Ryder Cup : Europa entthront die Amerikaner dank „MoliWood“
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So sehen Sieger aus: Team Europa bejubelt den Sieg beim Ryder Cup. Bild: dpa
Francesco Molinari und Tommy Fleetwood sind zwei ungemein gegensätzliche Golfprofis. Gemeinsam gewinnen sie mit dem Team Europa den Ryder Cup. Tiger Woods enttäuscht komplett.
Das Finale hätte kein Regisseur passender inszenieren können: Francesco Molinari, der Mann, der bei diesem 42. Ryder Cup brilliert hatte wie kein anderer, holte am Sonntag den Punkt, der der Europa-Auswahl frühzeitig den entscheidenden Punkt zum Sieg gegen das favorisierte Team der Vereinigten Staaten bescherte. Nachdem der Italiener seinen Ball am 16. Loch mit einem Eisen 7 auf das Inselgrün geschlagen hatte, versenkte sein Gegner Phil Mickelson seinen Ball im Wasser. Der Linkshänder gratulierte sofort seinem Gegner zum 4&2-Sieg (vier mehr gewonnene Löcher, bei zwei noch zu spielenden). Damit stand fest, dass Europa die Schwelle von 14 ½ Punkten überschritten hatte, die die Europa-Auswahl benötigte, um auf dem Albatros Course von Le Golf National in Saint-Quentin-en-Yvelines die Trophäe in diesem Prestigeduell nach der Niederlage vor zwei Jahren im Hazeltine Golf Club in Chaska (Minnesota) zurück auf den alten Kontinent zu holen.
Molinari, der den Amerikanern den entscheidenden Stoß versetzte, gewann damit als erster Europäer alle fünf Matches, etwas was zuletzt der Amerikaner Larry Nelson 1979 geschafft hatte. Die Feier konnte beginnen. Das Traumpaar der Turniers hieß „MoliWood“. Tommy Fleetwood, der gemeinsam mit Molinari alle vier Vierer, die Doppelversion des Golfs, gewonnen hatte, suchte das Bad in der Menge, ließ sich durch die Gegend tragen.
Dass der Engländer am Schlusstag sein Einzel hoch (6&4) gegen Tony Finau verloren hatte, spielte keine Rolle. Es war auch unerheblich, dass danach der Schwede Henrik Stenson gegen Bubba Watson (5&4), der Spanier Sergio Garcia gegen Rickie Fowler (2&1) und der Schwede Alex Noren gegen Bryson DeChambeau (1auf) noch ihre Siege unter Dach und Fach bringen mussten. Am Ende hieß es 17 ½ : 10 ½, einer der deutlichsten Siege im größten Spektakel des Golfs, der sechste Heimsieg für die „Euros“, der siebte Sieg bei den letzten neun Duellen gegen das Team USA.
„Es ist unglaublich, was die Jungs geschafft haben. Es zeigt wieder einmal, dass im Ryder Cup alles möglich ist. Ich bin stolz auf mein Team. Sie haben gegen die besten Spieler der Welt gewonnen „ sagte der europäische Kapitän Thomas Bjørn nachdem er auf dem 18. Grün den Pokal in den Händen hielt. Der 47 Jahre alte Däne spielte seine Rolle an diesem deutlichen Erfolg zwar herunter, aber im Gegensatz zu seinem ein Jahr älteren amerikanischen Kollegen Jim Furyk hatte er alles richtig gemacht. Er hatte mit dem Spanier Sergio Garcia, den Engländern Ian Poulter und Paul Casey sowie dem Schweden Henrik Stenson vier Spieler als seine „Captain’s Picks“ ins Team geholt, die sowohl in den Vierern, vor allem aber am Schlusstag in ihren Einzeln, alle ihre Nominierung rechtfertigten.
Garcia krönte sich durch seinen Sieg am Schlusstag gegen Rickie Fowler (2&1) mit insgesamt 25 ½ Punkten (einen halben mehr als der Engländer Nick Faldo) zum erfolgreichsten europäische Ryder-Cup-Spieler. Poulter, der schon in Medinah 2014 mit seiner Leidenschaft die treibende Kraft beim Auswärtssieg war, besiegte den Weltranglistenersten Dustin Johnson (2auf). Casey, der nach zehn Jahren erstmals wieder im Team stand, teilte sein Match mit dem amtierenden US-Open- und PGA-Champion Brooks Koepka. Stenson deklassierte Bubba Watson (5&4).
Mit den Siegen von Molinari, des Spaniers Jon Rahm (2&1) gegen Tiger Woods, Thorbjørn Olesemn (5&4) gegen Jordan Spieth dominierte Europa nach den Vierern, in denen sich das Team am Freitag und Sonntag einen 10:6-Vorsprung erarbeitet hatte, auch in den Einzeln mit 7 ½ : 4 ½ – eine erstaunliche Leistung gegen ein Team, das laut Weltrangliste die vermeintlich besseren Spieler – im Schnitt 11,2 gegenüber 18,8 – in seinen Reihen hatte, aber am Schlusstag nur Einzelsiege von Justin Thomas (1 auf) gegen den Nordiren Rory McIlroy, von Webb Simpson (3&2) gegen den englischen Olympiasieger Justin Rose, von Patrick Reed (3&2) gegen den Engländer Tyrell Hatton sowie von Finau gegen Fleetwood zustande brachte. Dagegen enttäuschten bis auf Finau die amerikanischen Captain’s Picks. Woods und Mickelson mit 42 und 48 Jahren die ältesten Akteure gingen vollkommen leer aus.
Woods, der bereits mit Reed und DeChambeau drei Vierer verloren hatte, gelang am Sonntag zwar ein Eagle, trotzdem konnte er nie mit dem 23 Jahre alten Spanier Rahm mithalten, lag von Anfang gegen den jüngsten im Europa-Team zurück, Mickelson war wie schon bei seinem einzigen Einsatz im Klassischen Vierer am Freitag weit von seiner Bestform entfernt – ausgerechnet der Mann, der mit seinem Sieg am vorigen Sonntag die Amerikaner zum Sieg führen sollte, stand als einer der großen Verlierer da. Umso heller strahlte der Stern von Molinari. „Ich weiß nicht auf welchen Planeten Francesco Golf spielt. Es ist sicherlich ein anderer als der auf dem andere Spieler sind“, schwärmte Bjørn über den British-Open-Champion.