Dreifach-Erfolg für Jamaika : Elaine Thompson-Herah ist die schnellste Frau der Welt
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Elaine Thompson Herah (M.) feiert mit Shelly-Ann Fraser-Pryce (l) und Shericka Jackson einen jamaikanischen Dreifachsieg Bild: EPA
Drei Jamaikanerinnen stürmen vorneweg. Elainee Thompson-Herah gewinnt nach 10,61 Sekunden – so schnell war noch keine 100-Meter-Olympiasiegerin. Die deutsche Mixed-Staffel verstolpert ihre Chancen.
Nach der Light Show zum Finale des zweiten Tages der Leichtathletik-Wettbewerbe im Olympiastadion von Tokio zündeten drei Jamaikanerin ein Feuerwerk: Sie gewannen am Samstagabend alle drei Medaillen im Rennen über hundert Meter. Mit erhobenem Zeigefinger stürmte, deutlich vorn, Elainee Thompson-Herah nach 10,61 Sekunden über die Zielline – so schnell war noch keine Olympiasiegerin. Elaine Thompson-Herah, die Olympiasiegerin über 100 und 200 Meter von Rio 2016, die am Samstag einen blonden Pferdeschwanz und einen glitzernden Haarring trug, juchzte und schrie im Ziel. „Ich konnte keine Worte finden”, sagte sie später: „Ich schrie so laut, weil ich so glücklich war.“
Ihr folgte in 10,74 Sekunden Shelly-Ann Fraser Price, die 34 Jahre alte Olympiasiegerin von Peking 2008 und von London 2012 – sie mit goldgelben Haaren und rotem Pferdeschwanz. Die 1,52 Meter große Athletin hat mit dieser silbernen nun sieben Medaillen von Olympischen Spielen und elf von Weltmeisterschaften, neun von ihnen golden. Dritte wurde Shericka Jackson, die bis vor kurzem noch 400-Meter-Läuferin war und nun für die hundert Meter lediglich 10,76 Sekunden brauchte. Sie alle wollen auch über 200 Meter starten und gemeinsam in der Staffel.
„Ich war so viel verletzt“, sagte die Siegerin: „Ich bin dankbar, dass ich es dieses Jahr zurück auf die Bahn geschafft habe und meinen Titel verteidigen konnte. Ich wusste, dass ich es in mir hatte.“ Die Schnellste der Vorläufe, Marie Josee Ta Lou von der Elfenbeinküste, kam in 10,91 Sekunden auf Platz vier. Die erstaunlichen Schweizerinnen Ajla del Pone und Mujinga Kambundji blieben ebenfalls unter elf Sekunden und erreichten die Plätze fünf (10,97) und sechs (10,99).
Europameisterin und Weltmeisterschafts-Zweite Dina Asher-Smith (Großbritannien) verzichtete wegen einer Verletzung auf die Teilnahme am Finale. Die Nigerianerin Blessing Okagbare war durch einen positiven Doping-Test verhindert. Die Kontrolleure wiesen ihr nach, mit Wachstumshormon manipuliert zu haben. Ins Halbfinale hatten es Tatjana Pinto aus Paderborn (11,35 Sekunden) und Alexandra Burghardt aus Burghausen (11,07) geschafft.
Corinna Schwab stürzte und verlor den Stab
Als größte Pechvögel der Spiele dürften sich die Mitglieder der deutschen 4x400-Meter-Mixed-Staffel fühlen. Beim zweiten Wechsel lief Corinna Schwab, die Marvin Schlegel auf der Bahn abgelöst hatte, auf die neben ihr wechselnde Irin auf, stürzte und verlor den Stab. Nadine Gonska und Schlussläufer Manuel Sanders joggten weit abgeschlagen ins Ziel und wurden am Ende nicht gewertet. Das polnische Team gewann in der Besetzung Karol Zalewski, Natalia Kaczmarek, Justyna Święty-Ersetic und Kajetan Duszyński in 3:09,87 Minuten. Zweite und Dritte wurden die noch am Vorabend zeitweise disqualifizieren Staffeln der Dominikanischen Republik (3:10,21) und der Vereinigten Staaten (3:10,22). Auf die Frage, wie das Rennen gelaufen sei, erwiderte Schlussläufer Duszynski im Ziel: „Keine Ahnung. Ich kann mich an nichts erinnern.“
Protest, Disqualifikation, Gegenprotest und Wiederzulassung dürften im deutschen Lager für eine schlaflose Nacht gesorgt haben. Die Deutschen waren zunächst ausgeschlossen worden, als das Kampfgericht die Disqualifikation von Dominikanischer Republik und USA zurücknahm und damit acht Bahnen im Finale belegt waren. „Wir haben zwei klare Regelverstöße. Die Staffelübergabe beim US-Team war außerhalb der Wechselzone. Bei der Dominikanischen Republik hat es einen Aufstellungsfehler gegeben. Die Jury hat getagt. Es wurde ein Fehler mit einem anderen Fehler korrigiert", erklärte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Idriss Gonschinska, in einem Fernsehinterview.
Sein Verband protestierte gegen den unrechtmäßig erlangten Vorteil der beiden zunächst disqualifizierten Staffeln und appellierte an den olympischen Gedanken sowie das Fair Play. Die Jury schlug daraufhin vor, die neunte Bahn im Finale zu besetzen. Damit waren die Deutschen wieder drin. Ihre Chance auf ein besseres Abschneiden verstolperten sie.