Trabrennen in Hamburg : Ein finnischer Superhengst erobert Europa
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Einzigartig: Der vierjährige Hengst Brad De Veluwe läuft der Konkurrenz auf und davon Bild: Heiko Lingk
Der amerikanische Schauspieler Brad Pitt und der niederländische Nationalpark Veluwe waren die Namensgeber. Beim Großen Preis von Deutschland startet Brad De Veluwe - das beste junge Trabrennpferd der Welt.
Schnelle Rennpferde sind sein ganzes Leben. Sieben Tage pro Woche hat Peter Heitmann mit Trabern zu tun. Der in der kleinen Gemeinde Delingsdorf nördlich von Hamburg lebende Trabrennfahrer gehört zu den Besten seiner Zunft. 4226 Rennen und 6,7 Millionen Euro Preisgeld hat der 63 Jahre alte Schleswig-Holsteiner mit seinen Pferden gewonnen. Sein legendärer Vater Walter Heitmann triumphierte schon 1953 als bisher einziger deutscher Fahrer mit einem einheimischen Traber beim Prix d’Amérique, dem wichtigsten Rennen der Welt.
Doch Peter Heitmann ist nicht nur Besitzer des renommierten Gestüts Buchenhof, sondern zugleich Funktionär. Und er sagte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Hamburger Rennvereins in der vergangenen Woche: „Was wir in den kommenden Tagen erleben werden, ist wie ein Sechser im Lotto. Ein solch hochklassiges Trabrenn-Ereignis hat es in der Geschichte der Hansestadt seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.“
Damit spricht Heitmann nicht nur die Rekorddotation von rund 500.000 Euro Preisgeld an, die auf der Hamburger Rennpiste an dem seit Freitag bis zu diesem Sonntag dauernden Meeting an die schnellsten Teilnehmer ausgeschüttet wird. Sondern er denkt vor allem an ein einzigartiges Pferd, das bei dem mit 197.830 Euro dotierten Großen Preis von Deutschland antritt: den vierjährigen Hengst Brad De Veluwe, das beste junge Trabrennpferd der Welt.
Ein von der Fachwelt als Wundertraber gefeierter Vierbeiner, der von seiner finnischen Züchterfamilie Ingman zum einen nach dem amerikanischen Schauspieler Brad Pitt und zum anderen nach dem niederländischen Nationalpark Veluwe benannt wurde, wo die Familie ein Ferienhaus besitzt. Ein Siegertyp, der mit dem 58 Jahre alten Trainer Tuomas Korvenoja im Sulky bei zwanzig seiner bisher dreiundzwanzig Starts vor allen anderen Pferden über die Ziellinie stürmte und im Juli im schwedischen Halmstad bei der Sprintermeisterschaft zu einer fabelhaften Weltrekordzeit lief.
„Ich weiß überhaupt nicht, wo seine Grenzen liegen“
In Deutschland hat sich der Superhengst bisher nur einmal die Ehre gegeben. Am 23. September gewann Brad De Veluwe den mit 400.000 Euro dotierten Grand Prix in Gelsenkirchen und erhöhte seine Gewinnbilanz mit diesem Erfolg auf 879.300 Euro. Seinen Gegnern ließ der Dunkelbraune vom Start bis zum Ziel nicht den Hauch einer Chance, und sein Trainer Korvenoja schwärmte im Anschluss: „Brad ist einfach unglaublich. Ich weiß überhaupt nicht, wo seine Grenzen liegen.“
Ein Lob, das angesichts der großen internationalen Erfahrung des Skandinaviers sehr viel bedeutet. Denn der in Espoo, der zweitgrößten Stadt Finnlands, beheimatete Korvenoja hat schon viele herausragende Rennpferde in seiner Obhut gehabt und den Großen Preis von Deutschland schon einmal gewonnen: 1999 mit dem Hengst Cosmic Ride. Korvenoja gilt als nüchterner Analytiker, der trotz aller Begeisterung nach einem Sieg stets sachlich in der Beurteilung seines Pferdes bleibt. Er hat den Ruf eines akribischen Planers, der den Erfolgsweg und die Renneinsätze seiner Traber schon lange vorher auf dem Reißbrett absteckt.
„Er hört am liebsten den Vögeln auf seiner Koppel zu“
Den Start beim Großen Preis von Deutschland hatte Korvenoja daher stets als Fernziel für Brad De Veluwe angepeilt. Doch wie schnell es mit der Entwicklung des Wundertrabers voranging, darüber ist er selbst überrascht. „Zunächst war der Hengst ganz verspielt, so wie ein kleiner Junge. Aber dann ist Brad vor Leistungsbereitschaft regelrecht explodiert. Er strotzt nur so vor Kraft und kennt keine Müdigkeit. Die langen Reisen zu den Rennen in ganz Europa gehen spurlos an ihm vorbei“, schwärmt der Finne.
Und er erklärt das Geheimnis von Brad De Veluwes Schnelligkeit: „Es ist wie bei uns Menschen: Um Höchstleistungen zu bringen, ist die innere Ruhe das Maß aller Dinge. Brad ist stets ausgeglichen und gutgelaunt. Er ist sogar sehr musikalisch und hört am liebsten den Vögeln auf seiner Koppel mit verträumtem Blick beim Singen zu.“