Beachvolleyball-Meisterschaft : Königinnen der Nacht
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Pure Emotion: Chantal Laboureur Bild: dpa
Déjà-vue-Erlebnisse der besonderen Art: Chantal Laboureur gewinnt an der Seite von Sarah Schulz gegen ihre früheren Partnerinnen den deutschen Meistertitel im Beachvolleyball.
Mit goldenen Krönchen auf ihren Köpfen posierten Chantal Laboureur und Sarah Schulz schon vor 14 Tagen. Da hatten die beiden Beachvolleyballerinnen die erste nationale Auflage der „King of the Court“-Variante ihrer Sportart in Hamburg für sich entschieden. Zu wahren Königinnen des deutschen Beachvolleyballs wurden Laboureur/Schulz dann aber an diesem Samstag gekrönt: Sie gewannen das Finale der deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand gegen die Olympiateilnehmerinnen Karla Borger und Julia Sude 2:0 (21:17, 21:19) und wurden mit „Chanti“- und „Sarah“-Rufen von 3500 Fans bei der erstmals ausgetragenen Night Session gefeiert.
Besonders gleißend strahlte der Spot des Rampenlichts auf der eigentlich immer etwas zurückhaltend agierenden Chantal Laboureur. Die 31-Jährige hatte schon im Vorjahr den Titel gewonnen - damals noch mit Sandra Ittlinger, die sich anschließend aber aufgrund vermeintlich besserer Perspektiven nach einer anderen Partnerin umsah. Das gleiche schale Gefühl des Sitzen-gelassen-werdens hatte Laboureur schon einmal erfahren, als sich Julia Sude von ihr abwandte, mit der sie 2017 den Titel in Timmendorf gewonnen hatte - und die nun im Endspiel auf der anderen Seite des Netzes stand. Es war der Tag der bewältigten Déjà-vue-Erlebnisse, denn im Halbfinale gewann Laboureur mit Schulz 2:1 gegen Ittlinger und Kim Behrens - und das mit 15:13 im Tie–Break.
Partnertausch gehört letztlich zum Beachvolleyball-Geschäft und Abwehrspezialistin Chantal Labaureur nahm die Wechsel sportlich. Sie schaute sich in der Szene um und fand in der 22-Jährigen Sarah Schulz eine vielversprechende Partnerin für das Spiel am Netz. Erst im Frühjahr kam das süddeutsche Duo zusammen, doch schon bald entwickelte sich eine gut abgestimmte Spielgemeinschaft. „Sarah hat gute Ideen“, lobte Teamleaderin Laboureur den Mut ihrer jungen Kollegin, eigene Akzente zu setzen: „Was ich richtig cool finde.“ So ergab sich schon bald ein Miteinander auf Augenhöhe. Dass sich das neue Duo nun gleich bei den ersten gemeinsamen Meisterschaften durchsetzte, fand die Titelverteidigerin zwar selbst überraschend, aber nicht sensationell: „Sarah war vergangenes Jahr Fünfte, ich hatte gewonnen“, lautete ihre Vorab-Rechnung. „Irgendwas dazwischen wäre super“.
Ob das neue Traumpaar aber auch im kommenden Sommer zusammen agieren wird, ist freilich noch unklar. „Ich weiß es leider noch nicht“, sagte Laboureur auf Nachfrage - und diesmal liegt es nicht daran, dass ihre Partnerin eine vermeintlich Bessere finden würde. Die „scheinfreie“ Medizinstudentin Laboureur möchte vielmehr im kommenden Frühjahr ihr Examen an der Uni in Tübingen angehen, dem sich dann zeitnah ein praktisches Jahr als Ärztin anschließen sollte. Schon im Oktober startet sie mit einem Praktikum in der Orthopädie. Eine Disziplin, die sie als langjährige Leistungssportlerin „bislang nur von der Patientenseite“ kennt.
Doch Orthopädie rangiert neben Gynäkologie an erster Stelle auf ihrer Wunschliste der künftigen Berufsausübung. Auch die eigene Familienplanung will die Friedrichshafenerin so langsam intensivieren. Bereits in 14 Tagen steht die Hochzeit mit ihrem langjährigen Freund in Heidelberg an, anschließend soll eine große Party am Bodensee steigen. Ob die Braut Krone tragen wird? „Ich schleppe sie die ganze Zeit mit mir rum“, verriet sie immerhin am Timmendorfer Strand.
Walkenhorst/Winter neue Beach-Meister
Auch bei den Männern gibt es 2021 einen Überraschungssieger in Timmendorfer Strand. Alexander Walkenhorst und Sven Winter holten sich am Sonntag bei den deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften ihren ersten Titel. Das Duo aus Düsseldorf bezwang im letzten gemeinsamen Spiel Philipp Arne Bergmann und Yannick Harms (Hamburg) mit 2:0 (21:10, 21:17). Für Abwehrspieler Winter (23), der zur neuen Saison in den Verbandsstützpunkt nach Hamburg wechseln und dort mit Nils Ehlers ein Nationalduo bilden soll, fühlte sich der Weg zum Titel „surreal“ an: „Noch am Montag standen wir vor der Absage.“
Der 33-jährige Walkenhorst hatte muskuläre Probleme und zuletzt bereits „den Fokus verschoben“ auf seine geschäftliche Tätigkeit beim Streamingkanal Twitch und nur noch zu „15 Prozent auf den Sport“. In der Zeit der Corona-Pandemie initiierte der Verbandskritiker 2020 und 2021 gemeinsam mit privaten Veranstaltern eine Ersatzserie für die abgesagte German Beach Tour. Dabei kam es mit dem Deutschen Volleyball-Verband (DVV) immer wieder zu Streitigkeiten. (dpa)