Prix de l’Arc de Triomphe : Im Sturzflug
- -Aktualisiert am
Drei Millionen Euro für den Sieger: Der Prix de l’Arc de Triomphe in Paris zählt zu einem der wichtigsten Rennen Europas. Bild: AFP
Wie gut sind die Dreijährigen? Hinter der Bewertung des aktuellen „Derby-Jahrgangs“ verbirgt sich die stete Suche nach einem neuen, möglichst internationalen vierbeinigen Star des Galoppsports.
Die mit weniger als 800 Fohlen jährlich vergleichsweise kleine deutsche Vollblutzucht hat im vergangenen Jahrzehnt einige überragende Rennpferde hervorgebracht: Danedream, Ivanhowe, Novelist, Pastorius, Protektionist und zuletzt Waldgeist haben rund um den Globus bedeutende Rennen gewonnen.
Danedream 2011 und Waldgeist 2019 waren sogar im wichtigsten Rennen Europas erfolgreich, dem Prix de l’Arc de Triomphe in Paris. Das mit drei Millionen Euro selbst in Krisenzeiten fürstlich dotierte Gruppe-I-Rennen über 2400 Meter wird am Sonntag in der von Corona geplagten Hauptstadt Frankreichs entschieden. Deshalb sind auf der Rennbahn Longchamp nur 1000 Zuschauer zugelassen. Normalerweise würde die zehnfache Menge allein aus Großbritannien anreisen – vor allem, da die inzwischen sechsjährige Stute Enable versucht, den Arc zum dritten Mal zu gewinnen. Im Vorjahr scheiterte die von John Gosden in England trainierte und von Weltstar Frankie Dettori gerittene Enable nur an Waldgeist.
Auch dieses Jahr hat ein deutscher Hengst reelle Chancen, Enable zu schlagen. „Er ist ein Pferd der Zukunft“, hatte sein französischer Trainer Francis-Henri Graffard im Juni über den späteren deutschen Derbysieger In Swoop gesagt. Der Name bedeutet „im Sturzflug“ und ist seinem Vater, dem auf dem Gestüt Schlenderhan tätigen Deckhengst Adlerflug, geschuldet. Das älteste deutsche Privatgestüt ist Besitzer und Züchter von In Swoop. Es ist ein Traum von Georg Baron von Ullmann, einmal die berühmten schwarz-blau-roten Rennfarben des Familiengestüts in diesem Rennen vorn zu sehen. In Swoop ist der 14. Starter des Gestüts beim Prix de l’Arc de Triomphe, Regen und das erwartet weiche Geläuf müssten dem Hengst entgegenkommen.
Qualität des Derby-Jahrgangs
Doch Graffard dämpft etwas die Erwartungen: „Wir wissen nicht, ob ihm der weiche Boden passt. Das weiß man erst, wenn man es probiert.“ Zur Gegnerschaft in Paris zählt nicht nur Enable, sondern auch der dreijährige Mogul aus dem schier unendlichen Star-Reservoir des irischen Gestüts Coolmore, vom irischen Master und zweifachem Arc-Gewinner Aidan O’Brien trainiert. Mogul war zuletzt im Grand Prix de Paris überraschend klar vor dem zweitplazierten In Swoop. Love, die zweite favorisierte Coolmore-Stute, wurde angesichts des Regens und des tiefen Bodens am Donnerstag zurückgezogen.
Die Frage nach der Qualität des Derby-Jahrgangs beschäftigt die Galoppfans aber nicht nur in Paris, sondern tags zuvor bereits in Berlin. In Hoppegarten wird nicht nur der Große Preis von Berlin (Gruppe I), sondern auch der Preis der Deutschen Einheit (Gruppe III) entschieden. In beiden Rennen spielen die Dreijährigen eine zentrale Rolle. Im Grand Prix läuft der Derbyzweite Torquartor Tasso. Er scheiterte nach Ansicht vieler zuletzt im Großen Preis von Baden nur am verschleppten Renntempo, bei dem seine enorme Endbeschleunigung nicht zur Geltung kam.
Ein Sieg würde seine Starqualitäten erheblich fördern. Ähnliches gilt für Wonderful Moon, dem als Derby-Favorit in Hamburg die Puste ausging, er wurde nur Sechster. Auf der 2000-Meter-Distanz des Preises der Deutschen Einheit scheint er besser aufgehoben. Ein Sieg ist Pflicht, wenn das Team des Stalls Wasserfreunde mit dem Hengst im kommenden Jahr internationale Ambitionen hegen sollte.