Ein Moment deutscher Sportgeschichte: Boris Becker beim Matchball 1985 in Wimbledon. Bild: SVEN SIMON
Wimbledon 1985 wirkt bis heute. Doch die Haftstrafe für Boris Becker zeigt die Tragik seines Lebens. Auf dem Platz überstrahlten seine Stärken oft seine Schwächen. Nach der Karriere ist es andersherum.
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Es gibt nur wenige Momente, die sich in das kollektive deutsche Sport-Gedächtnis derart eingebrannt haben, wie der Matchball Boris Beckers zum ersten Wimbledonsieg 1985. Das Wippen vor dem Aufschlag, die Trippelschritte auf dem Weg zum Netz, der Jubel im Hohlkreuz mit ausgestreckten Armen. Ein Moment, der Boris Becker auf einen Schlag zu einem der größten Sport-Stars der Nation machte. Aus dem „17-jährigen Leimener“ ist zwar längst ein „54-jähriger Londoner“ geworden. Doch Wimbledon 1985 wirkt bis heute. Und wer verstehen will, wie der Held von damals in der Gegenwart so tief fallen konnte, der landet dabei unweigerlich wieder bei der berühmten Szene vom Centre Court.
Mit der Verurteilung Beckers im Insolvenzverfahren zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren ist aus dem Sport-Märchen von einst endgültig ein Drama geworden. Eine Geschichte über die Folgen frühen Ruhms und den Preis eines Lebens in dauerhafter Öffentlichkeit. Eine Geschichte auch über einen Sportler, der abseits des Platzes nicht ausreichend zu einem eigenverantwortlich handelnden Erwachsenen gereift ist. Becker ist, das belegte der Prozess, mindestens teilweise der unbedarfte Teenager aus dem Sommer vor fast 40 Jahren geblieben.
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