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Basketball-Halbfinalserien : Böse Überraschungen für Alba und Bayern

Auf Biegen und Brechen: Ludwigsburg kämpft die Bayern nieder. Bild: Imago

Die Favoriten in den Halbfinalserien der Basketball-Bundesliga unterliegen zum Auftakt Ulm und Ludwigsburg. Nun sind die müden Bayern gefordert. Alba Berlin kann auf Hilfe von Zuschauern setzen.

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          Meister und Pokalsieger verlieren zum Auftakt des Halbfinales. Alba Berlin und Bayern München sind überraschend im jeweils ersten Spiel ihrer Halbfinalserien unterlegen – Titelverteidiger Berlin am Sonntag zu Hause Ratiopharm Ulm 71:73, München am Samstag in Ludwigsburg den MHP Riesen 98:101. Alba sah mehr als drei Viertel der Spielzeit wie der souveräne Sieger aus. „So hat es sich auch angefühlt“, bestätigte der Berliner Mannschaftskapitän Niels Giffey.

          Michael Reinsch
          Korrespondent für Sport in Berlin.

          Zwar traf das Team des spanischen Trainers Aito Reneses in der ersten Halbzeit lediglich einen einzigen Distanzwurf (insgesamt 7 von 31), doch führte es noch im letzten Viertel mit zwölf Punkten Vorsprung – bis zu einem 10:0-Lauf der Ulmer. Überragender Spieler war Dylan Osetkowski mit 21 Punkten und 11 Rebounds. Der riesige Center mit dem Dutt traf drei Distanzwürfe und war entscheidend für die Wende. „Er war kein Faktor in der ersten Halbzeit“, staunte Giffey, „und auf einmal hat er 21 Punkte. Er hat richtig gut gespielt.“

          Der Amerikaner äußerte sich lakonisch: „Wir haben das gemacht, was wir uns vorgenommen hatten: Stops setzen und Würfe treffen.“ Am Dienstag spielen die beiden Teams wieder in Berlin gegeneinander; wer zuerst drei Siege verbuchen kann, ist im Finale. Jaka Lakowic, Coach der Ulmer, schwärmte: „Wir reiten die Welle weiter.“ Er behauptete: „Ich weiß, was wir noch besser machen können.“ Spiel drei und möglicherweise vier werde in Ulm stattfinden.

          „Das hat uns das Spiel gekostet“

          Auch die Bayern spielten, statt sich auf der großen Bühne des europäischen Basketballs zu präsentieren, um die deutsche Meisterschaft. Vierzehn Tage nach dem Pokalsieg über Alba Berlin unterlagen sie dem Tabellenersten der Liga, Ludwigsburg, mit 99:101 Punkten. Das Team kam im ersten Viertel der Partie (17:29) unter die Räder, verlor allein in diesen zehn Minuten sieben Mal den Ball und kämpfte drei Viertel der Spielzeit darum, seinen Rückstand von 13 Punkten wett zu machen. Vier Sekunden vor Schluss hatte es, dank eines 11:0-Laufes in den letzten Minuten, dank insgesamt 24 Punkten von Wladimir Lucic und 20 von Dennis Seeley, zum 98:100 aufgeholt.

          Paul Zipser kam auf 18 Punkte. Doch zwei Distanzwürfe, von denen einer zum Sieg gereicht hätte, vergab Lucic in buchstäblich letzter Sekunde. „Wir haben in der ersten Halbzeit schlecht gespielt und ihre Schützen nicht respektiert“, urteilte Bayern-Trainer Andrea Trinchieri: „Das hat uns das Spiel gekostet.“ Sein Trost: „Manchmal musst du ein schlechtes Spiel akzeptieren, um Motivation fürs nächste zu haben.“ Das nächste Spiel der Serie findet an diesem Montag statt, ebenfalls in Ludwigsburg.

          In Köln gewann am Sonntagabend Anadolu Efes Istanbul das Endspiel der Euroleague 86:81 gegen den FC Barcelona. Überragende Spieler waren auf Seiten der Türken die beiden Spielmacher Vasilje Mirotic, als wertvollster Spieler der Saison ausgezeichnet und von Klubs der NBA in Amerika umworben, mit 25 Punkten und Shane Larking mit 21. Sie entschieden, gemeinsam spielend, die Partie in den letzten Minuten, nachdem Barcelona elf Punkte Rückstand zum 69:69 aufgeholt hatte. Auf Seiten von Barcelona, der Nummer eins nach der Punktrunde, überragten Cory Higgins mit 23 und Kyle Kuric mit 18 Punkten. Nikola Mirotic, der angeblich bestbezahlte Basketballprofi Europas, kam auf lediglich 11, der nach Barcelona heimgekehrte zweimalige NBA-Champion Pau Gasol auf lediglich einen Punkt.

          Für Tibor Pleiß, den 2,18 Meter langer Center von Efes, war das Finale besonders bitter. Im Halbfinale nicht eingesetzt, wechselte Coach Attaman den Kölner im zweiten Viertel ein. In seiner Heimatstadt brachte Pleiß sein Team, das zehn Punkte zurückgelegen hatte, wieder ins Spiel. Er traf einen Dreier, erzielte einen weiteren Korb erzielte, verteidigte souverän gegen den aus der NBA zurückgekehrten Pau Gasol. Doch nach sieben Minuten humpelte Pleiß vom Feld, offenbar an der Wade verletzt. Er kehrte nicht zurück.

          Ludwigsburg siegt wieder daheim

          Beide Teams hatten ihre Halbfinals am Freitagabend knapp gewonnen: Efes 89:86 gegen ZSKA Moskau, Barcelona 84:82 gegen Olympia Mailand, das Team, das im Viertelfinale fünf Spiele gebraucht hatte, um die Bayern zu besiegen und an ihrer Stelle das Final-Four-Turnier in Köln zu erreichen. Der Thüringer Johannes Voigtmann erzielte im Team von ZSKA in knapp 33 Minuten Spielzeit sechs Punkte. Bei der 73:83-Niederlage im Spiel um Platz drei gegen Mailand kam er auf 12 Punkte.

          Die Ludwigsburger gewannen mit der Partie gegen München ihr dreißigstes Heimspiel nacheinander. Während die Bayern und Alba in den Basketball-Arenen Europas zu tun hatten, hatte sich Ludwigsburg auf die Bundesliga konzentriert und ging unangefochten als Erster in die Play-offs. Aufbauspieler Jaleen Smith (18 Punkte) wurde als wertvollster Spieler der Spielzeit ausgezeichnet, sein lange verletzter Kollege Barry Brown (15) steht ihm, nach auskurierter Verletzung, in nichts nach. Überragender Spieler der Partie war der Veteran Jamal McLean; der Center kam auf 27 Punkte.

          Die Erfahrung und die Aussicht, nun nicht mehr allein an den Wochenenden, sondern alle zwei Tage zu spielen, macht einigen Ludwigsburger Spielern zu schaffen. McLean gestand, dass er die Serie von fünf Spielen im Viertelfinale gegen Bamberg noch in den Beinen spüre. Bis Montagabend sei wenig Zeit zur Regeneration, klagte er.

          Alba Berlin wird in seinem zweiten Halbfinalspiel am Dienstag gegen Ulm bis zu tausend Zuschauer in die Halle lassen. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport erlaubte ein Pilotprojekt zu diesem Zweck. „Unsere Spiele sind eigentlich Gemeinschaftserlebnisse. Es ist wirklich schön, und wir sind dankbar, dass wir jetzt zur entscheidenden Saisonphase die Play-offs wieder gemeinsam, live in der Arena erleben können“, sagte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi.

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