Uli Hoeneß vor dem Abschied : Keine Alternative zum FC Bayern
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Uli Hoeneß: „Wir haben es geschafft, unseren Fußballklub in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren.“ Bild: dpa
Der scheidende Bayern-Präsident Uli Hoeneß hält den Fußball als Ganzes für unverwüstlich – vor allem seinen eigenen Verein. Dennoch sieht er andere Klubs und den DFB vor Problemen.
Der scheidende Präsident von Bayern München, Uli Hoeneß, sieht den Fußball als Ganzes unverwüstlich. „Der Fußball macht gerade vieles, was ihn kaputtmachen müsste. Aber das Interesse ist weltweit ungebrochen, das beruhigt mich“, sagt Hoeneß in einem „Abschiedsinterview“ mit dem Klubmagazin „51“.
Sein Optimismus betrifft vor allem den eigenen Verein, bei dem er 49 Jahre als Spieler, Manager und Präsident tätig war. „Wir haben es geschafft, unseren Fußballklub in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren“, findet Hoeneß. „Ich höre bei den Sponsoren immer, dass es zum FC Bayern keine Alternative gibt. Ich glaube, dass unser Konzept in den nächsten Jahren prosperiert wie nie.“ Dagegen sieht er andere Klubs darauf zusteuern, „einen Schuldenberg jenseits einer Milliarde Euro anzuhäufen. Diese Klubs wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Das wird Große treffen.“
Auch die Situation beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) betrachtet Hoeneß kritisch. Dessen neuen Präsidenten Fritz Keller bezeichnet er zwar als „eine phantastische Besetzung“. Doch die Entwicklung der Nationalmannschaft stimme ihn bedenklicher, so Hoeneß. „Da hat man das Gefühl, das Interesse ebbt ab, und da sollten sich einige fragen, ob sie das richtige Konzept haben, ob man da nicht manchmal den Fußball am Menschen vorbei inszeniert.“
Die Entscheidung, sich in zwei Wochen auf der Jahreshauptversammlung nicht zur Wiederwahl zu stellen und, abgesehen von einem Platz im Aufsichtsrat, den Rückzug ins Privatleben anzutreten, habe er „keine Sekunde bereut“. Allerdings erklärt er in dem Gespräch, dass erst die aus seiner Sicht erfolgreiche Nachfolgeregelung für ihn und den Ende 2021 scheidenden Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge ihm den Abgang ermöglicht habe. Als sein Nachfolger steht der frühere Adidas-Chef Herbert Hainer bereit, als der von Rummenigge wird vom kommenden Jahr an der frühere Torwart und Kapitän Oliver Kahn eingearbeitet. „Wenn ich von Hainer und Kahn nicht völlig überzeugt wäre, hätte ich noch einmal kandidiert“, so Hoeneß. Die Deutung, er installiere zwei persönliche Vertraute in den Schlüsselpositionen, um selbst die Macht zu behalten, kommentiert er so: „Das behaupten nur Menschen, die hinter jedem Busch einen Feind sehen. So ticke ich nicht.“
Hoeneß sieht für sich eine Zukunft als „Elder Statesman“, der seinen Rat anbiete, ihn aber nicht aufdränge. Mit mehr Abstand zu allem könne er sich sogar vorstellen, „mal wieder Gast bei einer politischen Talkrunde zu sein“, so wie in der Zeit vor seiner Verurteilung 2013, als Hoeneß weit über den Fußball hinaus ein gefragter Gesprächspartner war. „Als Präsident des FC Bayern hatte ich mir das abgewöhnt, auch wegen meiner Steuersache.“ Diese sieht er als seinen „allergrößten Fehler“ an. „Das bereue ich zutiefst, und Kritik daran ist höchst berechtigt.“
Die Zäsur durch seine Haft sieht er im Rückblick als Lernprozess. „Damals konnte ich viel nachdenken und über das Leben lernen. So verrückt es klingt: Auch diese Zeit möchte ich nicht missen. In schweren Stunden erinnere ich mich an die Schicksale, die ich da mitbekommen habe. Einmal saß einer in meiner Kammer, obwohl er entlassen war. Er sagte, er wüsste nicht, wohin er soll. Keiner hat ihn abgeholt. Irgendwann saß er dann in einem Taxi. Ins Nirgendwo. Solche Erlebnisse gehen nicht spurlos an einem vorüber.“