Deutsche Handballer in Rio : Erfolgreich gegengehalten
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Zu stark für Polen: Deutschlands Uwe Geinsheimer Bild: AP
Zweiter Sieg im zweiten Spiel für die Europameister in Rio: Deutschlands Handballer gewinnen souverän auch gegen Polen. Am Donnerstag wartet dann allerdings ein besonderer Gegner.
„Gegenhalten“, so lautete die Tageslosung von Bundestrainer Dagur Sigurdsson für das zweite Spiel seines Teams in Rio. Es war das richtige Motto. In einem zähen, harten, manchmal wilden Duell setzte sich Europameister Deutschland am Dienstag gegen den WM-Dritten Polen 32:29 durch. Zwei Tage nach dem identischen Ergebnis gegen Schweden hat Sigurdssons Team damit das Erreichen des Viertelfinals fast schon sicher gemacht, aber das Ziel ist ein höheres, wie Hendrik Pekeler erklärte: „Wir wollen Platz eins in unserer Gruppe“.
Den Grund erläuterte DHB-Vizepräsident und Sport-Chef Bob Hanning, für den die Franzosen, die am Dienstag den WM-Zweiten Qatar mit einem 35:20 in Grund und Boden spielten, „über allem stehen“ bei diesem Turnier. Je später man auf Frankreich treffe, das sein drittes olympisches Gold hintereinander anstrebt, „desto wahrscheinlicher ist es, dass man es übersteht“. Am besten also erst im Finale, wofür der Gruppensieg eine gute Basis böte.
Die Form des deutschen Teams ist noch ausbaufähig, „vor allem in der Abwehr“, wie Hanning findet. Die Wurfarbeit sei besser gewesen als beim Auftakt, aber vor allem defensiv „haben wir gottseidank noch Potential“, denn um in Rio etwas zu holen, müsse man „noch zulegen“. Kaum einmal kam Ruhe ins Spiel gegen die Polen, die nach ihrer Auftaktniederlage gegen Brasilien mit wilder Entschlossenheit bis kurz vor Schluss mithielten und immer wieder herankamen.
Vor allem durch die Versuche, die seit einem Monat geltende neue Handballregel zu nutzen, wonach der Torwart ständig fliegend gegen einen siebten Feldspieler ausgetauscht werden kann, entstand viel Hektik, fielen viele Treffer ins leere Tor auf beiden Seiten. Das führte aber auch zu manch unfreiwilliger Slapstick-Einlage, die Pekeler damit erklärte, „dass wir noch in Übungsphase sind“ in dieser neuen taktischen Variante. Gleich zweimal kollidierte Torwart Andreas Wolff beim raschen Rückwechseln aufs Spielfeld und der Jagd zurück von der Bank ins Tor mit eigenen Spielern. Einmal kam ihm Martin Strobel in die Quere, einmal rannte er Paul Drux um, der zu Boden ging.
Wolff ist „an Spieltag so extrem fokussiert, dass man ihn manchmal für bescheuert hält“, sagte Rückraumriese Julius Kühn über den Torwart. „Diese positive Verrücktheit kann er aber ruhig haben, wenn er dann so gut hält“. Unmittelbar nach der Kollision mit Strobel verhinderte Wolff mit einer grandiosen Parade den Ausgleich und rettete damit den letzten Rest eines durch viele Ballverluste fast komplett eingebüßten Fünf-Tore-Vorsprungs - ein Energiestoß fürs Team, das sich das Spiel danach nicht mehr aus der Hand nehmen ließ.
Wolff habe den „big point“ gemacht, „als wir gekippt sind“, sagte Hanning. Die Leistung des Torwart-Stars fand er „noch nicht Weltklasse, aber überdurchschnittlich“. Eine Einschätzung, die für das ganze Team galt, das nun am Donnerstag auf den feurigen Gastgeber Brasilien trifft. „Die spielen sehr kraftvoll, mit sehr viel Emotion“, sagt Pekeler. „Die gehen dahin, wo es wehtut. Wir aber auch.“