Chinas bester Schachspieler : Ding Liren und sein Kampf um ein Visum
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Chinas bester Schachspieler Ding Liren fehlt beim Grand Prix in Berlin. (Bild von 2020) Bild: via REUTERS
Ding Liren will Schach-Weltmeister Magnus Carlsen herausfordern. Zuletzt brachte ihn eine Quarantäne um die Chance. Nun fehlt das Visum zur Einreise nach Deutschland. Doch es gibt noch eine Chance.
Die deutsche Botschaft sei schuld, sagte der russische Präsident des Weltschachbunds Arkadi Dworkowitsch. Sein Verband habe alles unternommen, um den Visaantrag von Ding Liren zu unterstützen. Am Freitag hat der Grand Prix in Berlin ohne den Weltranglistendritten begonnen. Der Pole Radoslaw Wojtaszek ist für Ding nachgerückt. Ob Chinas Spitzenspieler noch eine andere Chance kriegt, WM-Herausforderer zu werden, will Dworkowitsch entscheiden, sobald Ding ein Visum hat, um zu zwei weiteren Turnieren des Grand Prix reisen zu können, teilte er auf Nachfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit.
Laut Weltmeister Magnus Carlsen wäre Ding ein würdiger Gegner, jedenfalls gefährlicher als der Russe Jan Nepomnjaschtschi, gegen den er beim Titelkampf im Dezember triumphierte. Beim Kandidatenturnier 2018 in Berlin war Ding als einziger ungeschlagen geblieben. Vor dem letzten Kandidatenturnier wurde er von den russischen Gastgebern als einziger der acht Teilnehmer zwei Wochen in Quarantäne gesteckt, weil er aus dem Ursprungsland der Pandemie kam. Danach fand er nicht zu seiner gewohnten Stärke und verlor in den ersten Runden so oft wie seit Jahren nicht. Zur Hälfte wurde das Turnier unterbrochen. Nach der Wiederaufnahme 13 Monate später holte er mehr Punkte als alle anderen, konnte aber nicht mehr ganz nach vorne kommen.
Als Weltranglistendrittem wäre Ding früher ein Platz im nächsten Kandidatenturnier sicher gewesen. Doch Plätze für die Ratingbesten hat der Weltschachbund abgeschafft. Zwei Spieler können sich noch über den Grand Prix qualifizieren. Weil Ding auf die Reisefreigabe von seinem Verband warten musste, beantragte er sein Visum erst am 26. Januar. Komplett war sein Antrag sogar erst am vergangenen Freitag, dem letzten Werktag vor der Schließung wegen des chinesischen Neujahrs, teilt das Auswärtige Amt der F.A.Z. mit.
Damit Ding doch noch eine Qualifikationschance erhält, müsste ihm Dworkowitsch einen Platz im dritten Turnier des Grand Prix freiräumen. Für das Ende März ebenfalls in Berlin stattfindende Turnier ist der Chinese nicht eingeteilt. Er könnte den Platz von Dmitri Andreikin einnehmen, der wegen eines positiven Covid-Tests nicht nach Berlin kommt und sich damit ohnehin nicht mehr qualifizieren kann, weil in zwei Turnieren erzielte Punkte zusammengerechnet werden. Im Fall von Dings Nachnominierung wären noch mehr als die geforderten 15 Tage Zeit für die Bearbeitung eines neuen Visumsantrags.