, obwohl das Coronavirus nicht unter Kontrolle ist? Der Kaiser ist besorgt. Die politische Antwort kommt umgehend.

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          Es ist ausgesprochen selten, dass zwischen dem japanischen Kaiserhaus und der Regierung in Tokio Differenzen aufscheinen. Die Olympischen Spiele in Tokio, die am 23. Juli beginnen sollen, sind ein solcher Anlass. Die Akteure sind das kaiserliche Hofamt und Ministerpräsident Yoshihide Suga persönlich. Das Thema: Sollte man die Spiele abhalten, obwohl das Coronavirus nicht unter Kontrolle ist?

          Patrick Welter
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Kaiser Naruhito sei besorgt, die Spiele abzuhalten, während die Japaner Angst hätten, dass sie zu einer Ausbreitung der Infektionen führen könnten, sagte am Donnerstag der Großhofmeister vor Journalisten. Ausdrücklich stellte der Chef des Kaiserlichen Hofamts dabei klar, dass dies seine eigene Einschätzung der kaiserlichen Gedanken sei. Die verschachtelte Stellungnahme verfehlte in Japan ihre Wirkung dennoch nicht: Auch der Kaiser ist besorgt! Die politische Antwort kam umgehend. Erst der Regierungssprecher und am Freitag auch Ministerpräsident Suga betonten, dass der Großhofmeister gesprochen habe, nicht aber der Kaiser persönlich.

          Sugas Reaktion ist ein Ablenkungsmanöver. Es ist in Japan normal, dass der Kaiser seine eigene Meinung zu schwierigen Fragen nicht direkt äußert. Die amerikanisch bestimmte Nachkriegsverfassung hat den Tenno seiner politischen Macht enthoben, und er dient seither nur noch als Symbol des Staates. Selten zwar, aber eben doch, dringen so politisierende Botschaften aus dem Kaiserhaus, die nicht aus dem Munde des Kaisers kommen, aber trotzdem seine Meinung widerspiegeln.

          Kommt eine neue Covid-Welle?

          Vermutet wird derweil, dass der Kaiser, der als Ehrenpräsident der Spiele dient, zur Eröffnung wie bei vergangenen Spielen in Japan eine kurze Ansprache halten wird. Umso wichtiger ist es aus Sicht des Kaiserhauses, dass der Tenno zuvor die Ängste der Bürger aufgreift. Auch wenn die Zahl der Neinsager zuletzt etwas zurückging, lehnt die Mehrzahl der Japaner es nach Umfragen immer noch ab, die Spiele in diesem Sommer stattfinden zu lassen.

          Der Disput kommt zu einer Zeit, in der die Zahl der Corona-Infektionen in Tokio auf niedrigem Niveau langsam wieder steigt. Manche Fachleute schließen nicht aus, dass genau zu den Spielen eine neue Covid-Welle da sei. Zur Beruhigung der Bürger trägt nicht bei, dass ein Trainer der Olympiamannschaft aus Uganda, der noch am Flughafen in Japan als Covid-positiv getestet wurde, mit der besonders infektiösen Delta-Variante angesteckt war.

          Auch ein zweites Mitglied der neunköpfigen Delegation wurde mittlerweile positiv getestet. Oppositionspolitiker kritisieren, dass die Einwanderungsbehörde die Delegation ohne den Trainer in das Trainingslager reisen ließ und sie nicht direkt am Flughafen in Quarantäne steckte. Für die Olympischen und Paralympischen Spiele werden rund 53.000 Funktionäre und Begleiter sowie etwa 15.000 Sportler in Tokio erwartet.

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