Tanz im Ungleichgewicht
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„Das Ding kannst du gar nicht gewinnen“: Der K.o. ereilte Jürgen Blin gegen Muhammad Ali in der siebten Runde. Bild: picture alliance / Werek
Vor 50 Jahren kämpfte der deutsche Boxer Jürgen Blin gegen „The Greatest“ Muhammad Ali. Underdog Blin ist in diesem Duell doppelt benachteiligt. Aber seine Lebensgeschichte hat ihn gelehrt einzustecken.
Wenn er auf diesen einen Kampf angesprochen wird, der ihn als Berufsboxer unsterblich gemacht hat, ist Jürgen Blin schonungslos ehrlich. Das hat mit seiner im Ring gewachsenen Überzeugung zu tun, dass ein anständiger Mann sich stellen muss. Alles Rumlavieren oder gar Lügen ist für ihn nur Zeitverschwendung, mit der einer andere Leute oder, schlimmer noch, sich selbst betrügt. Also sagt er ohne Umschweife: „Ich habe ja keine Chance gehabt, so vermessen bin ich nicht.“ Und: „Die haben sich wahrscheinlich gedacht: Der boxt einigermaßen, aber gefährlich werden kann er ihm nicht . . .“
Um ihn herum klang das damals ganz anders. Da wurde Blins Vergleich mit Muhammad Ali („The Greatest“) zu einem spannenden Duell im Schwergewicht hochgejazzt, das niemand verpassen dürfe. Es war das übliche Ballyhoo, mit dem die Promoter zum zweiten Weihnachtstag 1971 das Zürcher Hallenstadion vollmachen wollten, aber bestenfalls eine Halbwahrheit. Für Blin hingegen stand das Ergebnis des Vergleichs ohne Titel so gut wie fest. Der 43. Kampf in seiner neunjährigen Profikarriere (1964 – 1973) war schließlich „der einzige, wo ich von vornherein wusste: Das Ding kannst du gar nicht gewinnen.“
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