Bolt, Farah und Eaton : Die großen drei der Leichtathletik-WM
- -Aktualisiert am
Der perfekte Läufer: Farah macht den Bolt Bild: Reuters
Usain Bolt, Mo Farah, Ashton Eaton: Die großen drei dieser Leichtathletik-Weltmeisterschaften sind allesamt Serientäter. Doch für ihre Dominanz zahlen sie einen Preis.
Vier Olympiasiege, neun Weltmeisterschaften – Allyson Felix gehört zu den ganz Großen in der Geschichte der Leichtathletik. In Peking hat die Läuferin ihren ersten großen Titel über 400 Meter gewonnen und mit der Zeit 49,26 Sekunden bewiesen, dass sie auch auf der Stadionrunde Weltklasse ist. Den Beweis, dass sie mehr kann, blieb sie schuldig. Das lag nicht nur daran, dass die beiden Staffeln, in denen sie lief, 4 mal 100 und 4 mal 400 Meter, den jamaikanischen Sprinterinnen unterlagen. Das hatte vor allem mit dem Zeitplan zu tun. Sowohl 200 Meter und 400 Meter zu laufen, schließt sich aus. Das ist so ärgerlich, dass Sebastian Coe, der neu gewählte Präsident des Weltverbandes (IAAF), versuchen will, den Zeitplan der Olympischen Spiele von Rio 2016 für sie zu ändern. „Unsere besten Athleten sollten so oft wie möglich laufen können“, sagte er in Peking.

Korrespondent für Sport in Berlin.
Die überragenden Athleten der acht Tage im Vogelnest sind Männer. Selbstverständlich Usain Bolt, seit seinen ersten drei Olympiasiegen in just diesem Stadion vor sieben Jahren unangefochten der schnellste Mann der Welt. Zehnkämpfer Ashton Eaton. Und Mo Farah. Er hat das Double aus 5000 und 10.000 Meter nun drei Mal hintereinander gewonnen: bei den Olympischen Spielen von London 2012, bei der Weltmeisterschaft von Moskau 2013 und nun in Peking. Damit und einem weiteren 5000-Meter-Titel übertrifft er die äthiopische Langlauf-Legende Haile Gebrselassie und hat, mit 7:8 Goldmedaillen, fast Kenenisa Bekele erreicht.
Farah braucht ein größeres Haus
Farah, in Sudan geboren und in London aufgewachsen, ist Teil des Nike Oregon Projects in Portland. Seine Titel gewinnt er stets nach demselben Schema: abwarten und auf der letzten Runde zuschlagen. Der Kenianer Caleb Ndiku forderte ihn am Samstag heraus, indem er zwei Runden vor Schluss attackierte. Farah überspurtete ihn auf der Zielgeraden. Im nächsten Jahr, mit 33, will Farah zwei weitere Goldmedaillen gewinnen. Alle seine Medaillen hingen an einer Wand in seinem Haus, erzählte er in Peking, alle in einer Reihe, 23 Stück. „Ich brauche ein größeres Haus“, scherzte er. Er müsste überhaupt mal zu Hause sein, klagt seine Familie.
In dieser Saison trainierte er erst in Portland und dann in den Pyrenäen, vor den Olympischen Spielen könnte ein Aufenthalt in Kenia dazu kommen. „Meine Tochter glaubt, dass ich noch ein anderes Haus habe“, erzählte er in Peking. „Kürzlich hat sie am Telefon gesagt, dass sie mich dort besuchen wolle. Ich habe ihr gesagt, dass dies unser Zuhause ist.“
In zehn Disziplinen überragend
Ashton Eaton kann pro Titelkampf nur eine Medaille gewinnen – aber dafür muss er in zehn Disziplinen überragend sein. Und das ist er. Ein Olympiasieg, zwei Weltmeisterschaften, zwei Hallen-Titel sowie die Weltrekorde im Zehnkampf und im (Hallen-)Siebenkampf. Und auch sein Haus in Oregon steht viel zu häufig leer, wenn er und seine Frau, die Siebenkämpferin Brianne Theisen, im Training oder bei Wettkämpfen sind.
Eaton, gerade 27 Jahre alt, wurde sehr nachdenklich nach seinem Weltrekord. Er denke oft an all das, worauf er und seine Frau verzichten, all die Zeit, die sie und ihre Trainer weg seien von ihren Familien. Da sammelten sich so viele Kleinigkeiten an, summierten sich und er realisiere: „Ich tue das nicht für mich. Ich tue das für jemand anderen: für das Kind auf der Couch vor dem Fernseher, das ich selbst einmal war.“ Eaton wird sich kaum daran hindern lassen, auch Gold in Rio für sein kleines alter ego zu holen.
Die schwierigsten Siege für Bolt
Elf WM-Titel, sechs Olympiasiege – von den Zahlen her ist Usain Bolt nicht zu schlagen. Auch in Peking hat er seine drei Chancen genutzt, und jedes Mal standen die Wetten gegen ihn – eigentlich. Justin Gatlin war schneller gerannt als er; er war überhaupt gerannt, als Bolt sich auf der Liege seines Physiotherapeuten und in der Praxis des Münchner Arztes Müller-Wohlfahrt behandeln lassen musste. Und dann ließ er Rennen ausfallen, um sich in Jamaika mit seinem Trainer Glen Mills darauf vorzubereiten, jeden einzelnen Titel zu verteidigen. „Das waren seine schwierigsten Siege“, sagte Mills in Peking.
Da hatte Bolt seine Siege in 9,79 und 19,55 Sekunden sowie mit der jamaikanischen Staffel so leicht aussehen lassen, dass er schon Grimmassen schneiden musste, damit man ihm seine Anstrengung glaubte. „Er hat gezeigt, dass er ein wahrer Champion ist“, lobte Mills. „Das sind die, die siegen, wenn es niemand erwartet.“ Für Rio wird Bolt die Fron und die Vorbereitung noch einmal auf sich nehmen. Er hat ein Erbe zu verteidigen, das er erst noch erobern muss: Drei Mal drei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen. In Peking deutete er an, dass dann Schluss sein könnte. „Ob ich bei der Weltmeisterschaft 2017 in London antrete“, sagte er, „werde ich nach Rio entscheiden.“