Schweizer Team bei Handball-WM : Pyramiden statt Schnee
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Dank an den Spielmacher: Andy Schmid führt die Schweizer Handballer zum Sieg über Österreich. Bild: AFP
Ein paar Stunden vor ihrem Sieg bei der Handball-WM gegen Österreich steckt das nachgerückte Schweizer Team noch im heimatlichen Schneechaos fest. Vom Rollfeld in Kairo geht es direkt in die Halle.
Den Morgen nach einem einmaligen Tag verbrachten die Schweizer Handballer in der Nähe der Pyramiden von Gizeh. Im Garten des luxuriösen Teamhotels, in dem auch die deutsche Mannschaft untergebracht ist, bat Trainer Michael Suter seine Spieler zu einer Besprechung. Rund 24 Stunden nachdem die Schweizer noch im heimatlichen Schneechaos festgesteckt hatten, saßen sie nun als Sieger ihres WM-Auftaktspiels in der Sonne von Ägypten. „Wahnsinn“, sagte Alen Milosevic vom Bundesligaklub SC DHfK Leipzig mit Blick auf den 28:25-Erfolg gegen Österreich. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“
Suter sprach von einem „verrückten“ Tag. „Es hat sich nie einer beklagt. Wir freuten uns einfach, hier teilzunehmen. Ich bin sehr stolz auf das Team.“ Erst mit zwei Stunden Verspätung war der Schweizer Flieger am Donnerstag von Zürich abgehoben in Richtung Kairo, wo es vom Rollfeld mit dem Bus direkt in die Halle ging. Noch im Bus wurden Spieler und Trainerteam auf das Coronavirus getestet. Und obwohl das Gepäck eine Stunde vor dem Anpfiff noch nicht mal in der Arena angekommen war, standen die Schweizer pünktlich in ihren weiß-schwarzen Nationaltrikots auf dem Parkett.
„Wir sind in Zürich gestartet bei minus zwei Grad im Schnee, dann haben wir hier auf das Gepäck warten müssen, sind direkt zum Spiel, das ist Wahnsinn“, meinte Milosevic, der es auch lange nach dem Abpfiff noch nicht glauben konnte. Obwohl die Schweizer erst am Dienstagabend von ihrer ersten WM-Teilnahme seit fast 26 Jahren erfahren hatten, stehen sie nun kurz vor dem Einzug in die Hauptrunde. Sie waren nur ins Turnierfeld gerückt, weil das Team der Vereinigten Staaten aufgrund zahlreicher Corona-Fälle seine Teilnahme kurzfristig absagen mussten. „Historisch“ und „unvergesslich“ nannte Suter den Auftaktsieg gegen Österreich.
Dass ein optimaler Start ins Turnier gelang, lag zu großen Teilen an Spielmacher Andy Schmid von den Rhein-Neckar Löwen. Sieben Tore erzielte der 37 Jahre alte Regisseur, außerdem lenkte und ordnete er das Spiel der Schweizer wie jenes der Löwen in der Bundesliga. Auch der Routinier konnte einen solchen WM-Auftakt „gar nicht fassen“.
Da die ersten drei Teams jeder Vorrundengruppe den Sprung in die nächste Turnierphase schaffen, haben die Schweizer nun – trotz der beiden Duelle mit den Handball-Schwergewichten Frankreich und Norwegen – beste Chancen auf den Einzug in die Hauptrunde. Vielleicht ist ihnen das beim Blick auf die Pyramiden etwas klarer geworden.