Auftaktsieg bei Handball-EM : Alte deutsche Hasen erfolgreich am Ruder
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Spieler des Spiels: Deutschlands Handballer freuen sich gemeinsam mit Kai Häfner (Mitte) Bild: dpa
Die neuformierte Handball-Nationalmannschaft startet mit einem Sieg über Belarus in die EM. Doch zu Beginn wirken die vielen Debütanten nervös. Es sind die Routiniers, die den Erfolg perfekt machen.
Es war ja viel die Rede vom jungen deutschen Handballteam, das sich bei dieser Europameisterschaft in Ungarn und der Slowakei finden sollte, um gewappnet zu sein für die großen Aufgaben der kommenden Jahre. Doch vorneweg die alten Hasen arbeiteten am Freitagabend das am Ende überzeugende 33:29 (17:18) gegen Belarus heraus.
Die oft gescholtenen Melsunger Kai Häfner und Julius Kühn ermöglichten der Nationalmannschaft den erwünschten Auftakt in diese kontinentale Ballwerfer-Messe – dank der zusammen 14 Tore sammelten die Akteure des Deutschen Handballbundes (DHB) ihre ersten Punkte in der Ondrej-Nepela-Arena Bratislavas.
Häfner, 32, brauchte für seine acht Treffer zehn Versuche, sechs der acht Würfe Kühns (28) gingen ins Tor. Diese bestechende Ausbeute und eine im zweiten Durchgang aggressivere Deckung schufen die Grundlage eines Sieges, der die Deutschen zuversichtlich auf die Spiele gegen Österreich am Sonntag und Polen am Dienstag blicken lässt. „Es hat mir richtig gut gefallen, was im Angriff passiert ist“, lobte DHB-Sportvorstand Axel Kromer.
Er vergaß nicht zu bemerken, dass die deutsche Abwehr gegen Kreisläufer Artsem Karalek „60 Minuten richtig schuften“ musste. Das taten der neue Kapitän Johannes Golla und Patrick Wiencek nach zaghaften 30 Minuten zupackend und besser abgestimmt. Und als vorn Häfner, Kühn und der starke Linksaußen Marcel Schiller (acht Treffer) Wurfgenauigkeit bewiesen, lief die Partei spätestens ab dem 25:21 Schillers in der 41. Minute zugunsten der Deutschen.
Der erste Auftritt bei einem großen Turnier – immer auch eine Sache der Nerven. Nach den Testspielsiegen über Frankreich und die Schweiz war von Selbstvertrauen anfangs jedenfalls wenig zu spüren. Bis auf 7:2 setzte sich Belarus ab (11. Minute) und profitierte von der Champions-League-Erfahrung ihrer ersten Sieben. Ein 5:0-Lauf ebnete dem DHB-Team den Weg zu einer immerhin ausgeglichenen ersten Halbzeit.
Gislason vertraute Torwart Till Klimpke, Christoph Steinert, Sebastian Heymann und Schiller in der Start-Sieben – vier EM-Debütanten. Stabiler wurde es aber erst mit Kühn und Andreas Wolff im Tor. Gislason sagte: „Es waren die Erfahrenen, die das Ruder rumgerissen haben.“
Dass Wolff nicht beginnen würde, habe er „schon lange“ gewusst, erklärte der Isländer und verwies auf Klimpkes Trainingsleistungen. Belarus würde gut starten – das hatte der Bundestrainer dem Team in der Analyse vorgeführt. Dazu sagte der im Spielverlauf sicherer werdende Regisseur Philipp Weber: „Die spielen immer eine starke erste Halbzeit und lassen dann nach. Wir haben erst keinen Zugriff bekommen, sind aber ruhig geblieben.“
Schließlich schnauften die Deutschen in der Interviewzone einmal tief durch. „Das war ein typisches erstes Turnierspiel“, sagte Wiencek, „wir wussten nicht richtig, wo wir stehen. Wir haben das Spiel gut gedreht und sind froh über den ersten Erfolg.“ Ehe der DHB-Tross die wenigen hundert Meter ins Teamhotel per Bus zurücklegte, warnte Gislason noch vor dem nächsten Gegner: „Österreich hat sich enorm verbessert und wir haben außer zwei Punkten nicht viel gewonnen.“