Fed Cup : Deutsche Ausgeglichenheit gegen australisches Ass
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Bunte Truppe: Andrea Petkovic vor (v.r.) Julia Görges, Anna-Lena Grönefeld, Mona Barthel und Angelique Kerber Bild: dpa
Vier deutsche Spielerinnen gehören zu den besten Zwanzig der Welt, dennoch droht dem Team im Fed Cup der Abstieg gegen Australien. Teamchefin Rittner schätzt die Chancen auf „50:50“.
„Die Deutschen“, sagt Samantha Stosur, „die Deutschen haben eines der besten Teams im Fed Cup überhaupt.“ So etwas hört man normalerweise ja gerne, und die Weltrangliste bestätigt die Worte der Australierin. Vier deutsche Spielerinnen, allesamt um die 24 Jahre alt, haben sich unter den besten zwanzig Spielerinnen der Welt geschoben, und so geballt ist keine andere Nation in diesen Regionen der Weltrangliste vertreten.

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Trotzdem aber geht es an diesem Wochenende in Stuttgart schon um ein Stück Zukunft im Fed Cup für das deutsche Team. Im Relegationsspiel gegen Australien muss der Abstieg aus der Weltgruppe vermieden werden, ansonsten würde die Geschichte vom deutschen Aufschwung im Damen-Tennis einen mächtigen Riss bekommen.
„Ich will gar nicht daran denken, was ein Abstieg bedeuten würde“, sagt Teamchefin Barbara Rittner. Nach der Erstrundenniederlage gegen den Titelverteidiger Tschechien müssen die Deutschen trotz ihrer kompakten Mannschaft gegen den Absturz in die vorübergehende Bedeutungslosigkeit kämpfen - und sind nicht einmal absoluter Favorit.
Mit Samantha Stosur bietet Australien schließlich die aktuelle US-Open-Siegerin und Weltranglistenfünfte auf, die - aus deutscher Sicht - dummerweise auch noch eine exzellente Doppelspielerin ist. „Wenn sie gut drauf ist, dann wird es schwer“, sagt Barbara Rittner und schätzt die Situation realistisch ein: „50:50“.
Die Ausgeglichenheit der deutschen Mannschaft ist noch Fluch und Segen zugleich. Es fehlt zwar eine Grand-Slam-Siegerin, die gegen jede Gegnerin Punkte garantiert, aber Verletzungsausfälle sind mühelos zu kompensieren, weil jede aus dem deutschen Quartett auch das Zeug hat, mit der absoluten Weltspitze nicht nur mithalten zu können. Dass die Berlinerin Sabine Lisicki gegen Australien nach ihrer Bänderdehnung ausfällt, fällt so angesichts ihrer momentanen Formkrise kaum ins Gewicht, schließlich ist dafür mit Andrea Petkovic die Führungsspielerin nach ihrer Verletzungspause wieder mit dabei. Die Weltranglistenelfte aus Darmstadt fühlt sich nach ihrer langwierigen Rückenblessur zwar wieder zu „1000 Prozent fit“, aber die momentan am höchsten eingestufte deutsche Spielerin wird wegen ihrer fehlenden Spielpraxis zunächst einmal nur zusehen.
Angelique Kerber, die gerade das Turnier in Kopenhagen gewonnen hat, die drittbeste Jahresbilanz aller Spielerinnen aufweist und auf Rang 14 der Weltrangliste vorgerückt ist, wird als Nummer eins des deutschen Teams zunächst gegen Samantha Stosur antreten. Das zweite Einzel am Samstag gegen Jarmila Gajdosova bestreitet Julia Görges. Die Bad Oldesloerin, auf Rang 16 der Weltrangliste plaziert, hat im vergangenen Jahr das WTA-Turnier in Stuttgart gewonnen, das sich auch diesmal direkt an die Fed-Cup-Partie anschließt.
Es gilt, einen langwierigen Schaden zu verhindern
Dass Teamchefin Barbara Rittner, wie sie es bei einer anderen Auslosung vermutlich geplant hatte, Andrea Petkovic am Sonntag im Einzel einsetzt, ist eher unwahrscheinlich. Angelique Kerber ist aufgrund ihrer momentanen Form ohnehin gesetzt, und Julia Görges hat ihre beiden bisherigen Partien gegen Samantha Stosur jeweils gewonnen. Die Darmstädterin hatte Verständnis für ihre Teamchefin. „Ich wäre das Risiko mit mir auch nicht eingegangen. Ich habe zwar gut trainiert, aber zwischen Training und Matchpraxis besteht doch noch ein großer Unterschied“, sagte sie.
Als Joker und als mögliche Kandidatin für das abschließende Doppel an der Seite von Anna-Lena Grönefeld wird sie nun gemeinsam mit ihren Kolleginnen hoffen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Das einzige Ergebnis, das in diesem Jahr nämlich so gar nicht zu den Erfolgsmeldungen im deutschen Damentennis passte, war die Erstrundenniederlage im Fed Cup gegen Tschechien. Das „fast perfekte Jahr“ hat eine leichte Delle. Nun gilt es, einen langwierigen Schaden zu verhindern.