Hypnose : In Trance auf dem Zahnarztstuhl
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Keine Angst bei diesem Anblick Bild: dpa
Der Besuch beim Zahnmediziner als Reise zum persönlichen „Wohlfühlort“ - Hypnose als Heilmittel um quälenden Schmerzen eine Ende zu bereiten.
Einfach von zehn an rückwärts zählen, bei eins die Augen öffnen - und der bohrende Zahnschmerz ist verschwunden. Diese angenehme Vorstellung lockt vor allem jene, die trotz großer Schmerzen bislang aus purer Angst den Weg zum Arzt scheuen.
Zahnärztliche Hypnose heißt das Mittel, mit dem inzwischen rund 800 eingetragene Mitglieder der gleichnamigen Gesellschaft in Deutschland besonders den extremen Angsthasen unter ihren Patienten helfen können.
Aufzeichnung mit Videokamera
Diese Art der medizinischen Hypnose habe freilich nichts mit der Vorstellung von scheinbar willenlosen Menschen zu tun, die Hypnotiseure peinliche Befehle ausführen lassen, sagt Frank Dreihaupt, Zahnarzt aus Trangerhütte in Sachsen-Anhalt. „Ich nehme auf Wunsch des Patienten die Hypnose-Sitzung mit der Videokamera auf, damit er im Nachhinein das Geschehen im Detail verfolgen kann“, erklärt der erfahrene Dentist.
Bereits seit fünf Jahren können Patienten in seiner Praxis die Zahnbehandlung in Trance erleben: absolut entspannt und beinahe schmerzfrei.
Mund zur Reperatur abgegeben
Die Stimme des Arztes, untermalt von sanfter Musik, versetzt den Patienten in einen Zustand, in dem er sich nur auf angenehme Vorstellungsbilder konzentriert. Mental befindet er sich an einem schönen ruhigen Ort seiner Wahl, während er auf dem Zahnarztstuhl sitzend dem Arzt sozusagen den Mund zur Reparatur abgegeben hat.
Der rationale Teil des Gehirns sei währenddessen völlig abgeschaltet, so dass der Patient alle unangenehmen Empfindungen einfach ausblenden und sich während der Zahnbehandlung wirklich richtig wohl fühlen könne, so Dreihaupt. Er bietet vor der eigentlichen Behandlung unter Hypnose eine 'Probesitzung“ an. Auf die müsse sich auch der Zahnarzt mit gezielten Fragen nach Hobbys oder bevorzugten Urlaubszielen des Patienten vorbereiten, um dann die Vorstellung eines ganz individuellen 'Wohlfühlortes“ suggerieren zu können.
Grundsatz: Strikt an Vereinbarungen halten
Bei rund 90 Prozent der Menschen könne Hypnose erfolgreich angewandt werden, sagt der Zahnmediziner. Es gebe Patienten, die binnen kürzester Zeit in Trance versetzt werden könnten, bei anderen dauere es bis zu einer halben Stunde. In diesem Zustand zwischen Wachen und Schlafen bleibt der Patient, so lange es für die Behandlung von der einfachsten Füllung bis zu umfangreichen operativen Eingriffen notwendig ist.
Mehrstündige Behandlungen ganz ohne den üblichen Stress für den Patienten seien durchaus keine Seltenheit, sagt Dreihaupt. Doch halte er sich strikt an den Grundsatz, nur die Behandlungen auszuführen, die zuvor mit dem Patienten bei vollem Bewusstsein vereinbart worden seien. Niemals solle dieser das Gefühl haben, dass während der Hypnose etwas gegen seinen Willen geschehe, jemand anderes Macht über ihn habe.
Zusätzlich leichte lokale Betäubung
Ziel der zahnärztlichen Hypnose sei, dass sich der Patient auch nach einer langen Behandlung gut erholt fühle, sagt der Experte. Viele Patienten würden sich aber zusätzlich für eine leichte lokale Betäubung entschließen. Hauptgrund für die Entscheidung der Patienten zur Hypnose auf dem Zahnarztstuhl ist jedoch der Wunsch, die früher mit der Behandlung verbundene extreme Angst abzubauen. Und dieses angenehme Gefühl bei der Zahnsanierung lassen sich auch etwas kosten, denn die Krankenkassen bezahlen die Hypnose nicht.