Viele Fragen um Football-Star : Tom Brady am Scheideweg
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44 Jahre alt, 22 Spielzeiten in der NFL: Tom Brady hat nach dem Play-off-Aus unfreiwillig Zeit zum Nachdenken, wie es weitergeht. Bild: AFP
Beendet NFL-Star Tom Brady nach dem bitteren Play-off-Aus seine beispiellose Karriere? Oder trifft er im Alter von 44 Jahren eine andere, irrationale Entscheidung? Eine Episode aus seiner Vergangenheit könnte Hinweise liefern.
Es gibt eine Episode im Leben des Tom Brady, die ist selbst vielen, die glauben, sich gut mit dem Leben des Tom Brady auszukennen, unbekannt. Diese Episode spielt in New England, Mitte der 2000er-Jahre, und hat, natürlich, Tom Brady als Hauptdarsteller. In der weiteren Rolle: Matt Cassel, damals Ersatz-Quarterback bei den Patriots, dem Footballteam, mit dem Brady in diesen und den Folgejahren eine bis heute unerreichte Dynastie in der National Football League (NFL) errichten sollte.
Die Ereignisse dieser Episode beginnen in der Kantine der Patriots, wo Brady gerne an einem Platz direkt hinter der Eingangstür zu sitzen pflegte. Eines Tages, so erzählte es Cassel einmal, sei er, also Cassel, besonders schwungvoll durch diese Tür getreten, woraufhin sein Teamkollege und künftiger Star der NFL, also Brady, durchaus erbost zu verstehen gab, dass er, also Cassel, das in Zukunft doch bitte lassen solle, ehe noch jemand zu Schaden komme. Cassel, ohnehin gerne für einen Spaß zu haben, witterte seine Chance und unterließ das schwungvolle Eintreten durch die Eingangstür der Kantine natürlich nicht. Genau da beginnt das eigentlich Überraschende an dieser Episode.
Tom Bradys Ziel: maximaler Erfolg
Brady, mittlerweile der erfolgreichste Spieler, der je in der NFL gespielt hat (und dies wohl auch noch eine ganze Zeit bleiben wird), hat diesen Erfolg auch seiner Persönlichkeit zu verdanken, seinem Wesen, seiner Einstellung zum Profisport. Brady ist kein besonders extrovertierter Mensch, kein Lautsprecher, keiner, der andere ablenkt oder, mehr noch, sich selbst ablenken lässt. Zeit seiner Karriere hatte er ein Ziel vor Augen, und dieses Ziel verfolgte er immer und ausschließlich mit dem größtmöglichen Ehrgeiz: maximaler Erfolg. Ein Ziel, das sich, so hört man, auch auf sein Privatleben erstreckte und erstreckt.
Die Bilanz? Zunächst: eine glückliche Ehe mit der Brasilianerin Gisele Bündchen und drei Kinder (zwei mit Bündchen, eines mit der Schauspielerin Bridget Moynahan). Aber eben auch: sieben Super-Bowl-Siege, mehrfach ausgezeichnet als wertvollster Spieler der Liga, ein eigenes Unternehmen, das Trainings- und Ernährungstipps sowie Merchandiseartikel gewinnbringend verkauft. Bradys stets durchdachte Lebens- und Karriereplanung ist, so kann man es wohl sagen, aufgegangen.
Das bringt uns zurück in die Patriots-Kantine. Da traf der junge Brady, im Jahr 2000 als No-Name vom College in die NFL gekommen, nämlich eine Entscheidung, die so überhaupt nicht seinem Naturell entspricht, zumindest nicht aus heutiger Sicht. Statt sich einfach einen anderen Platz zu suchen und sich so vor dem stürmischen Ersatzmann Cassel in Sicherheit zu bringen, kurzum: sich nicht ablenken zu lassen, stemmte er einfach, als Cassel ein weiteres Mal heraneilte, seinen Fuß vor die Tür.
Cassel krachte mit voller Wucht dagegen und schüttete sich sein Mittagessen über Kopf und Kleidung. Brady hatte seinem Anliegen aktiv Nachdruck verliehen, es damit auch gelöst (Cassel schritt künftig besonnener durch die Tür), dabei aber auch eine Ablenkung zugelassen, die ihn noch eine ganze Weile beschäftigen sollte.