Nach Aus bei Handball-WM : „Glückwunsch an Deutschland für dieses Turnier“
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Um die Medaillen spielen andere: Deutschland scheitert im Viertelfinale der Handball-WM. Bild: picture alliance / DeFodi Images
Deutschland scheitert im Viertelfinale an Frankreich: Vom Gegner gibt es hinterher viele Komplimente, auch Bundestrainer Gislason sieht „viel Positives“. Warum es trotzdem nicht zu mehr gereicht hat.
Gestatten, Gislason! Der Bundestrainer nahm es mit Humor, dass die Moderatorin der Pressekonferenz für einen Moment nicht weiterwusste, als sie ihn vorstellen sollte. Die Namen der französischen Teilnehmer, Luka Karabatic und Guillaume Gille, waren ihr noch leicht über die Lippen gekommen, bei Luca Witzke kam sie schon ins Stocken, und dann, tja, musste der Herr zu ihrer Linken ihr mit einem kurzen „Gislason“ auf die Sprünge helfen.
Ein Nobody in der Welt des Handballs ist gerade er ja nicht, aber immerhin gab es für die Deutschen, die wieder jemand sein wollen in diesem Sport, dann von anderer Seite ein paar freundliche Worte. „Glückwunsch an Deutschland für dieses Turnier“, sagte Luka Karabatic, der französische Kapitän, „wir mussten unseren besten Handball spielen“, und sein Nationaltrainer Gille, als Spieler einst selbst zehn Jahre in Deutschland aktiv, sprach von einem „komplizierten Spiel“ für seine Mannschaft.
„Sieg war verdient“
Wirklich kompliziert war es für die Franzosen allerdings nur die ersten rund vierzig Minuten. Danach machten „Les Experts“ aus diesem Weltmeisterschafts-Viertelfinale noch eine überaus klare Sache, 35:28 hieß es am Ende in Danzig, nach einem 16:16 zur Pause – und weil die Deutschen während der ersten 30 Minuten sogar selbst einmal mit vier Toren vorn gelegen hatten, beim Stand von 11:7 (15.), und auch in der zweiten noch einmal die Chance hatten, auf drei davonzuziehen, war das allemal ein Grund für Ärger und Unzufriedenheit bei Gislason und seinem Team. „Der Sieg war verdient, aber nicht in dieser Höhe“, grummelte der Bundestrainer.
Wobei die Gründe, daraus machte der Isländer kein Hehl, schon bei seiner Mannschaft lagen, die sich im Angriff zunehmend fahrlässig anstellte – auch wenn der (zweite) französische Torwart Remi Desbonnet seinen Teil beitrug und die deutschen Werfer mit 14 Paraden bei 30 Würfen schier zur Verzweiflung brachte.
Die Sache sei „zweischneidig“, befand Gislason, dass es 40 Minuten gegen den Olympiasieger und Rekordweltmeister so gut ausgesehen habe, mache ihn „stolz“, aber dann war der Bundestrainer doch auch schnell wieder beim Ärger über die vielen schlechten Abschlüsse und bei grundsätzlichen Defiziten, die außerhalb seines Einflussbereichs liegen.
Bei der Tiefe des französischen Kaders beispielsweise und den unzureichenden Wechselmöglichkeiten, die sich ihm bieten. Konkret vermisste Gislason Entlastung im Innenblock, wo der junge Julian Köster viel, vielleicht zu viel hat spielen müssen bei dieser WM, auch für Johannes Golla, der gegen Frankreich mit sechs Treffern bester deutscher Werfer war, gab es keine Alternative. Am Ende machte sich obendrein bei Spielmacher Juri Knorr der Verschleiß immer mehr bemerkbar, körperlich, aber gewiss auch mental: Einer allein kann so viel nicht schultern, und sei sein Talent noch so groß.
In diesem Zusammenhang haderte Gislason mehr als nur beiläufig mit dem Spielplan. Dass die Franzosen zwei Ruhetage nach dem letzten Hauptrundenspiel hatten, seine Deutschen dagegen nur einen, ärgerte den Bundestrainer. Er wolle nichts schönreden, sagte Gislason, aber das sei schon ein „großer Faktor“. Als Freund des Modells einer WM in zwei Ländern, aus der sich Verzwickungen bei den Spiel- und Reiseplänen ergeben, zeigte Gislason sich ausdrücklich nicht.