Die Geister der Toten
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Muhammad Ali: „Während andere sogenannte Neger in Louisville wie Hunde behandelt werden“. Bild: Reuters
Madison Square Garden, New York City, 8. März 1971: Ali gegen Frazier. Zwei unbesiegte Champions kämpfen um die Krone ihres Sports. Amerikas Gesellschaftspolitik steht auf dem Spiel. Bis heute.
Muhammad Ali blieb stehen. Colin Kaepernick blieb sitzen. Ein halbes Jahrhundert und eine veränderte Welt trennen die reglosen Proteste gegen Rassendiskriminierung des Boxweltmeisters im Schwergewicht und des Quarterbacks der National Football League (NFL). Die Geisteshaltung ist jedoch die gleiche für den stillen Widerstand der beiden charismatischen schwarzen Sportheroen.
Der furchtbare Krieg in Vietnam hielt Muhammad Ali alias Cassius Clay (damals 25 Jahre alt) davon ab, einen Schritt vorzutreten, um bei der Einberufung am 28. April 1967 im Rekrutierungsgebäude von Houston den Eid auf die Fahne der Vereinigten Staaten von Amerika zu leisten. Die brutale weiße Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner bewog Colin Kaepernick (damals 28), bei der Nationalhymne vor Testspielen der San Francisco 49ers im August 2016 nicht aufzustehen und zu Saisonbeginn dann demonstrativ niederzuknien. Ali und Kaepernick rebellierten friedlich gegen das soziale Unrecht gegenüber schwarzen Amerikanern – im vollen Bewusstsein, am Ende für ihre Überzeugung Karriere und Multimillionen Dollar zu opfern.
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