
Basketball-Kommentar : Triumphales Scheitern
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Knapp vorbei ist auch daneben: Die Bayern-Basketballer scheiden hauchdünn aus Bild: AFP
Die Basketballer der Bayern kommen in der EuroLeague weiter als jedes andere deutsche Team zuvor. Die Konkurrenz in Europa ist gewarnt. Doch die Bayern sollten auch gewarnt sein.
Bayern München verpasst die K.-o.-Runde der europäischen Königsklasse - mit Schweinsteiger, Ribéry, Kroos, Götze am Spielfeldrand. Was wie eine Sensation klingt, ist eine Normalität. Die Rede ist vom Basketball. Die Fußballstars und ihre Chefs Rummenigge und Sammer waren nur Gäste. Sie sahen eine hauchdünne 92:94-Niederlage der Korb-Kollegen gegen Maccabi Tel Aviv - das Aus in der Zwischenrunde der EuroLeague, dem Pendant zur Champions League der Fußballer.
Es war ein triumphales Scheitern. Schon im ersten Jahr in der EuroLeague kamen die Bayern weiter als jedes andere deutsche Team zuvor. So verwunderlich ist das zwar nicht. Denn auch im Basketball hängen finanzielle und sportliche Rangfolge zusammen. Und die Bayern haben mit mehr als elf Millionen Euro das höchste Jahresbudget nicht nur im deutschen Basketball, sondern in jedem Sport außerhalb des Fußballs - dank der fußballübergreifenden Anziehungskraft der Fußballmarke FC Bayern. Uli Hoeneß nutzte sie, dem Basketball Türen zu öffnen, ehe er nun bald selbst hinter verschlossenen Türen landet.
Überraschend ist aber, wie nah die Bayern mit diesem national üppigen, international aber mageren Budget den Besten Europas gekommen sind. Gegen Titelverteidiger Piräus fehlten Zentimeter beim letzten Wurf zur Sensation, gegen Real Madrid, das stärkste Team der Saison, gelang sie - beides Teams, die mindestens dreimal so teuer sind. Die Mannschaft von Trainer Svetislav Pesic glich das Defizit mit hohem Einsatz aus und gewann die meisten Rebounds der Liga.
David Blatt, Trainer von Tel Aviv, fand es „unglaublich, wie sich die Bayern in dieser kurzen Zeit entwickelt haben“. Europas Elite ist gewarnt vor diesem Aufsteiger. Deshalb müssen die Bayern nun ebenfalls gewarnt sein. Denn während sie mit ihrem alten Fußballkonzept, dank Finanzkraft die Besten der Bundesliga nach München zu holen, auch im Basketball auf dem Weg zu nationaler Vormachtstellung sind, finden sie sich international noch in der Rolle des Geber-Klubs. So wird ihr Spielmacher Malcolm Delaney, einer der Besten der EuroLeague, schon von den Top-Klubs umworben.
Es ist noch ein weniger Weg für die Bayern
Sie sind also noch weit entfernt von einer Marktposition wie im Fußball, wo man keinen Spieler wider Willen abgeben muss. Um das zu erreichen, müssten sie ihr Budget noch mindestens verdoppeln - mit dem Kollateralschaden einer dann wohl ebenso einseitigen Bundesliga wie derzeit im Fußball.
Es ist jedoch ein weiter Weg dorthin. Denn dazu müsste Basketball in Deutschland vor allem als Fernsehsport viel präsenter und einträglicher werden. Bei dem Spartensender, der die Partie gegen Tel Aviv zeigte, mussten sich Basketballfreunde die Sendezeit mit einem anderen Sport teilen. Man stelle sich vor: Millionen verfolgen die Bayern in einem Top-Spiel der Champions League - und nach zehn Minuten schaltet der übertragende Sender zum Darts um.
