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Olympische Geschichten (17) : Krieg im Pool

„Hier geht’s zu wie bei Rocky IV“: Die amerikanischen Staffelschwimmer Miller, Phelps, Murphy (von links) Bild: Imago

Olympia 2016 in Rio de Janeiro: Auf dem Wasser treibt ein Ölteppich aus Verdacht. Jeder beschuldigt jeden des Dopings. Und der fast unschlagbare Michael Phelps hält seinen Sport für verseucht.

          7 Min.

          Es hatte sich aufgestaut und aufgestaut und aufgestaut. Nun war der Druck zu groß im Wirbel von Barra. Aber einer musste es aussprechen. Na gut, twittern. Cody Miller machte es dann. „Hier geht’s zu wie bei Rocky IV“, schrieb Miller, Brustschwimmer, Amerikaner, auf dem Höhepunkt, als Adrenalin und Misstrauen sich endgültig ihren Weg bahnten, raus aus den Köpfen, den Körpern, dem Becken, über die Ränge, in die Katakomben, in die Kameras und ins Netz. Schwimmer, die sich wie im Film fühlten. Auf einer Welle aus Adrenalin.

          Christoph Becker
          Sportredakteur.

          Rio de Janeiro, 3. August. Die Spiele haben noch nicht begonnen. Michael Phelps, der erfolgreichste Sportler, den Olympia in 120 Jahren sah, der Mann, der am Ende dieser Spiele 23 Goldmedaillen gewonnen haben wird, mehr als Österreich seit 1896, mehr als alle Menschen des indischen Subkontinents zusammen, gibt eine Pressekonferenz in einem heruntergekühlten Raum. Phelps ist Fahnenträger bei der Eröffnung, es geht um Ehre und Flagge. Im Frühjahr ist er Vater geworden. Das habe ihn erwachsen gemacht, sagt Phelps. Alles cool. Es geht auf das Ende der Runde zu. Da will ein amerikanischer Journalist wissen, was Phelps zu dem Thema zu sagen hat, das diese Spiele bestimmt wie kein anderes: dem russischen Staats-Doping, dessen Ausmaß erst Wochen vorher im ersten Teil des sogenannten „McLaren-Reports“ der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada dokumentiert worden war. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) unter seinem Präsidenten Thomas Bach hatte die Entscheidung, ob russische Sportler starten dürften, an die Fachverbände delegiert und ansonsten den Start der Whistleblowerin Julija Stepanowa verhindert. 282 russische Sportler würden in Rio starten. Es lag etwas in der Luft.

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