Bernhard Kempa : Der Fritz Walter des deutschen Handballs
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Bernhard Kempa feiert seinen 90. Geburtstag Bild: dpa
Der ehemalige deutsche Handballnationalspieler Bernhard Kempa wird 90 Jahre alt. Er ist der Erfinder des „Kempa-Tricks“ und „wird dem deutschen Handball ewig in Erinnerung bleiben“, sagt Bundestrainer Heiner Brand.
Es ist eine der eindrucksvollsten Szenen der Handball-Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland: In der Verlängerung des Halbfinales gegen Frankreich springt Linksaußen Dominik Klein hoch in den Kreis, fängt in der Luft den Pass von Markus Baur und trifft noch im Sprung mit seinem Wurf ins Tor der Franzosen. Mit diesem „Kempa-Trick“ erreicht die deutsche Nationalmannschaft die zweite Verlängerung, zieht kurz darauf in das Finale ein und wird schließlich Weltmeister. Der Mann, der diesen Trick einst erfand, saß bei der Partie vor drei Jahren in der Kölner Arena auf der Tribüne. Am Freitag wird die Göppinger Handball-Legende Bernhard Kempa 90 Jahre alt.
Er fühle sich gesund und fit, sagt Bernhard Kempa. Die Freude auf seinen runden Geburtstag ist groß, die Schar der Gratulanten ist es ebenfalls. Zu den Feierlichkeiten auf Burg Staufeneck in Schwaben erwartet der Träger des Bundesverdienstkreuzes viel Prominenz: den EU-Kommissar Günther Oettinger, den ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth und Dieter Hundt, den Aufsichtsratsvorsitzenden des VfB Stuttgart. Kempa habe sich eine solche Anerkennung verdient, sagt Bundestrainer Heiner Brand. „Welcher Spieler darf sich schon rühmen, einen Trick nach seinem Namen benannt zu sehen? Er wird im deutschen Handball ewig in Erinnerung bleiben.“
Handball statt Fußball
Dabei lässt sich die Karriere von Bernhard Kempa keinesfalls nur auf die Erfindung eines Tricks reduzieren: 1952 und 1955 gewann der Göppinger die Weltmeisterschaft im Feldhandball, insgesamt spielte er 31 Mal für die Nationalmannschaft. Dazu gewann Kempa als Spieler und Trainer von Frisch Auf Göppingen neun deutsche Meisterschaften und den Europapokal. Als er 1957 seine aktive Laufbahn beendete, schrieb das Fachmagazin „Handballwoche“, der deutsche Handball habe seinen Fritz Walter verloren.
Der „Kempa-Trick“ ist erhalten geblieben. 1954 führte Bernhard Kempa seinen Trick in einem inoffiziellen Länderspiel gegen Schweden zum ersten Mal vor. „Beim ersten Mal klappte es nicht, weil ich die Größe der schwedischen Spieler falsch eingeschätzt hatte“, erzählt Kempa. In einem Ordner hat er alle wichtigen Etappen seiner Sportler-Biographie aufbewahrt, auch die genaue Definition seiner Erfindung. „Ein Anspieler hebt den Ball über die Abwehr, sein Mitspieler springt möglichst hoch in den Wurfkreis, fängt den Ball noch im Flug und wirft ein Tor“, steht dort notiert. 56 Jahre später gehört dieser Spielzug, den es inzwischen auch in weiteren Varianten gibt, zum Standardrepertoire jeder hochklassigen Mannschaft. „Ich bin natürlich froh, dass ich es war, der den Trick erfunden hat. Dass er so gut ankommt, hätte ich damals auch nicht gedacht“, sagt Kempa, der 1920 im schlesischen Ort Oppeln geboren wurde und das Handballspielen beim Post-SV Oppeln gelernt hat.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in München wohnend, schlug Kempa ein Angebot des TSV 1860 aus, als Fußballspieler für die Oberliga-Mannschaft der Münchner aufzulaufen. Er blieb beim Handball und zog 1947 nach Göppingen, wo seine große Karriere begann. Mittlerweile spielt Bernhard Kempa nur noch Tennis. Auch mit 90 Jahren schwingt er beim TC Göppingen zweimal in der Woche den Schläger. Allerdings ohne Tricks.