Attaque : Reiter ans Röhrchen?
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Attaque – hier wird angegriffen! Bild: F.A.Z.
In Parcours und Viereck sind die Vierbeiner die Athleten. Einige der Zweibeiner schieben höchstens in der Hotelbar die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit hinaus. Dennoch werden neben Rössern nun auch Reiter kontrolliert.
Eigentlich ist es heutzutage nicht mehr besonders hip, Beamtenwitze aus den fünfziger Jahren hervorzukramen, in denen der Amtsschimmel wiehert und Paragraphenreiter zugange sind. Aber nichts anderes kommt einem in den Sinn, wenn man hört, was das Bundesverwaltungsamt von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung gefordert hat. Die Funktionäre in Warendorf, so hieß es aus Berlin, hätten in den vergangenen Jahren versäumt, ihre Reiter im Wettkampf auf Dopingmittel zu kontrollieren und damit die allgemeinen Vorschriften verletzt.
Deshalb forderten die Beamten für 2008 Fördermittel des Bundesinnenministeriums in Höhe von 17.000 Euro zurück. Und für 2009 könnte eine ähnliche Rechnung auf Reitersleute zukommen. Die bekennen sich auch schuldig: Sie haben eine alte Absprache nicht erneuert, nach der im Pferdesport nur bei den Pferden und nicht bei den Reitern Wettkampfkontrollen vorgenommen werden.
Vorschrift ist Vorschrift
Diese Absprache war getroffen worden, weil in Parcours und Viereck die Vierbeiner die Athleten sind und einige der Zweibeiner manchmal sogar einen eher unsportlichen Eindruck machen. Normalerweise schieben einige von ihnen höchstens am Abend in der Hotelbar die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit über die Verträglichkeitsgrenze hinaus. Doch Vorschrift ist Vorschrift, und deshalb werden an diesem Wochenende bei den deutschen Meisterschaften in Münster nicht nur die Pferde, sondern auch ein paar Reiter ans Urinröhrchen gebeten.
Der Gerechtigkeit halber sei erwähnt, dass es auch unter Reitern bereits Dopingfälle gegeben hat. Zum Beispiel die positive Probe des Österreichers Thomas Frühmann auf eine verschleiernde Substanz. Sie stammte aus dem blutdrucksenkenden Medikament, das dem damals schon über Fünfzigjährigen der Hausarzt verschrieben hatte. Natürlich folgte trotzdem ein kompliziertes und langwieriges Verfahren. Dabei könnte man das Geld in diesem Sport weit sinnvoller ausgeben und endlich die geplanten Trainingskontrollen für Pferde wahr machen.