Deutsche Tennisdamen gefordert : Unerfahren und unerschrocken
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Hoffnungsträgerin: Jule Niemeier Bild: dpa
Das Relegationsspiel im Billie Jean King Cup gegen die Kroatinnen wird frische Hinweise darauf liefern, inwieweit die neue Generation etwas vom Erbe ihrer Vorgängerinnen bewahren kann.
Hopp oder top, die Wette gilt: Wie steht’s um die Zukunft des deutschen Damentennis? Kurzfristig geht es an diesem Freitag und Samstag zunächst einmal darum, den erstmaligen Abstieg aus dem Kreis der besten Nationen zu verhindern und sich auch im kommenden Jahr für die Weltgruppe des Billie Jean King Cups, der bis 2019 Fed Cup hieß, zu qualifizieren.
Darüber hinaus wird das Relegationsspiel gegen die Kroatinnen in Rijeka frische Hinweise darauf liefern, inwieweit die junge Generation etwas vom Erbe der prominenten Vorgängerinnen Angelique Kerber, Andrea Petkovic und ihresgleichen bewahren kann.
Dass Jule Niemeier das Zeug dazu hat, in die erweiterte Weltspitze vorzudringen, hat die 23-Jährige spätestens durch ihren Viertelfinaleinzug in Wimbledon und der Endspielteilnahme vor wenigen Wochen im rumänischen Ort Cluj-Napoca bewiesen. Aber wird sie auch die Bürde tragen können, das deutsche Team als Nummer eins zum Klassenverbleib zu führen?
Bisher war Niemeier im Billie Jean King Cup nur zweimal im Doppel im Einsatz. Sie habe gezeigt, dass sie auf den großen Bühnen „gutes Tennis“ spielen könne, sagte die Dortmunderin gewohnt unerschrocken. Sie hätte an diesem Freitag im zweiten Einzel auf Donna Vekic treffen sollen, die jedoch kurzfristig verletzt ausfällt und durch die erst 16 Jahre alte Petra Marcinko vertreten wird.
Lys macht den Auftakt
Eröffnet wird das Länderspiel zuvor von einer noch drei Jahre jüngeren und bei Großeinsätzen gänzlich unerfahrenen Kollegin, der Hamburgerin Eva Lys, die es mit Kroatiens Spitzenkraft Martic zu tun bekommt (16 Uhr, Tennis Channel). Auch der gebürtigen Ukrainerin ist vor dem Debüt aber nicht bange.
Bei aller Freude – „man kann sich nicht vorbereiten auf die Gefühle, die man beim Debüt hat“, sagte Lys, die vorwiegend bei unterklassigen ITF-Turnieren Weltranglistenpunkte sammelt und es damit nach zuletzt einigen Erfolgen auf Platz 123 geschafft hat.
Auch Niemeier steht aktuell so hoch wie nie in der Rangliste, nämlich auf Platz 61. Wären im Sommer in Wimbledon Punkte vergeben worden, wären ihre Fortschritte deutlicher ersichtlich. „Jule ist auf dem Weg nach oben, ist viel stabiler geworden und kann jede schlagen“, sagt Teamkapitän Rainer Schüttler.
Den personellen Umbruch infolge von Kerbers Schwangerschaft und Petkovics Karriereende nimmt der frühere Tennisprofi als schöne Herausforderung: „Die Zeit ist gekommen, und die Mädels sind bereit und haben Spaß.“ Die Kroatinnen haben den Druck, favorisiert ins Spiel zu gehen. Martic (Rang 39) und Vekic (69) erscheinen auf dem Papier stärker. Sie könnten die deutschen Zukunftshoffnungen ein wenig eintrüben.