Leichtathletik-EM : Starke Konkurrenz ärgert Schumann
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Weltklasse-Trio: André Bucher, Nils Schumann und Wilson Kipketer Bild: dpa
„Heute waren zwei bessere Läufer auf der Bahn“, gestand der entthronte Europameister Nils Schumann nach dem 800-Meter-Finale. Er wurde Dritter.
„Man muss eingestehen, heute waren zwei bessere Läufer auf der Bahn“, sagte der entthronte Europameister Nils Schumann nach dem 800-Meter-Finale, bei dem er als Dritter ins Ziel kam. Schneller waren der für Dänemark startende Weltrekordhalter Wilson Kipketer und der Schweizer Weltmeister Andrè Bucher.

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Dritter zu werden, war also keine Schande, auch wenn Nils Schumann sich erst an die Farbe der Medaille gewönnen musste: „Es ist meine erste bronzene, und sie war schwer erkämpft. Ich denke, ich kann damit leben.“
Langsames Rennen
Der Rennverlauf schien eigentlich auf Schumann zugeschnitten, denn das Tempo schleppte sich durch die erste Runde. Bei 54,89 Sekunden läutete die Glocke zur letzten Runde. Schumann kontrollierte das Rennen von der Spitze weg, Kipketer leistete sich den Luxus, auf der zweiten Bahn zu laufen. „Es war ein interessantes Rennen“, sagte Schumann hinterher.
Und es zeigte überraschende taktische Varianten. Der WM-Dritte Pawel Czapiewski aus Polen, eigentlich ein Spurtläufer, hielt sich im Vorderfeld auf, während Bucher, der sonst vorneweg läuft, im hinteren Bereich des Pulkes unterwegs war. „Die langsame erste Runde war genau nach meinem Geschmack“, sagte er hinterher, denn er hatte nach seiner Verletzungspause noch nicht ganz die Power früherer Jahre erreicht.
Gut hielt sich auch der zweite Deutsche, René Herms, der im Vorlauf überraschend Kipketer geschlagen hatte und im Zwischenlauf die zweitbeste Zeit erzielt hatte.
Attacke von Kipketer nach 600 Meter
Auf der Gegengeraden attackierte dann der potentiell schnellste Mann des Feldes, womit Kipketer das Feld neu mischte. „Die erste Runde war wie erwartet langsam. So habe ich meinen Kick nach 600 Metern gestartet und es war genau die richtige Sekunde.“
Schumann bekam einen Stoß von hinten, der ihn aber nicht weiter aus dem Tritt brachte und lief an der zweiten Position weiter. Herms konnte nicht mehr mithalten, er wurde am Ende Siebter (1:48,86).
„Für mich gibt es keine Revanche gegen Nils“, hatte Wilson Kipketer vorher gesagt, obwohl er zuletzt bei der EM 1998 und Olympia 2000 zwei Mal gegen Nils Schumann unterlegen war. „Es geht nicht um Nils: Es sind Europameisterschaften und das heißt, ich muss gegen sieben starke Läufer gewinnen.“
Mit Video-Kontrolle zum Sieg
Während Kipketer das Rennen in langsamen 1:47,25 von der Spitze gewann („Ich kontrollierte die Situation über den Video-Screen“) konnte Schumann (1:47,60) seinen zweiten Platz nicht halten. André Bucher (1,47, 43) überspurtete ihn auf der Zielgeraden: „Jeder bestätigte mir, dass ich etwas Großes geleistet habe. Das ist richtig.“ Zehn Wochen Trainingsrückstand hatte der Schweizer aufzuholen, „das war für mich natürlich nicht förderlich.“ Aber es reichte für ihn zur Silbermedaille.
Kipketer gelang sein erster großer Sieg seit der WM in Sevilla 1999: „Ich bin sehr glücklich, dass ich zurück kam, nach den vielen gesundheitlichen Problemen.“ Dagegen konnte Schumann wie schon bei der WM 2001 seinem einstigen Ruf als Siegertyp nicht gerecht werden: „Ich habe eine sehr starke Konkurrenz in meiner Disziplin. Manchmal ärgert mich das.“