
Box-Legende Muhammad Ali : Schweigen in Havanna
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Menschliche Legende: Muhammad Ali Bild: dpa
Muhammad Ali konnte zaubern, auch als er schon von Parkinson gezeichnet war. Gay Taleses Reportage über Alis Besuch bei Fidel Castro beschreibt dessen Kunst, die Menschen zu berühren.
Nun ist der Größte schon fünf Jahre tot. Hat es inzwischen einen noch Größeren gegeben? Nein. Zur Bestätigung reicht es, Gay Taleses Reportage über Muhammad Alis Besuch beim Máximo Líder in Havanna im Jahr 1996 nachzulesen.
Ali, hinter seiner Parkinson-Maske undurchschaubar, sagte die ganze Zeit kein Wort. Es gab nichts zu trinken, alle fühlten sich unbehaglich. Nachdem Fidel Castro Alis vierte Frau Yolanda gefragt hatte, ob ihr Gatte ein guter Esser sei, sie das bejaht hatte und der Smalltalk zur Neige ging, ergriff Ali die Initiative. Er zog aus der linken Faust ein rotes Seidentuch, steckte es mit spitzen Fingern zurück – und plötzlich war es weg. Alle applaudierten.
Castro: Wo ist es? Ali zeigte ihm die Auflösung: Er hatte das Tuch in einen fleischfarbenen Gummidaumen gesteckt. Castro: Lassen sie es mich auch versuchen. Ali gab Castro den Gummidaumen und ein Begleiter übte mit ihm den Trick. Nach einer Weile führte der Presidente ihn mit Schwung vor. Kurz darauf schlief Ali auf einem Sofa ein. Beim Abschied merkte Castro, dass er den Gummidaumen immer noch in der Hand hielt. Ali bedeutete ihm, er könne ihn behalten.