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Basketball-Star : LeBron James und der Flirt mit der großen Politik

  • -Aktualisiert am

Vote! Geht wählen! LeBron James transportiert seine Botschaften. Bild: USA TODAY Sports

LeBron James ist derzeit Amerikas erfolgreichster Basketballspieler. Doch längst mischt er auch in der Politik mit. Das Engagement von James, der ein Privatvermögen von knapp einer Milliarde Dollar hat, nötigt sogar Gegnern Respekt ab.

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          Man braucht für den Start in eine Karriere als amerikanischer Politiker vor allem zwei Dinge: einen möglichst großen Bekanntheitsgrad und eine Menge Geld. Sicher auch hilfreich: eine gehörige Portion an Narzissmus und endlose Energie für monatelange Wahlkämpfe. So gelangen nicht nur Reality-TV-Figuren wie Donald Trump an die Hebel der Macht. Das Katapult kann auch Seiteneinsteiger aus dem Profisport in die Politik befördern. Das bemerkenswerteste Beispiel: Bill Bradley, ein begnadeter Basketballer, der mit 34 Jahren die New York Knicks und die NBA hinter sich ließ und gleich danach Senator in Washington wurde. 2000 kandidierte er bei den Vorwahlen der Demokratischen Partei für das Amt des Präsidenten.

          LeBron James, Amerikas derzeit erfolgreichster Ballartist, wirkt wie ein idealer Nachfolger, weil er sich so intensiv wie kein anderer amerikanischer Athlet seit Bradley um die gesellschaftlichen Verwerfungen kümmert, mit denen er sich von Kind auf an konfrontiert sah. So intensiv, dass die Nachrichtenagentur Reuters ihn, den 16-maligen All-Star, als „potente politische Kraft“ porträtierte, während er sich auf der Quarantäne-Insel von Walt Disney World daran machte, mit seinem dritten NBA-Klub seine vierte Meisterschaft zu gewinnen.

          James gewann zuletzt mit den Los Angeles Lakers die Finalserie gegen die Miami Heat und wurde einmal mehr als wertvollster Spieler der Veranstaltung ausgezeichnet. Vorher hatte er mit anderen NBA-Spielern dunkler Hautfarbe hinter den Kulissen Druck auf die Liga ausgeübt. Sein Ziel: offene Solidarität für all jene, die für soziale Gerechtigkeit kämpfen, darunter die „Black Lives Matter“-Bewegung.

          Die Entwicklung zu einem politischen Aktivisten, der auf der Internetplattform Instagram ein Publikum von mehr als 73 Millionen Menschen erreicht, ergab sich sukzessive. Als Vater von zwei Söhnen und einer Tochter beschäftigte er sich zum Beispiel mit den Bildungsdefiziten armer Kinder in seiner Heimatstadt Akron. Die Reaktion: Er stellte mit Hilfe seiner eigenen Stiftung mehrere Millionen Dollar für eine Grundschule bereit, die das Geld für intensive Fördermaßnahmen einsetzt.

          Das Establishment nahm Notiz. Nachdem James immer wieder die Polizeibrutalität gegenüber Afroamerikanern anprangerte („Ich weiß aus Erfahrung, was rassistische Diskriminierung ist. Was hier bei uns abläuft, ist nicht in Ordnung. Wir fürchten um unser Leben“), signalisierte Trump-Schwiegersohn Jared Kushner, ein Berater des Präsidenten, Interesse an einem Dialog. James ignorierte die Avancen. Er hat andere Pläne, um einen Beitrag zu leisten, damit die gegenwärtige Regierung abgewählt wird.

          Seine jüngste Initiative richtet sich gegen die Diskriminierung von ethnischen Minderheiten. So wird in Regionen mit großem Anteil an Afroamerikanern deren Wahlbeteiligung erschwert. Es gibt extrem lange Warteschlangen vor den Wahllokalen, die in mehrheitlich weißen Gegenden ausbleiben. James stellte deshalb im Juni eine Website auf die Beine, die Stimmberechtigten dabei hilft, sich zu registrieren und sich am demokratischen Alltag zu beteiligen. Er sagt: „Veränderung kommt nicht zustande, wenn man immer nur an der Außenlinie steht und zuschaut.“

          Das Engagement des Ausnahmeathleten, dessen Privatvermögen auf eine knappe Milliarde Dollar geschätzt wird, nötigt sogar politischen Gegnern Respekt ab. Im Unterschied zu anderen Prominenten verfüge der Basketballer über Glaubwürdigkeit. Und er sei diszipliniert. Es gibt jedoch auch Sportfans, vor allem im rechten Lager, die ihn und seine politische Haltung mit dafür verantwortlich machen, dass die NBA nach der Rückkehr aus der Corona-Pause geringere Einschaltquoten verbuchte. Die Kritik geht allerdings ins Leere: Der gesamte amerikanische Sport verzeichnet ein massives Minus. Selbst die unpolitischsten Athleten von allen haben weniger Zuschauer denn je: die Pferde auf den großen Galopprennbahnen des Landes.

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