Kurioses in Europa League : Leverkusener Bank hilft dem Video-Schiedsrichter
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Schiedsrichter Slavko Vincic stand in Leverkusen mehr als ein Mal im Mittelpunkt. Bild: AFP
Erstmals gibt es auch in der Europa League die Hilfe der Videobilder für den Schiedsrichter. Beim Leverkusener Sieg über Porto sorgt das für einige Aufregung – und ein erstaunliches Szenario beim ersten Tor.
Das Spiel gegen den FC Porto war für Lars Bender der „erwartet harte Kampf“, doch das emotionale Auf und Ab durch den sogenannten „Videobeweis“ (VAR) fand der Kapitän von Bayer Leverkusen fast noch anstrengender. „Da wird man fünf Mal in den Himmel gehoben und kriegt fünf Mal wieder einen auf den Kopf“, sagte der frühere Nationalspieler. „Aber diesmal sind die Entscheidungen zum Glück für uns gefallen.“
Dennoch wurde am Ende fast wieder nur über den Videobeweis geredet. Und das an dessen erstem Einsatztag in der Europa League. Wer dachte, man habe seit der allgemeinen Einführung des VAR schon alle Szenarien erlebt, wurden wieder einmal eines Besseren belehrt. Keiner der Beteiligten konnte sich an eine Situation erinnern, in der ein Tor wie das von Lucas Alario (29.) erst gegeben, dann aberkannt und dann doch wieder gewertet wurde. Und dass ein Elfmeter wie der zunächst verschossene von Kai Havertz (57.) durch Intervention des VAR wiederholt wird, weil sich der Torhüter zu früh bewegt hat, war gar eine Premiere in einem Uefa-Wettbewerb.
„Einen Elfer zu verschießen, ist immer bitter. Aber am Ende ist mir das scheißegal, weil der zweite drin war“, sagte in derben Worten der sichtlich erleichterte Havertz, für den es der erste Treffer nach zwölf Europacup-Einsätzen war. Er sei unabhängig davon „ein Befürworter des Videobeweises“, versicherte der Nationalspieler. „Natürlich ist es scheiße, wenn man während der Entscheidung zwei, drei Minuten in der Kälte stehen muss“, sagte der 20-Jährige. „Aber das bringt die Regel so mit sich. Aber am Ende wird es gerechter.“
Das sah sein Trainer in Bezug auf diese Szene anders. Auf die Frage, ob er den Elfmeter hätte wiederholen lassen, antwortete Bosz offen und ehrlich: „Nein. Ich nicht. Aber ich bin auch kein VAR.“ Auch der Niederländer ist eigentlich ein Befürworter des Videobeweises, „aber wir dürfen es nicht übertreiben“, sagte er. „Die Regeln sind die Regeln. Der VAR ist dazu da, um es ehrlicher zu machen und dem Schiedsrichter zu helfen. Aber die Entscheidungen sind nicht immer richtig.“
Bereits vor dem 1:0 von Alario war es zu einem kuriosen Eingriff des Videoassistenten gekommen. Der Treffer wurde zunächst von Schiedsrichter Slavko Vincic gegeben, nach Videobeweis dann aber wegen vermeintlichem Abseits zurückgenommen. Doch die Leverkusener Bank reklamierte vehement beim vierten Offiziellen Rade Obrenovic. „Wir haben ein Tablet bei uns auf der Bank“, erklärte Bosz: „Wenn etwas passiert und der Schiedsrichter wartet, gucken wir uns die Szene schon einmal an. Dann wurde uns gesagt, dass es kein Abseits ist und dann waren wir wirklich überrascht, als er das Tor erstmal nicht anerkannt hat. Das haben wir dann dem vierten Offiziellen auch gesagt.“ Der Niederländer glaubt allerdings, dass der Treffer auch ohne die Beschwerden der Leverkusener Bank gezählt hätte: „Ich glaube, dass die sich das einfach noch einmal richtig angeguckt haben und dabei gesehen haben, dass es absolut kein Abseits ist“, sagte Bosz lächelnd.
Doch wirklich geärgert haben sich alle Leverkusener am Donnerstagabend nur über das Gegentor von Zé Luis 17 Minuten vor dem Ende. Das machte aus einer glänzenden Ausgangssituation für das Rückspiel am 27. Februar in Portugal eine knifflige. „Wenn man 2:0 führt und dann ein Gegentor bekommt, kann man damit nicht zufrieden sein“, sagte Bosz, der trotzdem gute Chancen auf das Erreichen des Achtelfinales sieht: „Wir haben das Spiel gewonnen. Und wir schießen fast jedes Spiel ein Tor. Auch auswärts.“
Die Bundesliga festigte nach einer erfolgreichen Europapokal-Woche derweil ihren dritten Platz in der Fünfjahreswertung der Europäischen Fußball-Union. In der neuen Uefa-Wertung vom Freitag führt Spanien mit 98,426 Punkten weiter klar vor England, das auf 87,176 Zähler kommt. Die Bundesliga folgt deutlich dahinter mit 69,927 Punkten und hat gut zwei Zähler mehr als Italien mit 67,367 Punkten.
Nach Angaben des Datendienstleisters Opta gab es in der K.o.-Phase des Europapokals erstmals seit 1993 wieder fünf deutsche Siege in einer Woche. In den Achtelfinal-Hinspielen der Champions League gewannen Borussia Dortmund mit 2:1 gegen Paris Saint-Germain und RB Leipzig mit 1:0 bei Tottenham Hotspur ihre Partien. Bayern München trifft erst in der kommenden Woche auf den FC Chelsea. In der Runde der letzten 32 in der Europa League setzte sich das Bundesliga-Trio am Donnerstag ebenfalls geschlossen durch. Eintracht Frankfurt schlug Salzburg 4:1, jeweils 2:1 gewannen Leverkusen gegen Porto und der VfL Wolfsburg gegen Malmö.