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Comeback von Sabine Lisicki : „Es gibt kein Alterslimit“

Sabine Lisicki hat für das Turnier in Berlin eine „Wildcard“ erhalten. Bild: dpa

Sabine Lisicki hat drei schwere Jahre hinter sich: Erst plagte sie das Pfeiffersche Drüsenfieber, dann eine schwere Knieverletzung. Mit 32 kehrt die Berlinerin zurück und hofft auf eine Erfolgsgeschichte.

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          Bumm-Bumm-Bine, das war einmal. Boris Becker war mit seinen Aufschlägen noch präsent beim Tennispublikum, für Steffi Graf wurde eine Nachfolgerin gesucht, und ja: auf dem Boulevard liebten sie solche Titel. Sabine Lisicki kam mit ihrem kraftstrotzenden Tennis und ihrem Aufstieg bis ins Endspiel von Wimbledon gerade recht. 24 Jahre alt war sie und auf dem Höhepunkt dessen, was ihre erste Karriere gewesen sein muss.

          Michael Reinsch
          Korrespondent für Sport in Berlin.

          Nun hat sie ihre zweite begonnen. In Berlin steht ihr ein emotionaler Höhepunkt bevor. Von ihrem Klub Rot-Weiss hat sie für dessen Rasenturnier – mit Naomi Osaka und Andrea Petkovic, aber kurzfristig ohne die Weltranglistenerste Iga Swiatek – eine Wildcard erhalten: für die Qualifikation. Auf drei Turnieren und in acht Matches, von denen sie fünf gewann, hat sich Sabine Lisicki in fünf Wochen in den dreistelligen Bereich der Weltrangliste vorgearbeitet.

          Wenn sie erfolgreich ist, qualifiziert sie sich am Wochenende fürs Hauptfeld. Erwartungen wehrt sie ab. „Ich bin glücklich, dass ich gesund auf dem Platz stehe“, sagt sie: „Ich bin nicht hier, um irgendwas zu beweisen, sondern um meiner Leidenschaft freien Lauf zu lassen und mich für meine ganze harte Arbeit zu belohnen.“

          Nicht auf der Zielgerade

          Drei Jahre war Sabine Lisicki weg gewesen vom Profisport. Erst verhinderte die Infektion mit Pfeifferschem Drüsenfieber Starts bei Turnieren, dann zerfetzte sie buchstäblich ihr linkes Knie, als sie sich beim Turnier in Linz im Doppel vertrat. „Nein“, sagte sie, bevor die Frage ausgesprochen ist: „Nein. Bitte fragt mich das nicht mehr. Ich habe niemals ans Aufgeben gedacht.“

          Drei Stunden dauerte die Operation von Innenband, Außenband und Meniskus, und vorher schärfte sie dem Chirurgen ein, dass sie wieder professionell Tennis spielen wolle. Achtzehn Monate Zeit nahm sie sich für die Rehabilitation. In der Zwischenzeit ist sie 32 Jahre alt geworden.

          „Serena hat mit 39 noch Turniere gewonnen“

          Auf der Zielgeraden ihrer Karriere sieht sie sich trotzdem nicht. „Es gibt kein Alterslimit“, sagt sie: „Vor zehn Jahren hat jeder mit 24, 25 Jahren aufgehört. Eine Serena Williams und viele andere haben gezeigt, dass es möglich ist, länger zu spielen. Serena hat mit 39 noch Turniere gewonnen. Solange die Leidenschaft da ist, sehe ich keinen Grund aufzuhören.“

          Sabine Lisicki spielte mit 24 Jahren das Finale in Wimbledon.
          Sabine Lisicki spielte mit 24 Jahren das Finale in Wimbledon. : Bild: dpa

          Lange genug hat sie um die Rückkehr gekämpft, und sie und ihr Vater, der sie trainiert, haben sich Zeit genommen für eine profunde Vorbereitung. „Ich trainiere viel mehr als vor einigen Jahren“, sagt sie: „Mein Körper lässt im Moment sehr viel zu. Ich bin gespannt auf die Reise.“ Aus dem Leidensweg soll eine Erfolgsgeschichte werden. Nach der OP, als sie an Krücken ging, empfand sie es als Marathon, aus dem Schlafzimmer ins Badezimmer zu gelangen.

          Die ehrgeizige Athletin lernte: „Man ist auf Hilfe angewiesen, und das ist schwierig. Das muss man zulassen können.“ Noch im Krankenhaus verlinkte sie sich auf Instagram mit der ehemaligen Skirennfahrerin Lindsey Vonn, die auch mit ihrer Leidensgeschichte Schlagzeilen machte. Diese meldete sich persönlich. „Reha ist ein frustrierender Prozess, vor allem, wenn er stagniert“, sagt Lisicki: „Ich habe mich mit ihr darüber ausgetauscht, und das war hilfreich, eine große Inspiration.“

          Der Bumms, das Talent der Spielerin, die 2015 in Birmingham in einem Match 27 Asse schlug, steckt noch in Sabine Lisicki. Und: „Den Weltrekord halte ich immer noch“, sagt sie in Anspielung an den Aufschlag, der 2014 in Stanford mit 211 Kilometern pro Stunde gemessen wurde: „Danke, Körper!“

          Lisicki gewinnt Qualifikationsspiel in Berlin

          Sabine Lisicki hat ihr Erstrundenspiel beim Berliner Rasentennis-Turnier gewonnen. Nach 18-monatiger Verletzungspause setzte sich die Berlinerin am Samstag in der ersten Runde der Qualifikation gegen die Amerikanerin Asia Muhammad 6:4, 6:4 durch. „Es ist nur ein Match, aber für mich ist es so viel wert. Es ist eines der allerschönsten Gefühle, hier zu Hause zu spielen“, sagte die Wimbledon-Finalistin von 2013, die wegen einer schweren Knieverletzung Ende 2020 erst am 2. Mai dieses Jahres ihr Comeback gab.

          Von Beginn an hatte Lisicki die Partie im Griff und zeigte gegen die Nummer 155 der Welt eine sehr ansprechende Leistung, die vor allem durch ihren gewohnt harten Aufschlag gekennzeichnet war. Auch spielerisch war sie ihrer Gegnerin überlegen. Für den Einzug ins Hauptfeld braucht die ehemalige Nummer zwölf der Welt, die zwischenzeitlich aus der Weltrangliste herausgefallen war und nun zumindest wieder auf Rang 994 steht, am Sonntag einen Sieg gegen die Australierin Daria Saville. (dpa)

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