Vendée-Globe-Logbuch : „Ich habe keine Erklärung, was passiert ist“
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Mitten auf dem Ozean gibt es auch für den Franzosen Ruyant nicht viele Möglichkeiten Frust abzubauen. Bild: Picture-Alliance
Die Vendée Globe verlangt Mensch und Material alles ab. Mit Thomas Ruyant meldet schon der zweite Topfavorit große Probleme mit seiner Yacht. Boris Herrmann macht derweil außergewöhnliche Erfahrungen.
Allein auf dem Ozean gibt es nicht viele Möglichkeiten, seinen Frust abzubauen. Ein Fünftel der Vendée Globe haben die Segler aus der Spitzengruppe erst hinter sich gebracht. Doch die Skipper gehen mit ihren Yachten bei der Regatta um die Welt schon jetzt an die Grenzen – und werden wohl bereits einige Flüche auf den Atlantik hinaus ins Nichts gebrüllt haben.

Redakteur vom Dienst.
In der Nacht zu Mittwoch erwischte es den Franzosen Thomas Ruyant. Fast 3000 Kilometer von der südamerikanischen Küste entfernt bemerkte der bis dahin Zweitplazierte Ruyant etwas an einem seiner Foils – diese heben eine Yacht bei hohem Tempo aus dem Wasser und sollen sie noch schneller werden lassen. „Ich segelte mit 20 Knoten, als ich das Krachen hörte. Ich habe keine Erklärung, was passiert ist“, vermeldet Ruyant und gibt zu, „massiv enttäuscht“ zu sein. Seine Chancen auf den Sieg schwinden nun immens und hängen davon ab, welche Tipps ihm sein Team aus der Ferne für die Reparatur geben kann.
Ruyant ist nach Alex Thomson schon der zweite Topfavorit, den ein größeres Problem plagt. Drei Tage konnte der Waliser nur auf dem Ozean herumdümpeln, während er sein am Bug beschädigtes Boot reparierte. Thomson fiel von der Spitzenposition auf den achten Rang zurück, mehr als 1100 Kilometer trennen ihn nun vom Führenden Charlie Dalin. „Es waren ein paar harte Tage mit verdammt viel Arbeit“, sagt der 46-Jährige. Allerdings sei er „überglücklich“, überhaupt noch im Rennen zu sein. Ob ihm ein Comeback gelingt? Seine Yacht gilt immer noch als eine der schnellsten der gesamten Flotte.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen der besonderen Art lieferten sich Boris Herrmann und Yannick Bestaven: Nur wenige hundert Meter voneinander entfernt, suchten der Deutsche und der Franzose im Duell um den fünften Platz einen Ausweg aus der Flaute. Dabei kamen sie sich zwischenzeitlich so nah, dass sie fast ohne Funkkontakt sprechen konnten. „Yannick und ich machen das Beste draus“, sagt Herrmann in einem Video. „Es sind schon ein paar lustige Momente dabei, wenn man einem Konkurrenten, der genauso wenig vorankommt, zusehen kann.“
Letztlich setzte sich Herrmann durch und überholte auch noch den Franzosen Kevin Excoffier. Damit liegt der Deutsche nun auf Platz vier. Das Spitzentrio bilden in dem führenden Dalin („Apivia“), Ruyant („LinkedOut“) und dem 61 Jahre alten Rekordteilnehmer Jean Le Cam drei Franzosen.
Die Vendée Globe gilt als die härteste Regatta für Einhandsegler. Sie begann am 8. November an der französischen Atlantik-Küste und führt entlang des Südpolarmeeres einmal um den Globus. Mit Boris Herrmann nimmt erstmals ein Deutscher teil.