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Zuversichtlicher Handballcoach : Gislason und die WM-Formel

  • -Aktualisiert am

Handball-Bundestrainer Alfred Gislason hat seinen Kader für die Weltmeisterschaft 2023 berufen. Bild: dpa

Geschlossenheit, Teamgeist und individuelle Klasse sollen das deutsche DHB-Team beflügeln. Es soll eine bessere WM als die 2021 werden, als die Deutschen Ägypten als unglückliche Zwölfte verließen.

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          Es steckt durchaus etwas drin in der Gruppe der deutschen Elitehandballspieler, die Alfred Gislason am Freitagmittag vorstellte – nicht zuletzt der Bundestrainer selbst erwartet mehr als bei den vergangenen Großveranstaltungen: „Wir können über die Mannschaftsleistung und die Stimmung weit kommen.“

          18 aus 35, so hieß die Übung für den Isländer und Axel Kromer, den Vorstand Sport des Deutschen Handballbundes (DHB). Und jene 18 Akteure, die die beiden nach Leistung, nicht nach alten Verdiensten oder aus taktischen Erwägungen auswählten, beflügeln die Phantasie für eine erfolgreiche Weltmeisterschaft im Januar 2023 in Polen und Schweden. Es soll eine bessere als die des Jahres 2021 werden, als die Deutschen mit Absagen prominenter Spieler haderten und am Ende Ägypten als unglückliche Zwölfte verließen. Gislason sagte: „Ich sehe Dänen, Schweden, Franzosen und Spanier als Maß der Dinge. Aber wir sind nicht weit dahinter. Wir wollen zeigen, dass wir die Lücke schließen.“

          Garanten Golla, Wolff und Knorr

          Neben den bekannten Faktoren Geschlossenheit und Teamgeist setzt der Bundestrainer auf die individuelle Klasse dreier Spieler, die vorangehen sollen. Das sind Kapitän Johannes Golla von der SG Flensburg-Handewitt am Kreis, der erfahrene Torwart Andreas Wolff von Lomza Kielce in Polen und Spielmacher Juri Knorr von den Rhein-Neckar Löwen. An Erfahrung mangelt es nicht: „Paul Drux, Kai Häfner, Patrick Groetzki und Andi Wolff sind als Spieler mit mehr als 100 Länderspielen ein Anker, den wir brauchen“, sagte Kromer.

          Aus Verletzungsgründen verzichtet Gislason auf die etablierten Profis Julius Kühn und Marcel Schiller – beide waren zuletzt Stammspieler beim DHB, konnten sich aus Sicht des Bundestrainers aber nicht rechtzeitig in WM-Form spielen. Bezogen auf Kühn sagte er: „Man sieht ihm an, dass er noch nicht fit ist.“ Statt Kühn soll der Berliner Drux erste Wahl im linken Rückraum sein, anstelle Schillers sieht Gislason Lukas Mertens vom SC Magdeburg als ersten Linksaußen.

          Die Qual der Wahl hatte Gislason auf der Torwartposition; hier entschied er sich gegen Till Klimpke von der HSG Wetzlar und für Joel Birlehm von den Rhein-Neckar Löwen. Birlehm habe sehr stabil und mit ansteigender Formkurve gespielt, urteilte der Bundestrainer.

          Garant für deutschen Erfolg: Nationalmannschafts-Kapitän Johannes Golla
          Garant für deutschen Erfolg: Nationalmannschafts-Kapitän Johannes Golla : Bild: dpa

          Ein anderes, leidiges Thema schob Gislason beiseite. Missbilligend hat er zur Kenntnis genommen, dass der Berliner Linkshänder Fabian Wiede abgesagt hat. Er will sich im Januar Weisheitszähne ziehen lassen. Die Tatsache, dass so häufig deutsche Profis im besten Alter auf Starts im DHB-Team verzichten, hat Gislason an verschiedenen Stellen gebrandmarkt. Wiede kann der Unterschiedsspieler sein, auf den er gesetzt hatte. Am Tag vor Heiligabend sprach Gislason milde: „Natürlich ist es enttäuschend, wenn einer absagt – aber das ist vorbei. Wir fokussieren uns auf das, was wir haben. Es ist schön zu sehen, dass so viele andere wollen. Diese Mannschaft wird für Deutschland alles tun.“

          In den Vorrundenspielen in Kattowitz gegen Qatar, Serbien und Algerien will die DHB-Auswahl drei Mal gewinnen, um die folgende Hauptrunde so zu gestalten, dass sie als Gruppenzweiter das Viertelfinale erreicht. Das wird in den sechs Partien bis zur K.o.-Runde heißen, nur ein Spiel verlieren zu dürfen. „Wir brauchen uns vor keiner Mannschaft zu verstecken“, sagte Gislason, der in der Spiellenkung auf ein vielversprechendes Duo setzt – Juri Knorr, 22 Jahre alt, hat in Mannheim eine starke Hinrunde absolviert und bringt vieles mit, auf Dauer deutscher Regisseur zu sein. „Juri ist bei den Löwen die unbestrittene Nummer eins. Wir erhoffen uns viel von ihm“, sagte Gislason. Luca Witzke ist ein solider Ballverteiler, der auch in der Abwehr spielen kann. Kromer schloss den 22 Jahre alten Gummersbacher Julian Köster ein und sagte: „Wir sind jung und kreativ auf spielgestaltenden Positionen. Das wurde uns immer abgesprochen. Wir haben Qualität auf Rückraum Mitte entwickelt.“

          Bevor der DHB am 12. Januar nach Kattowitz fliegt, stehen Tests in Bremen und Hannover gegen Island an (7./8. Januar). Beide Hallen werden ausverkauft sein. Kromer sagte: „Die Fans zeigen, dass sie Hunger auf Handball haben. Wir haben die Hoffnung auf einen normalen Handballwinter.“ Ohne Corona-Schlagzeilen, bitte. Denn davon gab es vor einem Jahr bei der EM in Bratislava wahrlich genug.

          Das WM-Aufgebot der deutschen Handball-Nationalmannschaft

          Tor: Andreas Wolff (VIVE Lomza Kielce/POL), Joel Birlehm (Rhein-Neckar Löwen)
          Linksaußen: Lukas Mertens (SC Magdeburg), Rune Dahmke (THW Kiel)
          Rückraum links: Paul Drux (Füchse Berlin), Philipp Weber (SC Magdeburg), Julian Köster (VfL Gummersbach)
          Rückraum Mitte: Juri Knorr (Rhein-Neckar Löwen), Luca Witzke (SC DHfK Leipzig), Simon Ernst (SC DHfK Leipzig)
          Rückraum rechts: Kai Häfner (MT Melsungen), Djibril M’Bengue (Bergischer HC), Christoph Steinert (HC Erlangen)
          Rechtsaußen: Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen), Lukas Zerbe (TBV Lemgo Lippe)
          Kreis: Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt), Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen), Tim Zechel (HC Erlangen)

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