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WM 2010 : Probleme? Alles halb so schlimm

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Danny Jordaan, Chef des südafrikanischen, lokalen WM-Organisationskomitees

Danny Jordaan, Chef des südafrikanischen, lokalen WM-Organisationskomitees Bild: AFP

Am kommenden Sonntag steht Südafrika bei der Auslosung der WM-Qualifikation im Mittelpunkt der Fußballwelt. Der Streik auf den Stadion-Baustellen ist überstanden, doch es gibt viele Probleme. Vor allem die Sicherheit macht große Sorgen.

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          Danny Jordaan ist dieser Tage allgegenwärtig in Durban. Der vielgefragte smarte Geschäftsführer des lokalen Organisationskomitees (LOC) der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika hat es dabei zu der bei Politik- und Marketing-Profis begehrten Meisterschaft gebracht, über Probleme so beruhigend zu reden, als wären sie keine oder, falls doch, schon in Kürze lösbar.

          Drei Tage vor der ersten öffentlichen Bewährungsprobe des ersten afrikanischen WM-Ausrichters in Durban hat der 56 Jahre alte frühere Aktivist des von Südafrikas Ikone Nelson Mandela geführten African National Congress (ANC) erstmals vom Podium des International Conventional Centres (ICC) gelächelt und dabei mit viel Charme über unangenehme Dinge geredet: den vorläufig beendeten Streik der Bauarbeiter in den WM-Stadien von Durban und Kapstadt, den noch andauernden Ausstand am WM-Standort Nelspruit, das landesweit schwärende Thema fehlende Sicherheit und das inzwischen überzogene WM-Budget der südafrikanischen Regierung. Und jedes Mal schienen die Aussagen im Subtext mit der Kernaussage untermalt: „Alles halb so schlimm“.

          „Eine WM, die das Prädikat Weltklasse verdient“

          Wer am späten Sonntagnachmittag in ebenjenem ICC die Welt mit einer, so Jordaan, „spektakulären Fernsehshow“ in Fußballspiellänge auf das Weltereignis in rund zweieinhalb Jahren einstimmen will, der hält sich ungern an den Orten der Zweifler auf. Lieber zeichnete der distinguierte Herr am Donnerstag das Bild einer schönen neuen Welt in seiner Heimat. „Wir wollen eine afrikanisch geprägte WM präsentieren, deren Gehalt das Prädikat Weltklasse verdient.“ Dem Ganzen soll die mutmaßlich makellos umrahmte Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen, bei der der hochgelobte vergangene WM-Gastgeber Deutschland in den neun Europa-Gruppen im Topf eins zu den topgesetzten Mannschaften gehört, einen optimalen Schub geben.

          Ehe aber die Scheinwerfer aufflammen, ging es noch einmal um die Streiks der Bauarbeiter, die mehr Geld fordern und zum Teil auch bekommen haben. „Das Streikrecht“, sagt Bürgerrechtler Jordaan, „ist ein Grundrecht in unserem Land. Es ist ein Teil der Demokratie.“ Sehr wohl, pflichtete ihm da Jérome Valcke, der neue Generalsekretär des Internationalen Fußball-Verbandes (Fifa), bei. Er ist Franzose und kennt „das Recht zu streiken aus meinem Land perfekt“.

          Gravierende Sorgen rund um die Sicherheit

          Bauverzögerungen seien überall in der Welt üblich, sagte Jordaan, ehe er das Hohe Lied auf das Arbeitsethos seiner Landsleute an den zehn Großbaustellen der kommenden WM-Stadien sang. „Wir zweifeln nicht an dem Ehrgeiz unserer Arbeiter, die verlorene Zeit wieder wettzumachen.“ Da assistierte Valcke aber gern: „Es gibt im Moment nirgendwo rotes Licht. Wir sind noch immer im Plan.“ Auch die Steigerung der WM-Ausgaben von 2004 budgetierten 1,8 Milliarden Euro um bis zu 350 Millionen Euro mehr sind nach Ansicht Jordaans dem Lauf der Dinge geschuldet.

          Als gravierender wird die Sicherheitslage empfunden. Die Kriminalitätsrate im Land ist hoch. In puncto Raub, Mord und Totschlag belegt Südafrika international einen Spitzenplatz. Auch Valcke wurde, kaum dass er am Dienstag in Johannesburg gelandet war, in den Zeitungen auf Anhieb vor Augen geführt, wo und wie es in dem großen Land brennt. Als der Fifa-General in Durban einschwebte, gewahrte er dann noch eine in Flammen stehende Raffinerie, die tags zuvor vom Blitz getroffen worden war. Feurio, da keimen schon mal Nachtgedanken.

          Jordaan: „Es gab nicht einen einzigen Zwischenfall“

          „Wir müssen“, forderte Jordaans besorgter Nebenmann am Donnerstag, „die Sicherheit bei der WM gewährleisten, sonst droht ein Albtraum.“ Jordaan wiegelte bei diesem für Südafrika gewiss unangenehmsten aller WM-Begleitthemen ab und verwies auf Erfahrungswerte bei den sportlichen Großveranstaltungen von gestern. „Ob 1995 bei der Rugby-Weltmeisterschaft, 1996 bei der Afrikameisterschaft im Fußball oder 2004 bei der Cricket-WM, es gab nicht einen einzigen Zwischenfall.“

          Diese Tradition fortzusetzen, bemühen sie sich erst einmal am Sonntag in Durban. Dort werden zusätzlich angeforderte 1000 Sicherheitskräfte die allgemeine Sicherheit zu gewährleisten suchen, auf dass die Menschen in Durban auch im Nachhinein stolz sein können auf ihr erstes global beachtetes Rendezvous mit der Welt des Fußballs. Fortsetzung folgt 2010, wenn das neue Moses-Mabhida-Stadion einer der zehn Weltmeisterschaftsschauplätze sein wird – vorausgesetzt, die Arbeit an der Arena wird auftragsgemäß zum Oktober 2009 fertig sein.

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