Noch immer eine schweißtreibende Sportart: Gehen Bild: dpa
Zwei Geher stürzen Amerika vor 150 Jahren in einen Sportrausch, getrieben von der Frage nach den Grenzen der Leistungsfähigkeit – und Rassismus, Doping und gigantischen Wetten.
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Es war High Noon am 12. März 1879, einem Mittwoch, und Dan O’Leary, 38 Jahre alt, schlank, groß, noch größerer Schnäuzer, hatte ein nicht zu unterschätzendes Problem: Ihm ging es miserabel. Und jeder konnte es sehen. O’Leary taumelte durch den Madison Square Garden, als hätte er zu Mittag drei Flaschen auf leeren Magen getrunken, Schweiß lief seine Stirn herunter, sammelte sich in dem Tuch, das er um seinen Nacken gebunden hatte. Sein Mund stand offen, die Augen waren weit aufgerissen, einer der Zuschauer bemerkte später, Dan’O Leary habe wie eine Leiche ausgesehen, eine Leiche immerhin, die sich noch bewegen konnte.
Vor drei Tagen war der Startschuss für das Astley Belt Race gefallen, einem sechstägigen Rennen, das den besten Geher dieser Zeit herausfinden sollte. Zehntausende New Yorker hatten sich im Madison Square Garden eingefunden, um dem größten Sportereignis des Jahres beizuwohnen, anzusiedeln in seiner Bedeutung heute irgendwo zwischen Wimbledon und dem Champions-League-Finale. Die talentiertesten Geher aus der ganzen Welt waren nach New York gekommen, die Hoffnung der Amerikaner lag vor allem auf einem: auf Dan O’Leary, einem irischen Immigranten aus New York, der unter dem Spitznamen Plucky Pedestrian in den vergangenen Jahren für Aufruhr gesorgt hatte.
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