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Vorwurf der Tierquälerei : Nächstes Verfahren gegen Reiter Beerbaum eingestellt

Ludger Beerbaum, hier 2022 in Prag Bild: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung untersuchte, ob Ludger Beerbaum einem Pferd „erhebliche Schmerzen“ zugefügt hat. Jetzt ist das Verfahren eingestellt. Beerbaum sieht „einen klaren Freispruch“.

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          Zumindest mit einer Sorge weniger kann sich Ludger Beerbaum jetzt beschäftigen. Seit Donnerstag liegt der Springreiter mit einem Oberschenkelbruch, den er sich im Wettkampf bei einem Sturz von seinem Pferd zugezogen hat, in einem Krankenhaus in Qatars Hauptstadt Doha. Mit einer Platte und einer Schraube sei der Knochen stabilisiert worden, meldete der 59-Jährige vom Krankenbett. Aufatmen kann er nun in einer anderen Sache: Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat ein Verfahren gegen ihn eingestellt.

          Julia Basic
          Sportredakteurin.

          Darin ging es um die Frage, ob Beerbaum gegen das Regelwerk des Verbandes verstoßen und einem Pferd in seinem Stall „erhebliche Schmerzen“ zugefügt hat. Die Verfahrenseinstellung gab die FN am Dienstag bekannt. Der Verband begründet: „Es liegt kein Nachweis dafür vor, dass dem Pferd in der Videosequenz, die dem Verfahren zugrunde lag, erhebliche Schmerzen zugefügt wurden.“

          Besagte Videosequenz stammt aus einer verpixelten und unscharfen Aufnahme des Privatsenders RTL, der heimlich das Training im Stall Beerbaum gefilmt und behauptet hatte, dabei sei das verbotene sogenannte Barren praktiziert worden. Im Januar 2022 strahlte RTL den Beitrag aus. Beerbaum konterte die Vorwürfe mit der Aussage, es handele sich um regelkonformes Touchieren, das eine damals noch zulässige Trainingsmethode für Springpferde darstellte.

          „Kein Anfangsverdacht“

          In welchem Spannungsfeld sich die FN und Beerbaum durch den Beitrag aber befanden, zeigte sich unter anderem darin, dass der Verband eine 27-köpfige Expertenkommission einsetzte, auf deren Empfehlung hin im März 2022 das Touchieren verboten wurde – unter anderem mit der Begründung, dass die Bilder davon der Gesellschaft immer schwieriger zu vermitteln seien. Beim Touchieren werden die Vorderbeine des Pferdes über dem Sprung mit einer leichten Holzstange berührt, um es zu mehr Aufmerksamkeit und Vorsicht beim Springen anzuregen. Im Gegensatz zum Barren soll das Pferd dabei keine Schmerzen erleiden. Nach der Ausstrahlung des RTL-Beitrages nahm die Staatsanwaltschaft Münster ein Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs einer Straftat nach dem Tierschutzgesetz auf, stellte es im September aber „mangels hinreichenden Tatverdachts“ ein.

          Der Reiterverband kam nun zu dem Schluss, dass kein Anfangsverdacht für eine Verletzung des Regelwerks, der sogenannten Leistungsprüfungsordnung (LPO), vorliege. „Der FN wurden zwar mehrere Videosequenzen vorgelegt, jedoch war nur eine einzige Sequenz Gegenstand des Verfahrens“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Und weiter: „In den übrigen Sequenzen waren entweder die handelnden Personen nicht zu identifizieren oder es ergab sich aus dem gefilmten Verhalten kein Anfangsverdacht für eine Verletzung der LPO.“

          FN-Justiziarin Constanze Winter erklärte dazu: „Hier handelte es sich um einen rechtlich sehr schwierigen Fall. Es ging allein darum, ob sich aus der Videosequenz eine Verletzung der Leistungsprüfungsordnung (LPO) ergibt, und nicht darum, ob die inzwischen verbotene Methode des Touchierens so angewendet wurde, wie sie in den Richtlinien beschrieben war. Diese Frage zu beantworten, hat sich die Disziplinarkommission nicht leicht gemacht.“ Unmittelbar nach der Ausstrahlung des RTL-Beitrages war der Verband noch zu der Einschätzung gekommen, dass „Teile der dokumentierten Vorgänge eindeutig nicht unserer Beschreibung des Touchierens entsprechen“.

          Der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum wertet die Einstellung des Verfahrens „als einen klaren Freispruch. Das ganze Verfahren hat viel zu lange gedauert, und diese Entscheidung war absehbar.“ Der Springreiter kritisierte im vergangenen Jahr die seinem Empfinden nach mangelnde Rückendeckung des Verbandes, will die Sache aber nun zu den Akten legen und in die Zukunft blicken. In diesem Jahr finden gleich zwei Reitsport-Großereignisse auf seiner Anlage in Westfalen statt. Im Juli macht die hoch dotierte Springsportserie „Global Champions Tour“ dort Station. Im September stehen die Europameisterschaften im Dressur- und Para-Dressurreiten an.

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