Neuseeland bei der Rugby-WM : Das Ei trägt Schwarz
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Das berühmte Ritual vor dem Spiel: Die „All Blacks“ zeigen ihren Haka-Tanz. Bild: Picture-Alliance
Dieses Team umweht eine weltweite Faszination. Die „All Blacks“ aus Neuseeland gelten als Nonplusultra im Rugby. Doch die Sache hat auch ihre Tücken. Gerade bei einer WM.
Sie klopfen sich auf die mächtigen Oberschenkel, sie blicken grimmig, rollen die Augen und strecken die Zunge heraus. Sie zelebrieren den Haka.
„Ka mate! Ka mate! Ka ora! Ka ora!“
„Das ist der Tod. Das ist der Tod. Das ist das Leben. Das ist das Leben.“
Der Haka, der Maori-Tanz, soll die eigene Mannschaft einen und den Gegner einschüchtern. Ein Ritual der „All Blacks“, der neuseeländischen Rugbystars, aufgeführt vor jedem Länderspiel. Und Teil der Faszination, die dieses Team umweht, weltweit. Kaum ein Rugbyteam erregt mehr Aufmerksamkeit als die mythisch verklärten „All Blacks“, denen ein Ruf wie Donnerhall vorauseilt. Mutig, kampfstark, schnell: Attribute eines Spiels, das zu einer Marke im Rugby geworden ist.
Wie die „All Blacks“ selbst, die Männer in den schwarzen Trikots, allesamt Volkshelden in ihrer Heimat. Sie sind nun wieder ausgezogen, ihren Ruhm zu mehren. Sie treten bei der achten Rugby-Weltmeisterschaft als Titelverteidiger an, und selbstverständlich sind die Neuseeländer bei dem Mammutturnier in England, das sich über sechs Wochen erstreckt, auch die großen Favoriten. Sie geben ihren Einstand an diesem Sonntag (17.45 Uhr) in London, im Duell mit Argentinien.
Inspiration für Deutschlands Fußball-Weltmeister
Rugby ist ein wachsender Sport, die Professionalisierung schreitet stetig voran. Der Kampf um den ovalen Ball, um das Ei, wird während der Rugby-Weltmesse Millionen Menschen elektrisieren, in den Stadien und vor den Bildschirmen. Das beherzte Auftreten der Neuseeländer und ihr Showtalent förderten Rugby maßgeblich. Sogar Deutschland, wo dieser Sport noch ein Nischendasein fristet, weiß längst etwas anzufangen mit den „All Blacks“ oder mit dem Haka.
Selbst der Fußball nimmt Anleihe beim Rugby, dessen Siebener-Variante inzwischen olympischen Status genießt. Die deutschen Nationalspieler rangeln im Training gelegentlich um das Ei. Bundestrainer Joachim Löw und seine Profis haben sich dabei schon von Jonah Lomu inspirieren lassen, der ersten globalen Rugby-Ikone. Lomu war einer der schillerndsten „All Blacks“, wie ein Bulldozer beackerte er das Spielfeld, mit ungeheurer Wucht, aber auch mit hohem Tempo. Lomu rannte seine Widersacher schlichtweg über den Haufen.
Rugby, heißt es, sei ein Rabaukensport, werde aber von Gentlemen gespielt. Tatsächlich müssen die muskelbepackten Kerle, die teilweise bis zu 150 Kilogramm auf die Waage bringen, austeilen und einstecken können. Und doch sind sie in einem Spiel, das sich spezieller Werte rühmt, das von einem ausgeprägten Gemeinschaftssinn getragen wird und – trotz aller Härten – von beachtlicher Fairness, auch zu bemerkenswerter Eleganz fähig. Krachende Tacklings machen das Wesen dieses Sports ebenso aus wie kluge Pässe, geschickte Kicks oder rasante Sprints mit Täuschungsmanövern.
Rugby : Südafrika sucht schwarze Talente
Rugby ist ein Rabaukensport für Gentlemen
Nationen wie Neuseeland verfügen über eine Menge Spieler, die mit allen Facetten dieses Sports bestens vertraut sind. Sie genießen in einem Land, das Rugby als Kulturgut betrachtet und als einen Teil seiner Identität, eine exzellente Ausbildung. Und Neuseeland vermittelt sein umfangreiches Knowhow über Grenzen hinweg: Mehrere WM-Teilnehmer, Irland zum Beispiel oder Schottland und Wales, werden von neuseeländischen Trainern betreut. Der Einfluss des Inselstaates im Rugby ist beträchtlich.