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„Wurde nie sexuell belästigt“ : Peng Shuai spricht – China übersetzt

Die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai Bild: AP

In einem Interview nimmt die Tennisspielerin Peng Shuai ihre Vorwürfe der sexuellen Nötigung gegen einen chinesischen Spitzenpolitiker zurück. Doch die Umstände des Interviews geben zu denken.

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          Die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai hat am Samstagabend in Peking den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach getroffen. Das teilte die Organisation am Montagvormittag Pekinger Zeit mit, nachdem die französische Sportzeitschrift L’Équipe zuvor ein Interview mit Peng veröffentlicht hatte. An dem Treffen nahm auch Kirsty Coventry teil, Sportministerin Simbabwes, IOC-Mitglied und frühere Vorsitzende der IOC-Athletenkommission.

          Christoph Becker
          Sportredakteur.

          Die Mitteilung des IOC erwähnt mit keinem Wort die Vorwürfe sexueller Nötigung, die die frühere Erste der Doppel-Weltrangliste gegenüber dem früheren chinesischen Spitzenfunktionär Zhang Gaoli in einem Post auf der chinesischen Nachrichtenplattform Weibo erhoben hatte.

          „Ich sagte ja, weil ich Angst hatte“

          In dem Post, der nach einer halben Stunde gelöscht wurde, hatte sie unter anderem geschrieben: „Ich habe an jenem Nachmittag zuerst nicht zugestimmt. Ich habe die ganze Zeit geweint. Als ich zu Abend aß mit Dir und Tantchen Kang Jie (Zhang Gaolis Frau; d. Red.) (…) sagtest Du mir, ich solle meine mentale Last abwerfen. Nach dem Essen, als ich immer noch zurückhaltend war, sagtest Du, Du hassest mich. Du sagtest dann, Du hattest mich in den vergangenen sieben Jahren nie vergessen, und Du würdest Dich um mich kümmern. Ich sagte dann ja, weil ich Angst hatte und Panik bekam und da immer noch Gefühle für Dich waren von vor sieben Jahren. Und dann, ja, hatten wir Sex.”

          Nach Veröffentlichung des Posts war Peng Shuai über Wochen aus der Öffentlichkeit verschwunden, zahlreiche China-Experten sahen und sehen sie unter der Kontrolle des Staatsapparats. Die Tennis-Profiorganisation WTA kündigte in Folge von Peng Shuais Verschwinden an, bis zum Abschluss einer unabhängigen Untersuchung der Vorwürfe keine Turniere mehr in China auszutragen.

          IOC-Präsident Bach nahm Ende November an einem Videotelefonat mit Peng Shuai teil, gemeinsam mit der chinesischen Funktionärin Li Lingwei und Emma Terho, der Vorsitzenden der IOC-Athletenkommission. In der Pressemitteilung, die die Vorwürfe ebenfalls nicht erwähnte und Peng Shuai nicht wörtlich zitierte, äußerte Bach, er sei erleichtert, dass es Peng Shuai gut gehe und sie entspannt erscheine.

          Im Interview mit L’Équipe sagt Peng Shuai nun, sie sei nie sexuell missbraucht worden. Wörtlich heißt es da: „Ich habe niemals gesagt, dass irgendwer mich irgendwie sexuell belästigt hat.“ Sie sei auch niemals verschwunden gewesen, „jeder konnte mich sehen“. Das hatte sie bereits im Dezember gegenüber einer Reporterin einer chinesischsprachigen Zeitung aus Singapur gesagt, die sie, vermeintlich zufällig, bei einer Skisportveranstaltung in Schanghai in Anwesenheit des chinesischen Basketballstars Yao Ming getroffen hatte.

          Die Umstände des Interviews

          Zu den Umständen des Interviews gehört nach Darstellung von L’Équipe, dass es in Anwesenheit des Stabschefs des chinesischen Olympischen Komitees, Wang Kan, geführt wurde. Die Peng Shuai zugeschriebenen Antworten sind durch Wang Kan übersetzt. Die Fragen für das Interview, das in einem Pekinger Hotel geführt wurde, mussten die französischen Journalisten vorab einreichen. Bedingung für das Interview, das durch das chinesische Nationale Olympische Komitee organisiert wurde, war, dass die Übersetzung von Wang Kan wörtlich im Frage-Antwort-Format wiedergegeben wird.

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