Golfspieler Max Schmitt : Ohne Fastfood zum Erfolg
- -Aktualisiert am
2017 brachte Max Schmitt noch einige Kilo mehr auf die Waage, nun hat er seine Ziele fest im Visier Bild: Picture-Alliance
Vor zwei Jahren brachte Max Schmitt noch 101 Kilo auf die Waage, mittlerweile sind es nur noch 72. Der Rheinländer spielt sich mit leichter Hand in die Spitzengruppe der Golfer, wie die ersten Tage in München zeigen.
Max Schmitt gilt seit vielen Jahren als eines der größten deutschen Golftalente. Als Amateur gewann er 2017 bei nur zehn Auftritten dreimal auf der ProGolf Tour, der dritten Liga im europäischen Golf. Bei der BMW International Open schaffte er in jenem Jahr den Cut und wechselte nach der Mittleren Reife mit dem Handicap von +6,6, dem besten, das jemals ein männlicher deutscher Amateur erreicht hatte, und als Vierter der Amateur-Weltrangliste, auch das ein deutscher Rekord, ins Profilager.
Zwei Jahre später scheint der mittlerweile 21 Jahre alte Andernacher auf dem besten Weg, die Versprechen einer glanzvollen Amateurkarriere zu erfüllen. Bei der 31. BMW International Open startete der Rheinländer mit Runden von 69 und 68 und insgesamt 137 Schlägen (sieben unter Par) glänzend ins Turnier. Als er am Freitag seinen letzten Putt zum Birdie versenkte, brachte ihm das – mit vier Schlägen Rückstand auf Sieganwärter Martin Kaymer (Mettmann) – einen Platz in der Spitzengruppe ein. Für einen Profi, der in der Weltrangliste nur auf Rang 546 geführt wird, eine vielversprechende Ausgangsposition für die beiden Schlussrunden am Wochenende.
„Meine Schläge mit den Wedges und vor allem die Putts aus drei Metern und weniger waren sehr gut“, bilanzierte er den zweiten Tag. Doch viel wichtiger als die guten Schläge war etwas anderes: „Kurz vor dem Turnier in Dänemark hat es bei mir klick gemacht. Da habe ich mein Gefühl wieder gefunden“, sagte Schmitt. Beim „Made in Denmark“-Turnier im Mai hatte er mit dem vierten Platz seine bisher beste Plazierung erreicht. „Ich habe ja viele körperliche Veränderungen durchgemacht“, erklärte Schmitt, warum es mit dem Leistungssprung eine Weile dauerte. Vor zwei Jahren brachte der Rheinländer noch 101 Kilo auf die Waage, mittlerweile sind es nur noch 72. Durch eine konsequente Nahrungsumstellung, weg von Fastfood und dafür Intervallfasten von jeweils 16 Stunden, verlor er 29 Kilo.
Bei 1,83 Meter Körpergröße wirkt er rank und fast schon gertenschlank, aber noch immer ist er nicht mit seinem Erscheinungsbild zufrieden. Im Winter will er mit dem Krafttraining beginnen: „Es könnten ruhig ein paar Kilo mehr Muskeln sein.“ Golf wird eben immer athletischer, da kann es nicht schaden, wenn man den Ball ein paar Meter weiter schlägt, obwohl Schmitt auch jetzt schon mit dem Driver Längen von mehr als 300 Yards (rund 275 Meter) erreicht und damit im Profigolf gut mithalten kann.
Die Gewissheit, dass er auf die European Tour gehört, hat Schmitt gleich bei seinem ersten Auftritt als Mitglied dieser Turnierserie in Mauritius Anfang Dezember vorigen Jahres erhalten. Mit Platz sieben erreichte er das erste Top-Ten-Ergebnis. Wer sich allerdings wie Schmitt im Herbst 2018 über die sogenannte Qualifying School, ein Turnier über sechs Runden, die Spielberechtigung für die European Tour erkämpft hat, läuft große Gefahr, nach einem Jahr in der ersten Liga seinen Arbeitsplatz auch prompt wieder zu verlieren.
Nur rund dreißig Prozent der Tour-Neulinge, im Jargon der Branche Rookies genannt, schaffen es am Ende der Saison zu den Top 110 der Geldrangliste (Race to Dubai) zu zählen. Denn die European Tour macht es Aufsteigern nicht leicht, genug spielend – im vergangenen Jahren waren mindestens 343.334 Euro nötig – zu verdienen, um sich auch in der nächsten Saison mit Europas Elite zu messen.
Die Karriere begann im Garten der Eltern
Die Rookies beginnen ihre Karriere in Kategorien, die ihnen zunächst nur Starts in den kleineren Turnieren ermöglichen. Schmitt hat die ihm gebotenen Chancen gut genutzt. Mittlerweile hat er spielend 165.409 Euro verdient und es auf Platz 102 im Race to Dubai geschafft. Hält er diese Position, steigt er im nächsten Jahr in eine höhere Kategorie auf, die ihm den Zutritt zu den lukrativen Turnieren verschafft.
Es wäre der vorläufige Höhepunkt einer Karriere, die im Garten der Eltern begann. „Die ersten Schläge habe ich mit Plastikschlägern gemacht. Mit sechs oder sieben habe ich richtig mit Golf angefangen“, sagt Schmitt. Wie seine Eltern und Großeltern begann er mit dem Spiel im Golfclub Westerwald in Dreifelden. Als er gerade zwölf Jahre alt war, gewann er nach der Jugendclubmeisterschaft auch noch die Herrenkonkurrenz seines Stammvereins. Bei einem Sichtungsturnier entdeckte ihn Jan Pelz, der Landestrainer von Rheinland-Pfalz, und nahm ihn in seinen Heimatverein zum Golfclub Rheinhessen in St. Johann mit. Die beiden arbeiten jetzt schon zehn Jahre erfolgreich zusammen. Und da mit Sebastian Orth, der sich auch um das Management von Kaymer kümmert, ein erfahrener Berater das Team ergänzt, sind alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Profilaufbahn geschaffen. Max Schmitt scheint sie zu nutzen.