Massenschlägerei : Basketball ohne 14 böse Buben
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Körperloses Spiel? Rudelbildung beim Basketball Bild: dpa/dpaweb
Dieses Play-off-Spiel zwischen Bonn und Bamberg wird in die Geschichte eingehen. Nach Jagdszenen und einer Massenprügelei disqualifizierten die Schiedsrichter 14 Spieler. Fünf Bonner gewannen gegen vier verbliebene Bamberger 75:64.
Zumindest in einem Punkt waren sich am Donnerstag abend alle Beteiligten und Beobachter einig: Dieses zweite Play-off-Spiel zwischen den Telekom Baskets Bonn und den Bamberger Titelverteidigern, in dem Bonn - rein statistisch gesehen - mit einem 75:64-Sieg zum 1:1 ausglich, wird in die Geschichte dieses Sports in Deutschland eingehen. Allerdings als unrühmliches Kapitel. Denn nach Jagdszenen und einer Massenprügelei mit Spielern und Betreuern disqualifizierten die Schiedsrichter nicht weniger als 14 Spieler, verbannten schließlich auch den Bamberger Trainer Dirk Bauermann aus der Halle und ließen die Begegnung in der letzten halben Stunde mit vier Bambergern gegen fünf Bonner zu Ende spielen. Wer nun zum dritten Viertelfinalspiel am Sonntag in Bamberg antreten darf, oder ob das Ergebnis bis dahin überhaupt Bestand hat, war am Freitag noch nicht klar: Bamberg legte auf jeden Fall Protest ein.
Nachdem der Lärm verklungen war, fanden sich auch eher beiläufige Belege dafür, daß dies ein außergewöhnlicher Basketball-Abend gewesen sein mußte. Die Biervorräte in der Bonner Hardtberghalle, so erzählten die fassungslosen Gastgeber, seien schon zur Halbzeit vollständig geleert worden. Weshalb auch die sechs zur Untätigkeit verdammten Spieler von GHP Bamberg in der zweiten Halbzeit lange warten mußten, bis sie ihren Ärger zumindest teilweise in Kölsch ertränken konnten.
„Kein schöner Abend für den Basketball“
Auch die erfahrenen Kenner des Spiel können sich an einen ähnlichen Fall nicht erinnern. Auch Dirk Bauermann nicht, der sich noch lange nach der Schlußsirene kaum in der Lage sah, angemessen den Gang der Dinge aus seiner Sicht zu erläutern. Vor allem hielten die Bamberger für nicht gerechtfertigt, daß Bonn von der 13. Spielminute an das Spiel mit fünf Spielern, das eigenen Team aber nur mit vier Profis habe fortsetzen dürfen. Denn, so Bauermann, Auslöser der unansehnlichen Szenen sei ein Foul des Bonner Centers Michael Meeks gewesen, der dem Bamberger Uvis Helmanis in den Unterleib geschlagen habe. Erst daraufhin habe sich der Bamberger Spielmacher Steffen Hamann im Namen seines Kollegen mit der Faust revanchiert und die Massenkeilerei und die folgende zwanzigminütige Pause ausgelöst.
Bonner Klubverantwortliche schoben den Schwarzen Peter ihrerseits zu den Schiedsrichtern weiter, die nicht in der Lage gewesen seien, die überharte Partie rechtzeitig in regelgerechte Bahnen zu lenken. Was Bauermann wiederum als Frechheit empfand, weil es trefflich die alte Mär von der unsportlichen Spielweise der angeblichen Bamberger „Bad Boys“ bediene.
Acht Bamberger und sechs Bonner ausgeschlossen
3500 Zuschauer sahen jedenfalls fassungslos mit an, wie sich beide Teams dezimierten. Auf Bamberger Seite wurden Hamann, Stafford, Helmanis, Pavic, Phelps, Archibong, Simpkins und Nahar disqualifiziert, bei den Bonnern Wisniewski, Perincic, Mihajlovic, Meeks und Black. Neun Sekunden vor Schluß ließ sich obendrein Telekom-Profi Paravinja derart vom Bamberger Ensminger provozieren, daß er ebenfalls noch des Feldes verwiesen wurde.
„Das war kein schöner Abend für den Basketball.“ So faßte der Bonner Trainer Mike Koch das Geschehen zusammen, obgleich sich seine verbliebenen fünf Spieler mit dem Sieg über Bamberg in Unterzahl ein weiteres Heimspiel in der Serie „Best of five“ erkämpft hatten. Zunächst einmal steht das Spiel in Bamberg an, für das Kollege Bauermann in aller Zurückhaltung eine nicht gerade Bonn-freundliche Stimmung voraussagte.
„In erster Linie aber wird dieser Abend unsere Mannschaft noch weiter zusammenschweißen“, sagte er. Auch wenn er dabei vor allem auf Steffen Hamann verzichten muß. Über die zu erwartende Sperre hinaus trug der Nationalspieler nämlich die Folgen seiner Tätlichkeit deutlich sichtbar an der Hand. Eine tiefe Rißwunde mußte mit mehreren Stichen genäht und die Hand anschließend in Gips gelegt werden.