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Eishockey in der Corona-Krise : Die Zeit wird knapp

  • -Aktualisiert am

Heiß auf EIi und Puck: Die DEL-Klubs stehen aber vor Unwägbarkeiten. Bild: Imago

Die Deutsche Eishockey Liga verkauft den eigenen Namen an einen Discounter. Doch die Saison beginnt wegen der Corona-Krise sehr spät – womöglich zu spät? Die Klubs stecken in einem Dilemma.

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          Eishockeyfans müssen sich an einen neuen Namen gewöhnen. Am Dienstag gab die Deutsche Eishockey Liga (DEL) bekannt, dass sie künftig als „Penny DEL“ auftritt. Mit dem Discounter aus Köln hat die Liga einen Vertrag bis 2024 abgeschlossen. Über die finanziellen Details wurde nichts bekannt. Nach Informationen der F.A.Z. ist der Kontrakt aber höher dotiert als der mit dem vorherigen Hauptsponsor Covestro. Jeder der 14 DEL-Klubs kann jährlich mit einem sechsstelligen Betrag rechnen.

          Im Gegenzug ist das Unternehmen Teil des Liga-Namens und darf Aktionen in seinen Märkten machen. Was im Sinne der DEL ist, es gehe auch darum, „den ein oder anderen Zuschauer mehr in die Hallen zu bekommen“, sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke.

          In der Vergangenheit gab es beim Thema Titelsponsor Bedenken. Passt er zum Image des Sports? Nehmen ihn die Fans an? Und was sagen die lokalen Sponsoren der Klubs, wo das meiste Geld verdient wird? Die Einnahmen aus der Zentralvermarktung – Ligasponsoren und TV-Geld – machen im Schnitt weniger als zehn Prozent der Etats aus. Autohersteller, Brauereien oder Wettanbieter fielen aus; aus den Branchen gibt es nahezu überall örtliche Sponsoren.

          Viele überleben nur durch reiche Gönner

          Umso glücklicher ist Tripcke, ein Unternehmen gefunden zu haben, „mit dem es relativ wenig Überschneidungen auf Klubebene gibt“. Generell sei er „happy, dass wir in dieser Phase so ein Signal senden können“. Wobei der Schritt, den eigenen Namen zu verkaufen, kein Resultat einer „Panikattacke“ sei, „die ersten Gespräche gab es schon in der Vor-Corona-Zeit“, sagt Tripcke.

          Schon damals nahm kaum ein Klub so viel ein, wie er ausgab. Viele überleben nur durch reiche Gönner oder Unternehmen. Nun in der Krise treten die Probleme offen zutage. Rücklagen gibt es so gut wie keine, und sollte nicht bald vor Fans gespielt werden, sieht es mancherorts düster aus. Hilfe verspricht das neue Paket des Bundes. DEL-Klubs können bis zu 800.000 Euro für entgangene Ticketeinnahmen von April bis Dezember erhalten. Doch auch das ist keine finale Rettung, wie Tripcke zugibt: „Es wäre ein Pflaster, um das wirtschaftliche Überleben der Klubs zu sichern, aber dies allein wird nicht reichen, um etwaige Spiele ohne Zuschauer finanzierbar zu machen.“ Die lohnen sich nicht in einer Liga, in der rund zwei Drittel am Spieltag verdient werden.

          Deswegen wird nun der Saisonstart verschoben. Statt am 18. September soll es „nicht vor dem 1. November“ losgehen. Was nicht heißt, dass der Termin steht. Noch weiß ja niemand, ob die bis 31. Oktober gültigen Beschränkungen für Großveranstaltungen nicht verlängert werden. Zudem steht ab dem 5. November in Krefeld der Deutschland-Cup an. Anstatt die Saison gleich wieder zu unterbrechen, wollen manche Klubs erst danach anfangen.

          So oder so: Die Zeit wird knapp. Zwar wurde der Start der WM 2021 auf Mitte Mai verschoben, für die 52 Hauptrundenspiele und die vier Play-off-Runden bleiben aber nur knapp 30 Wochen. Die DEL wird zahlreiche Spiele unter der Woche ansetzen müssen, was Zuschauer kosten wird. Wie viele von denen überhaupt in die Halle können, ist die große Frage. Stefan Adam, Geschäftsführer der Düsseldorfer EG, fordert „konkrete, planbare Perspektiven“ von der Politik. Doch die gibt es nicht. Also beschäftigt sich die DEL mit verschiedenen Szenarien. Kürzlich gab es einen Termin in Düsseldorf, wo Ideen für 2000, 4000 und 6000 Besucher entwickelt wurden.

          Spieler wollen nicht unterschreiben

          Die DEL steckt in einem Dilemma: Sie ist auf viele Fans in den Hallen angewiesen, muss aber so früh wie möglich beginnen. Zwar sind auch eine Verkürzung oder ein Ausfall der Play-offs im Gespräch, sollte es erst im Winter losgehen, aber das soll nur im Notfall passieren. Schon vergangene Saison war die wichtigste Phase ausgefallen, was die Liga Millionen kostete. Im März hatte die DEL ihre Saison als erste Liga abgebrochen, nun will sie vermeiden, als letzte wieder einzusteigen. Neun oder mehr Monate Pause würden nicht nur die Zuschauereinnahmen lange Zeit auf null setzen, auch Sponsoren könnten unruhig werden. Und wenn es losgeht, stehen höhere Ausgaben an: Mehr Ordner, um die Regeln zu kontrollieren, regelmäßige Tests für Spieler und das Personal drum herum.

          Deswegen sparen die Klubs, wo es geht. Angestellte sind in Kurzarbeit, auch danach werden 25 Prozent der Spielergehälter eingefroren. Wochenlang wurde gestritten, einzelne Spieler weigern sich bis heute, den Verzicht zu unterschreiben. Denen die Lizenz zu verweigern ist rechtlich nicht möglich, offiziell ist die Unterschrift freiwillig, doch Tripcke sagte der „Eishockey News“: „Ob ein Klub aber diesen Spieler lizenziert, wage ich zu bezweifeln.“

          Was heißen würde: Unterschreib oder spiel nicht mit. Da könnte noch was auf die DEL zukommen. Zumal die Zustimmung der Spieler an die Lizenzvergabe an die Vereine gekoppelt sein sollte. Ob das noch gilt und das ein oder andere Team nun bei den Unterlagen nachbessern muss, wollte Tripcke nicht beantworten. Aber lange müsse man nicht mehr warten, diese Woche soll das Ergebnis der Lizenzprüfung veröffentlicht werden.

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