Fünfter Platz bei Handball-WM : Ein versöhnliches Ende für die DHB-Auswahl
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Bundestrainer Alfred Gislason hat mit seinem Team einen positiven Eindruck hinterlassen. Bild: dpa
Die Handball Nationalmannschaft hat bei der WM einen positiven Eindruck hinterlassen. Der Sieg über Norwegen stimmt versöhnlich. Bei den Verantwortlichen richtet sich der Blick auf die Heim-EM 2024.
Er werde jetzt nach Hause fahren und schauen, „ob das Haus noch steht“, sagte Alfred Gislason und lachte. Dann bilanzierte er den Auftritt der deutschen Handball-Nationalmannschaft mit Genugtuung: „Diese Weltmeisterschaft war für uns ein Riesenerfolg. Viele sind als Talente hingefahren und kehren als anerkannte Spieler zurück.“
Der Blick auf neun Partien in 17 Tagen fiel auch deshalb so positiv aus, weil die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Sonntagnachmittag Norwegen 28:24 (16:13) besiegte – ein Erfolg, der Platz fünf im Abschluss-Klassement bedeutet.
In der Hauptrunde hatten die Deutschen noch gegen die Skandinavier verloren; nun war es Andreas Wolff im Tor, der 18-Mal entscheidend eingriff und dafür sorgte, dass der Abstand auch in brenzligen Phasen groß genug blieb. Wie am Freitag gegen Ägypten erhielt der 31 Jahre alte Profi die Auszeichnung „Spieler des Spiels“ – Wolff knüpfte bei dieser Weltmesse an seine Fabel-Form vom EM-Sieg 2016 an und war neben Juri Knorr, Julian Köster und Johannes Golla entscheidender Faktor für sieben Siege in neun Spielen. Er sagte: „Dieser fünfte Platz stellt den Anfang unserer Entwicklung gut dar.“
Neue Fans erreicht
Mehr soll es nun bei der Heim-EM werden – für die Eröffnungspartie im Düsseldorfer Fußballstadion am 10. Januar 2024 sind 40.000 Eintrittskarten verkauft. „Die große Aufmerksamkeit für unsere Mannschaft sorgt dafür, dass wir viel mehr Tickets losgeworden sind, als wir erwartet hatten“, sagte Mark Schober, DHB-Vorstandsvorsitzender.
Dass dieses Team trotz des 28:35 im Viertelfinale gegen Frankreich am Mittwoch neue Fans erreicht hat, lag an einer ungewohnten Leichtigkeit im Auftritt. Rune Dahmke, der Kieler Linksaußen, sagte: „Diese Mannschaft hat Spaß daran, Deutschland zu repräsentieren. Das haben die Zuschauerinnen und Zuschauer gemerkt.“
Dass der Zusammenhalt stimmt, strahlte das Wirken am Sonntag vor 6000 Fans in der Tele2 Arena im Stadtteil Hammarby aus. Der nachnominierte Lukas Stutzke mit seinen drei Toren und der umsichtig für den müden Juri Knorr Regie führende Luca Witzke (fünf Treffer) sorgten für vermisste Torgefahr aus dem Rückraum. Witzke sagte: „Ich freue mich, wenn ich auf die Platte komme. Heute hatte ich ein gutes Händchen. Wir müssen das Teamgefühl mitnehmen und die schlechten Phasen in den Griff kriegen – dann können wir sehr viel leisten.“
20:16 führten die Deutschen in der 36. Minute, 26:21 durch Johannes Golla in der 54. Doch zwei Minuten vor Schluss war das Polster auf zwei Tore geschmolzen. Ohne Wolff wäre es wohl noch schiefgelaufen. Nichts läuft ohne starken Schlussmann, das ist eine, wenn auch keine neue Erkenntnis der Tage von Kattowitz, Danzig und Stockholm.
„Ich laufe nicht weg“
Und wenig geht ohne Schmerzen – Kai Häfner, diesmal stark, hielt sich nach heftigem Einsteigen Petter Överbys die Schulter und machte trotzdem weiter. Die Genugtuung, einen Vorsprung über die Ziellinie gebracht zu haben, war anschließend umso größer: „Wir haben nicht diese Selbstverständlichkeit wie die Franzosen oder Dänen“, sagte Rune Dahmke, „deswegen wackelt die Hand beim Abschluss. Aber diesmal haben wir es zu Ende gespielt.“
Nun endet die WM nach einem Teamabend in Stockholm mit dem Abflug aus Schweden am Montag – im Ausblick stressige Wochen und Monate in den Vereinen. Schon am Wochenende folgt das Pokal-Viertelfinale. Gislason sagte breit grinsend: „Wenn es nach mir geht, gebe ich ihnen einen Monat frei.“ Er selbst wird länger nicht „frei haben“, was die Tätigkeit beim DHB angeht – sein nach den Olympischen Spielen endender Vertrag soll verlängert werden, wie DHB-Präsident Andreas Michelmann ausplauderte, wobei es von Seiten Gislasons keine Eile gibt: „Ich laufe nicht weg.“
Das Auftreten bei dieser WM hinterließ bei allen DHB-Verantwortlichen Eindruck. „Man hat vor allem in der Offensive Gislasons Handschrift gesehen“, lobte Sportvorstand Axel Kromer, „auch die Belastungssteuerung war gut. Wir hatten keine Verletzten.“ Positive Effekte für die Bundesliga erhofft sich die Liga-Vereinigung HBL.
Ihr Vorsitzender Frank Bohmann sagte: „Der Auftritt hat beflügelt. Sie haben eine Einheit dargestellt. Zukünftig müssen Leichtigkeit und Erfolg zusammenfinden. Da bin ich zuversichtlich für die Heim-EM 2024.“ Dann soll es bitteschön das Halbfinale sein. Was nach einem kleinen Schritt für den Fünften klingt, ist angesichts der starken Dänen, Franzosen, Spanier und Schweden ein großer.