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Ärger um Handball-Meister : Foul an den Frauen

  • -Aktualisiert am

Der Ball ruht im Handball derzeit wegen der Corona-Krise. Bild: Picture-Alliance

Die Handball-Saison wird abgebrochen. In der Bundesliga der Männer gibt es dennoch einen Meister, bei den Frauen nicht. Die Lage ist nicht leicht in der Corona-Krise, doch die Entscheidung schwer verständlich.

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          Für Andreas Heiermann ist es ein „sportpolitischer Skandal“. Seit Wochenbeginn weiß der Abteilungsleiter des Frauenhandballs bei Borussia Dortmund, dass sein BVB die Bundesliga-Saison 2019/20 zwar als Erster beendet, nicht aber als deutscher Meister. Einen Punkt stehen die Dortmunderinnen nach 18 Spieltagen vor der SG BBM Bietigheim. Acht Partien wären noch zu spielen gewesen. Die Liga-Vereinigung HBF um ihren Vorsitzenden Andreas Thiel begründete, da zum Zeitpunkt des Abbruchs noch fast ein Drittel der Saison fehle, sei es unmöglich, einen Meister zu küren. Außerdem stehe das Spitzenspiel Bietigheim gegen Dortmund noch aus. Heiermann findet das fadenscheinig.

          Auch abseits Dortmunds hat die Entscheidung für Kopfschütteln gesorgt. Denn das Männer-Pendant HBL hatte am Dienstag den THW Kiel zum Meister gemacht, wie Dortmund Tabellenführer. Der Dachverband DHB wiederum entschied wie die HBL und machte die Klubs in seinem Verantwortungsbereich zu Meistern, die an erster Stelle stehen. Eine Sportart, zwei Vorgehensweisen? Wenn innerhalb eines Verbandes derart unterschiedliche Wege beschritten werden, ist das den Beteiligten und der Öffentlichkeit schwer verständlich zu machen. Von „Diskriminierung“ sprach BVB-Präsident Reinhard Rauball bezüglich der Entscheidungen von HBF und HBL. Die Bietigheimerinnen attackierten umgehend seine Wortwahl.

          Bei den Männern waren zum Zeitpunkt des Abbruchs 76 Prozent der Saison gespielt (bei den Frauen 70 Prozent), und das Spitzenspiel Flensburg gegen Kiel stand noch aus: marginale Unterschiede zum Frauenhandball.

          Von gerecht muss im Falle eines Abbruchs keiner sprechen, aber es wäre die plausible Entscheidung gewesen, einen Handballmeister der Frauen zu benennen, wenn es einen der Männer gibt. Sicher ist es in dieser nicht vorhersehbaren und kaum planbaren Lage schwer für die Ligen, das Richtige zu tun. Loben muss man die Deutsche Eishockey Liga (DEL), die schon sehr früh für Abbruch entschied und alle Diskussionen beendete. Einen Meister nach Ende der Hauptrunde kürte die DEL nicht. Die Handballer brauchten bis Dienstag, um für den Abbruch zu stimmen, im Basketball wird noch gewartet. Worauf eigentlich?

          Mit dem Warten war lange Zeit die Hoffnung verbunden, Lockerungen seitens der Politik würden Profisport vor Publikum ermöglichen. Mit dem Hinweis auf den 31. August, bis zu dem – mindestens – Großveranstaltungen untersagt bleiben, ist diese Hoffnung erloschen. Darüber hinaus bleibt unklar, welche Perspektiven die Profiligen in diesem Jahr noch haben werden. Die Existenzängste sind real.

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