Basketball-EM : Robin Benzing - frech, aber gut
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Benzing (r., gegen Italiens Marco Carraretto) soll Lücken füllen - schon vor zwei Jahren feierte er sein Debüt im Nationalteam und wird immer mehr zu einem wichtigen Baustein Bild: AFP
2,09 Meter groß und mit einer ruhigen Hand ausgestattet: Robin Benzing ist ein wichtiger Baustein im deutschen Basketball-Nationalteam. Der Neu-Münchner repräsentiert die junge Generation.
Dirk Nowitzki fühlt sich wohl in der Nationalmannschaft. Dazu tragen die Siege über Italien (76:62) und Israel (91:64) bei der Basketball-Europameisterschaft bei. Auch die 65:76-Niederlage gegen Frankreich kann die ausgelassene Atmosphäre, die etwas von Klassenfahrt hat, nicht trüben. „Die Jungs haben eine freche Schnauze“, sagt der 33 Jahre alte NBA-Star über seine jungen Mannschaftskameraden. Der elf Jahre jüngere Robin Benzing gibt das, was als Kompliment gemeint ist, an den Champion und dessen Kollegen Chris Kaman so zurück: „Ich freue mich, dass ich mit den zwei Typen spielen kann.“ Vor wenigen Jahren noch hing ein Kalender mit Fotos von Nowitzki in seinem Jugendzimmer. Jetzt flachst er, als Nowitzki nach dem Spiel Kameras und Mikrofone auf sich zieht und die Journalisten Benzing stehen lassen: „Jetzt kommst du schon wieder!“

Korrespondent für Sport in Berlin.
2,09 Meter groß und mit einer ruhigen Hand ausgestattet, steht Benzing für das Jugendprogramm der Nationalmannschaft. Noch bevor er in der Bundesliga spielte, gab er bei der Europameisterschaft in Polen vor zwei Jahren sein Debüt in der deutschen Auswahl. Mit der talentierten jungen Garde der Jahrgänge 1988 und 1989, mit Tibor Pleiß und Tim Ohlbrecht, mit Lucca Staiger und Philipp Schwethelm, legte er ein neues Fundament für die Nationalmannschaft, als Nowitzki und Kaman nach den Olympischen Spielen von Peking 2008 Pause machten. Inzwischen gilt Benzing als erster Kandidat aus Deutschland für den Wechsel in die amerikanische Profiliga NBA. „Robin hat einen tollen Job gemacht“, lobte Nowitzki nach dem Sieg über Italien, „vorne wie hinten.“
Mit den Aufgaben gewachsen
Die Basketballwelt macht Bekanntschaft mit dem deutschen Nachwuchs. „Die Jungen haben in den vergangenen zwei Jahren gelernt, ohne Nowitzki und Kaman auszukommen, sie haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Bundestrainer Dirk Bauermann. „Dafür, dass wir diesen manchmal steinigen Weg gegangen sind, werden wir jetzt belohnt.“ Denn jetzt müssen Benzing und die anderen nicht einfach zurücktreten, um den Stars aus der NBA deren Platz im Team zu überlassen. Jetzt müssen sie die Freiräume nutzen, wenn die Gegner sich auf die beiden deutschen Stars stürzen. Zum Beispiel am Sonntag gegen Serbien (20 Uhr/Sport1).
„Ich habe einfach das getan, was ich tun musste: werfen“, sagte der schlaksige Benzing nach dem zweiten Sieg, zu dem er zwei erfolgreiche Distanzwürfe und zwei Korbleger beigetragen hatte: „Wenn man trifft, gibt das Selbstvertrauen.“ Nachdem Nowitzki über die Härte der Italiener geschimpft hatte - „das war eine Metzgerei da draußen“ - lobte er die Mitspieler auf seine Art: „Ich habe ja zum Schluss kaum was gemacht.“ Benzing ist mit seinen Aufgaben gewachsen, aber er hat auch versucht, sich nie zu überfordern. Als den damals Neunzehnjährigen die Bundesliga lockte, blieb er noch ein Jahr in der zweiten Klasse beim TV Langen, nahe seinem Geburtsort Seeheim-Jugenheim.
Die Zeit ist gekommen
Nach der Europameisterschaft 2009 ging er zu ratiopharm Ulm, einem Bundesligaklub ohne internationale Ambitionen. Seine Kandidatur für die NBA ein Jahr später zog er zurück. Mit im Schnitt 15,1 Punkten pro Spiel war er der erfolgreichste deutsche Spieler der Bundesliga. In Amerika machte das keinen Eindruck: Beim Draft in diesem Jahr wurde er zu seiner Enttäuschung nicht berücksichtigt. „Ich konzentriere mich auf das, was ansteht“, sagt er trotzig: „Die Europameisterschaft und zwei Jahre (als Neuzugang der Bayern) München.“
In Litauen ist die Zeit für internationale Herausforderungen gekommen. Bei der WM 2010 war Benzing heftig dafür kritisiert worden, dass seine körperliche Fitness nicht mit den Erwartungen korrespondierte, die sein Talent weckt. „Das war das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe“, sagt er. Bauermann und er reagierten mit vier Wochen Einzeltraining, wie es auch Ohlbrecht und Schwethelm erhielten. Körperlich und geistig gefestigt traf Benzing im Trainingslager der Nationalmannschaft ein, Kommentare in Zeitungen und im Internet ignoriert er in diesem Jahr. „Das ist alles Ablenkung“, sagt er: „Die brauche ich nicht.“ Vor dem Eintreffen ihrer beiden Stars gewannen die Jungen im August schnell ein Turnier in Izmir, indem sie die Türkei und EM-Konkurrenten Serbien besiegten. Beste Werfer waren Pleiß und Benzing.
Vor der EM wurde Benzing nach dem italienischen NBA-Star Danilo Gallinari von den Denver Nuggets gefragt. „Erst mal wollen wir die Israelis weghauen“, antwortete der Spieler mit dem Kindergesicht. „Dann sehen wir mal, was der junge Herr draufhat.“ Frechheit siegte.