https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/uefa-feiert-ihr-financial-fairplay-13677090.html

Sitzung des Exekutivkomitees : Uefa feiert ihr Financial Fairplay

  • Aktualisiert am

Lobt sich gerne selbst: der europäische Fußballverband Uefa Bild: AFP

Für den europäischen Fußballverband ist das Financial Fairplay ein Erfolgsmodell. Die Schulden der Vereine sollen um mehr als siebzig Prozent gesunken sein. Doch auch wenn die Regularien weiter verfeinert werden: Es regt sich Widerstand gegen das Programm.

          2 Min.

          Europas Fußballdachverband sieht sich mit der Einführung des nicht unumstrittenen Financial Fairplay (FFP) auf ganzer Linie bestätigt: Beim Exekutivmeeting der Uefa in Prag präsentierte der Verband offizielle Zahlen, denen zufolge der Gesamtschuldenberg aller zugehörigen Vereine seit der Einführung des Programms vor vier Jahren von 1,67 Milliarden Euro um mehr als 70 Prozent auf 487 Millionen Euro im vergangenen Jahr geschrumpft sein soll.

          Uefa-Boss Michel Platini und seine Funktionärskollegen wollen mit einem überarbeiteten Reglement nun für noch mehr Transparenz, mehr Wettbewerb und Chancengleichheit sorgen. Kernstück soll dabei das Voluntary Agreement (VA) sein, das einer Selbstanzeige im deutschen Steuerrecht gleichkommt. Zusammen mit anderen Anpassungen soll diese Maßnahme für Entlastung und Wachstum sorgen.

          Immer exzessiver

          „Das übergeordnete Ziel des finanziellen Fairplays bleibt unverändert, und wir gehen von einer Zeit der Sparpolitik in eine Zeit über, in der wir mehr Möglichkeiten für nachhaltiges Wachstum und Entwicklung bieten können“, erklärte Platini in einem Statement. Das immer exzessiver werdende Verhalten im europäischen Fußball im Umgang mit manchmal sogar nicht vorhandenem Geld hatte die Uefa 2009 zu Einführung des Financial Fairplay veranlasst. 2012 griff dann zum ersten Mal die Regel, nach der Vereine nicht mehr über ihre Verhältnisse leben dürfen.

          Schon damals hatte FC-Bayern-Präsident Karl-Heinz Rummenigge die Einführung des Financial Fairplay begrüßt und alle Vereine zur Unterstützung des neuen Reglements aufgerufen. „Die Regeln zum finanziellen Fairplay sind ein sehr wichtiges Instrument für Klubs, um ihre wirtschaftliche Situation zu kontrollieren“, sagte der Vorsitzende der Europäischen Klub-Vereinigung nun in Prag. Er appellierte an die Klubs, „das System des finanziellen Fairplays weiterhin zu unterstützen und innerhalb des Rahmens der neuen Vorschriften zu wirtschaften“.

          Bis heute stehen 24 Vereine in Europa nach einem Verstoß gegen das Financial Fairplay unter Beobachtung der Uefa und dürfen nicht mehr ausgeben, als sie einnehmen. Ihnen wurde ein sogenanntes Settlement Agreement aufgezwungen, das mit finanziellen Sanktionen verbunden ist. Mitte Mai wurden die größten Sünder – Manchester City und Paris St. Germain – die aus Abu Dhabi beziehungsweise Qatar mit märchenhaften Summen finanziert werden, wegen Verstößen mit einer Rekordstrafe von jeweils 60 Millionen Euro belegt.

          Diese Strafen fielen weg, würden sich die Vereine freiwillig melden. Darüber hinaus hätte der Klub nicht nur drei, sondern vier Jahre Zeit, seine Schulden zu tilgen. Zudem dürfe der Klub in einem von der Uefa abgesegneten Businessplan auch ein Defizit einkalkulieren, wenn der Haushalt am Ende wieder ausgeglichen ist.

          „Investoren werden ermutigt“

          Kritiker halten der Uefa derweil vor, dass das Financial Fairplay Wachstum verhindere und Investoren abschrecke. Ein Spielerberater klagt zudem vor dem Europäischen Gerichtshof, weil die Vereinbarung gegen das Wettbewerbsrecht verstoße. „’Wenn ich investiere, verstoße ich gegen die Regeln’. Das ist das Argument, was uns vorgehalten wird“, erklärte Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino in Prag. „Wir sind aber überzeugt davon, dass mit diesen neuen Regeln Investoren ermutigt werden, sich im europäischen Fußball zu engagieren.“

          Infantino nannte in diesem Zuge das Beispiel Borussia Dortmund: Der BVB entging 2005 der Zahlungsunfähigkeit. Der Stand der Verbindlichkeiten lag bei 122 Millionen Euro, nach dem Stadionrückkauf gar bei 180 Millionen. Nach Jahren harten Sparens meldet sich der einzige deutsche börsennotierte Klub im November 2014 dann aber schuldenfrei.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Gespräch an einem kleinen Tisch: Xi und Putin am Montag im Kreml

          Xi bei Putin : Ein Tête-à-Tête ungleicher Partner

          Der chinesische Staatschef Xi Jinping ist bei Wladimir Putin in Moskau eingetroffen. Gegenüber dem Gast aus Peking tritt Russlands Präsident ungewohnt devot auf.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.