Beeindruckender Sieg : Alba Berlin und das Glück der letzten Sekunde
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Zielstrebig: Maodo Lo (links) gehört zu den Garanten des Erfolgs. Bild: Imago
Der deutsche Basketball-Spitzenklub Alba Berlin ringt in einer mitreißenden Euroleague-Partie Champion Istanbul nieder – und will mehr.
Der Ball verließ die Hand von Maodo Lo, flog elegant zum Korb – und stieß an den Ring. Würde er hineinfallen oder zurückspringen? Eine Sekunde war noch zu spielen in der faszinierenden Euroleague-Partie von Alba Berlin gegen Anadolu Efes Istanbul, den Champion der vergangenen beiden Spielzeiten. Es stand 93:93. Die Berliner schienen vor rund 9000 Zuschauern in ihrer Arena auf dem Weg zu einem Triumph gewesen zu sein, so sehr dominierten sie die erste Hälfte des Spiels. Auf 19 Punkte bauten sie ihren Vorsprung aus, als in der 22. Minute Lo zum 61:42 traf. Dann wurde das Spiel erst richtig schön.
Angetrieben und bejubelt von tausenden türkischer Fans verteidigte das Team um den überragenden Vasilije Micic (30 Punkte) plötzlich konsequent, traf weiterhin großartig, war zu Beginn des Schlussviertels zurück im Spiel und führte fünf Minuten vor Schluss mit acht Punkten (75:83). Alba hielt dagegen, Jaleen Smith hatte einen bemerkenswerten Abend, traf sieben Distanzwürfe und erzielte insgesamt 25 Punkte.
Und doch: „Wir schaffen es gerade, in der Offensive ein bisschen besser zu spielen, in der Defensive ein bisschen besser zu spielen“, konstatierte Aufbauspieler Lo: „Das ist eine starke Mannschaft die den Sieg heute brauchte, und wir haben es geschafft, sie zu schlagen.“ Denn er zog so entschlossen wie leichtfüßig in letzter Sekunde zum Korb, um die Partie zu entscheiden – und bevor der Ball zurückspringen konnte ins Feld, kam Luke Sikma geflogen, griff mit beiden Händen zu und stopfte den Ball dort hin, wo er hingehört. 95:93. Lo trug dazu 16 Punkte bei, Ben Lammers 10, Sikma 9. Auf der Gegenseite beeindruckten Will Clyburn mit 19 und Ante Zizic mit 13 Punkten.
Baldi: „Das war mental erstklassig“
„Dafür spielt man Basketball“, freute sich Mannschaftskapitän Sikma über seinen entscheidenden Treffer: „Wir sind ein tolles Team, die Atmosphäre war großartig, es gab ein ordentliches Hin und Her, und am Ende waren wir vorn.“ Beweisen müsse die Mannschaft niemandem etwas, sagte er. Es komme drauf an, gut und mit Spaß zu spielen und sich zu entwickeln.
Das gelingt Alba Berlin wenige Wochen vor den Play-offs um die deutsche Meisterschaft immer besser. Seit der Niederlage im Pokal-Halbfinale gegen Bayern München hat das Team fünf Spiele gewonnen, darunter eine Euroleague-Partie in München. Manager Marco Baldi lobte vor allem Willen und Entschlossenheit, Selbstgewissheit und Sicherheit seines Teams. „Man dachte, jetzt geht das Spiel weg“, kommentierte er den Aufschwung des Gegners, „aber wir haben dagegen gehalten. Das war mental erstklassig. Phantastisch.“
Auch Trainer Israel Gonzalez freute sich: „Ich bin stolz auf meine Spieler. „Unsere Verteidigung wird immer besser.“ Efes dagegen dürfte, nach zwei Meisterschaften in der ersten Klasse Europas, in dieser Saison die Play-offs verpassen. „Viel Glück den anderen“, wünschte Coach Ergin Ataman. „Dieses Spiel fasst unsere Saison perfekt zusammen. Wir werden in den Play-offs zu 99 Prozent nicht dabei sein.“
Auch für Alba Berlin, Vorletzter von 18 Teams, ist die Runde der besten acht auf europäischer Ebene weit weg. Und dennoch widerspricht Baldi dem Eindruck, dass sein Team sich in der Euroleague – im Gegensatz zur Bundesliga, in der es zum dritten Mal hintereinander Meister werden will – eigentlich keine Mühe mehr geben müsste. „Es geht um was“, beharrt er: „Wenn man Sport so begreift, dass alles gut war, wenn man gewinnt und alles schlecht war, wenn man verliert, hat man das Wesen des Sports nicht verinnerlicht. Wir sind gern in der Euroleague. Dort spielen die besten Teams und die besten Spieler. Ob es um einen Play-off-Platz geht oder nicht: Da wird jedes Spiel voll gegangen.“